Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - FV_N_08_04
DOI: 10.1055/s-0029-1222815

Klinisches Ethik Komitee in der Kinder-Intensivmedizin und Neonatologie: Einbindung in Entscheidungsfindungen – Exemplarische Darstellung des Vorgehens anhand eines Fallbeispiels

S Trepels-Kottek 1, A May 2, M Schoberer 1, D Gross 2, T Orlikowsky 1
  • 1Universitätsklinikum Aachen- Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neonatologie- Pädiatrische Intensivmedizin, Aachen
  • 2Universitätsklinikum Aachen- Institut für Ethik, Theorie und Geschichte der Medizin, Aachen

Einführung: Entscheidung über Therapiebeendigung bei Kindern sind für Eltern und Teams belastend. Das Klinische Ethik Komitee (KEK) kann beratend hinzugezogen werden, um ein ethisches Votum als Orientierungshilfe geben.1 Fall: Gesunder 11-jähriger Junge wird nachts aus unklarer Ursache apnoeisch und pulslos. 40 Minuten Reanimation und Primärversorgung, dann Verlegung in unser Zentrum. Zunächst Hirnödem, dann schwerster hypoxischer Hirnschaden. Stabile Herz-/Kreislaufsituation unter Beatmung. Wegen Restaktivität im EEG keine Feststellung des Hirntodes. Ethisches Dilemma: Konsens war, dass es keine Therapieoptionen gab, aber Abwarten oder Beenden der Beatmung? Zu Letzterem äußerten Teammitglieder Bedenken. Die Eltern wollten nicht Stellung zum Therapieabbruch beziehen.

Fragen an das KEK: Bestes Vorgehen und Einstellung der Beatmung ohne Festestellen des Hirntodes möglich? Ziel der Beratung war eine Konsensfindung trotz unterschiedlicher Wahrnehmungen und persönlichen Empfindungen der beteiligten Personen.

Vorgehen: Treffen des Teams mit 4 Mitgliedern des KEK. Beleuchtung der Problematik anhand von Anamnese, Verlauf, Diagnostik, elterlicher Meinung und möglichem Vorgehen. Klärung rechtlicher Fragen und Eruieren von Möglichkeiten einer Therapiebegrenzung. Beschlossen wurde nach Anstoß von außen, mangels medizinischer Indikation die lebensverlängernde medizinische Behandlung durch Therapieminimierung zu beenden, wodurch der Tod früher eintreten würde.

Zusammenfassung: Schwierige ethische Situationen führen zu moralischem Stress und persönlicher Unzufriedenheit. Das KEK kann als kompetentes, multiprofessionelles und stationsexternes Beraterteam die Entscheidungsfindung unterstützen.

Literatur: 1. Ethikberatung in der klinischen Medizin (2006): Stellungnahme der Zentralen Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin und ihren Grenzgebieten (Zentrale Ethikkommission); Deutsches Ärzteblatt 103, Heft 24 (16.06.2006), S. A1703-A1707