Fortschr Neurol Psychiatr 2023; 91(03): 78-79
DOI: 10.1055/a-2014-6435
Editorial

Wenn der Zweifel zum Zwang wird

When doubt becomes compulsion
Wolfgang Gaebel

Die vorliegende dritte Ausgabe 03/23 der Fortschritte der Neurologie Psychiatrie behandelt u. a. eine Thematik, die in der Akzeptanz sowie Weiterentwicklung von Diagnostik und Therapie in der Medizin, aber auch in der alltäglichen Entscheidungssituation von „entscheidender“ Bedeutung ist – der Fähigkeit zum Zweifel. Karl Jaspers (1965) spricht hier in Abgrenzung pathologischer Zwangsphänomene von einem „besonnenen Abwägen der Gründe, das zu Unentschiedenheit führt, die als ein psychologisch einheitliches Urteil erlebt wird“ [1]. Kritische Rationalität, das Prüfen und Abwägen mit sind Voraussetzung von Entscheidungen im Alltag, deren Richtigkeit sich – intuitiv oder systematisch getroffen – in der Praxis sehr schnell erweisen kann. In der wissenschaftlichen Medizin ist dieses Verfahren in der evidenzbasierten Medizin zur aufwendigen wissenschaftlichen Subdisziplin entwickelt, die mittels systematischer Literaturrecherche, -auswertung und Konsensfindung sowie geprüfter Empfehlungen zur Bewertung und zum Einsatz möglichst treffgenau wirksamer und nebenwirkungsarmer neuer Therapieverfahren, Versorgungsmöglichkeiten oder anderer Innovationen mit entsprechenden „Leitlinien“ beiträgt.



Publication History

Article published online:
14 March 2023

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  • Literatur

  • 1 Jaspers K. Allgemeine Psychopathologie. 1965, 8., unveränderte Auflage. Springer-Verlag; Berlin Heidelberg New York:
  • 2 Fortschritte der Neurologie·Psychiatrie 2020; 88: 12