Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - A054
DOI: 10.1055/s-0029-1238972

Zyklische Expression von Östrogenrezeptor beta und seinen Splicevarianten im Endometrium von Patientinnen mit und ohne Endometriose

I Juhasz-Böss 1, 2, C Lattrich 1, C Fischer 1, D Wallwiener 2, O Treeck 1, O Ortmann 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universität Regensburg
  • 2Universitätsfrauenklinik Tübingen

Einleitung: Die Rolle von Östrogenrezeptor beta (ERß) in der Pathogenese der Endometriose wird in der Literatur zunehmend diskutiert. Ziel unserer Arbeit ist es, neben der Expression von ERα die zyklische Expression von ERß und v.a. seiner Splicevarianten im humanen Endometrium zu untersuchen. Zudem sollen Unterschiede in der Expression der ERß Splicevarianten im zyklischen Endometrium von Frauen mit und ohne Endometriose untersucht werden.

Methode: Prospektive Endometriumasservierung von Patientinnen mit bzw. ohne Endometriose. RNA Isolierung aus endometrialem Frischgewebe sowie Bestimmung der ER mittels quantitativer RT-PCR. Untersuchung der Expression von ER α, ß1, ß2, ß4, ß5, ßΔ125 und ßΔ1256. Vergleich der Ergebnisse in Abhängigkeit von der Zyklushälfte sowie dem Vorliegen einer Endometriose.

Ergebnisse: Endometriumproben von insgesamt n=10 gesunden Patientinnen (n=5 pro Zyklushälfte) und von 8 Endometriosepatientinnen (n=5 in der 1. Zyklushälfte, n=3 in der 2. Zyklushälfte) wurden untersucht. Es konnte in allen Zyklushälften ERα, ß1, ß2 sowie ß5 nachgewiesen werden, wohingegen ERß4, ßΔ125 und ßΔ1256 im humanen Endometrium nicht exprimiert waren.

ERα ist gegenüber ERβ1, β2 und β5 im Gesamtkollektiv zyklusunabhängig signifikant stärker exprimiert (p=0,003, p=0,004 bzw. p=0,002). Zwischen den einzelnen Zyklushälften konnte kein statistisch signifikanter Unterschied in der Expression der jeweiligen Rezeptoren festgestellt werden (p>0,05).

In der Gruppe der Patientinnen ohne Endometriose (gesund) ist die Expression von ERα in der 1. Zyklushälfte signifikant stärker als die von ERβ1, β2 und β5 (jeweils p<0;05). In der 2. Zyklushälfte ist zwar ERα im Vergleich zu ERβ5, nicht jedoch im Vergleich zu ERβ1 oder β2 signifikannt stärker exprimiert.

In der Gruppe der Patientinnen mit Endometriose konnte in der 1. Zyklushälfte zwischen der Expression von ERα und allen anderen untersuchten ERβ-Isoformen kein statistisch signifikanter Unterschied nachgewiesen werden. ERα war jedoch in der 2. Zyklushälfte signifikant stärker exprimiert als ERβ1 (p=0,029), β2 (p=0,029) und β5 (p=0,033).

ERβ5 war in der Gruppe der Patientinnen mit Endometriose in der 1. Zyklushälfte signifikant stärker exprimiert als ERβ1 bzw. β2 (p=0,008 bzw. p=0,013). Dieser Unterschied war in der 2. Zyklushälfte statistische nicht mehr signifikant.

Zwischen Patientinnen mit und ohne Endometriose zeigte sich eine signifikant höhere ERα/ERβ1-Ratio bei gesunden Patientinnen in der 1. Zyklushälfte vs. Endometriosepatientinnen in der 1. Zyklushälfte (p=0,047).

Schlussfolgerung: Die Rezeptoren ERα, β1, β2, sowie β5 werden im humanen Endometrium exprimiert. Die einzelnen Rezeptoren unterscheiden sich untereinander hinsichtlich der Expressionsstärke, unterliegen jedoch keinen relevanten Zyklusschwankungen. Auffallend ist ein unterschiedliches Verhältnis der einzelnen ER Splicevarianten untereinander in Abhängigkeit von der Zyklushälfte sowie dem Vorliegen einer Endometriose. Patientinnen mit und ohne Endometriose unterscheiden sich signifikant hinsichtlich der ER α/ER β1-Ratio Expression. Damit scheint ERß neben der zyklischen Regulation des Endometriums auch bei der Pathogenese der Endometriose von Bedeutung zu sein. Weitere Untersuchungen müssen die Rolle von ERß in der Pathogenese endometrialer Erkrankungen bestätigen.