Dtsch Med Wochenschr 1973; 98(4): 139-147
DOI: 10.1055/s-0028-1106764
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Sprachverständnisstörungen bei aphasischen und nicht aphasischen Hirnkranken

Disorders of language comprehension in aphasic and non-aphasic patients with brain diseaseK. Poeck, W. Hartje, M. Kerschensteiner, B. Orgass
  • Abteilung Neurologie der Technischen Hochschule Aachen (Vorstand: Prof. Dr. K. Poeck)
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Publication Date:
08 April 2009 (online)

Zusammenfassung

An 41 aphasischen und 56 nicht aphasischen Hirnkranken wurde das Sprachverständnis mit einer breit angelegten Testserie unter Berücksichtigung der Kontrollvariablen Lebensalter und Intelligenzquotient untersucht. Dabei fand sich, daß drei Verfahren, die bisher zum allgemeinen Standard der klinischen und wissenschaftlichen Untersuchungsmethode gehören, nämlich Prüfung des Verständnisses für Objektnamen, Farbennamen und einfache Aufforderungen, keine Unterscheidung zwischen Hirnkranken mit und ohne Aphasie ermöglichen. Diese Verfahren sind also für die Prüfung auf eine aphasische Störung im Sprachverständnis ungeeignet. Auch ein eigener Test »richtige und falsche Behauptungen« brachte keine eindeutigen Ergebnisse. Aufgaben, die Intelligenztests verwandt sind, erfassen also das Spezifische der aphasischen Verständnisstörung nicht. Allein der Token-Test gestattete eine sichere Feststellung der rezeptiven aphasischen Störung. So gut wie alle Aphasiker unterschieden sich in den Token-Test-Leistungen von nicht aphasischen Hirnkranken. Nach einer Kreuzvalidierung früherer Ergebnisse unserer Arbeitsgruppe wird ein neuer Grenzwert im Token-Test vorgeschlagen. Sprachverständnisstörungen bei den verschiedenen Typen von Aphasie sollten nicht global, sondern differenziert mit linguistischen Methoden untersucht werden.

Summary

Language comprehension was investigated in 41 aphasic and 56 non-aphasic patients with brain disease, using a wide series of tests and taking into account age and intelligence quotient. It was found that three tests which have previously been part of the general routine clinical and scientific investigations, namely tests for comprehension of object names, colour names and simple commands, cannot distinguish between patients with and without aphasia. These tests are, therefore, unsatisfactory for aphasic disorders of language comprehension. A test developed by the authors, »right and wrong statements«, gave equivocal results. Tests which use the intelligence test are not suitable for the specific abnormality of aphasic disorder of comprehension. Only the Token test makes it possible to make definite statements on receptive aphasic disorders. Practically all aphasics scored differently in the Token Test from non-aphasic patients with brain disease. Cross validation of earlier results of the authors' group provides a new limit for the Token Test. Disorders of language comprehension in the various types of aphasia should not be tested globally but only in a differentiated form.

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