Geburtshilfe Frauenheilkd 1992; 52(9): 526-532
DOI: 10.1055/s-2007-1023174
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prognostische Bedeutung der CA 125-Halbwertszeit für den weiteren Krankheitsverlauf beim Ovarialkarzinom

Prognostic Significance of CA 125 Half-Life for the Further Outcome of Patients with Advanced Ovarian CancerW. Meier, P. Stieber1 , A. Fateh-Moghadam1 , W. Eiermann, H. Hepp
  • Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. H. Hepp) und
  • 1Institut für Klinische Chemie (Direktor: prof. Dr. D. Seidel) im Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publication Date:
18 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Da sich nur ca. 30% der Patientinnen mit Ovarialkarzinom in den frühen Stadien vorstellen, richtet sich das Hauptinteresse mangels einer effektiven Screening-Methode auf die Verbesserung der Behandlungsqualität in den hohen Stadien. Dabin ist unter Behandlungsqualität die Anpassung an individuelle Gegebenheiten der Patientin und des Tumors zu verstehen. Es macht beispielsweise keinen Sinn, bei primärer Progression unter Chemotherapie die aggressive Behandlung fortzusetzen und die Patientin weiter den schweren Nebenwirkungen der Zytostase auszusetzen. Erstaunlicherweise ist es beim Ovarialkarzinom bis heute nicht gelungen, gesicherte oder auch vermutete Prognosefaktoren bzw. Prognoseparameter in die Therapie mit einzubeziehen. Dies liegt sicherlich zum Teil daran, daß die bisher beschriebenen Parameter, wie Tumorstadium, initialer Tumorrest und Tumorgrading in der Wertigkeit als nicht sehr zuverlässig angesehen werden. Als einziger wesentlicher Faktor wird heute lediglich der initiale Tumorrest betrachtet. 1988 berichtete van der Burg erstmals über die mögliche prognostische Bedeutung der CA 125 Halbwertszeit. In unserer Untersuchung sollte überprüft werden, inwieweit diese Halbwertszeit in die weiteren therapeutischen Überlegungen mit einbezogen werden kann. Im Zeitraum Januar 1984 bis Juni 1990 wurden an unserer Klinik 346 Patientinnen mit Ovarialkarzinom primär therapiert. Bei 292 dieser Frauen lagen präoperativ die CA I25-Werte vor, 220 Patientinnen wiesen einen kompletten Tumormarkerverlauf über zumindest 6 Monate auf, so daß in diesen Fällen die CA 125-Halbwertszeit berechnet werden konnte. Betrachtet man die Überlebenszeit, so zeigt sich ein signifikanter Unterschied zwischen Patientinnen mit einer Halbwertszeit bis 20 Tagen und einer Halbwertszeit über 20 Tagen. Die mittlere Überlebenszeit im ersten F'all beträgt 50 Monate, während die Überlebenszeit in der anderen Gruppe bei 23 Monaten liegt. Ein interessanter Aspekt ergibt sich, wenn die Halbwertszeit über 20 Tage noch unterteilt wird in eine Gruppe zwischen 20 und 40 Tagen und eine Gruppe über 40 Tagen, Es zeigt deutlich das schlechtere Abschneiden in der letzteren Gruppe. Auch bezüglich der rezidivfreien Zeit zeigen sich die gleichen signifikanten Unterschiede. Unsere Ergebnisse berechtigen zu der Feststellung, daß die CA 125-Halbwertszeit zukünftig in der Therapieentscheidung eine zunehmende Rolle spielen wird. Dabei kann insbesondere den Patientinnen eine weitere belastende Chemotherapie erspart werden, die im fortgeschrittenen Stadium eine Halbwertszeit von mehr als 40 Tagen aufweisen.

Abstract

Since only approx, 30 % of patients with ovarial carcinoma present themselves in the early stages, and as a result of the lack of effective Screening methods, primary interest has been applied to the improvement of the treatment quality in the later stages. Improvement of therapeutic strategies implies an adaptation of specific characteristics of the patient and the tumour. For instance, in cases of primary progression during chemotherapy, it is not justified to eonlinue an aggressive treatment, which causes additional serious side effects. Surprisingly, it has not been possible, to utilize established or suspected prognostie factors for treatment Strategies in ovarian cancer. This might result, in part, from the uncortainty of criteria such as stage of disease, residual tumour and histological grading. The Single most relevant prognostic factor today is the residual tumour mass. In 1988 van der Burg suggested for the first time a potential prognostie relovanco of the CA 125 half-life. This study was designed, to investigate the use of CA 125 half-life in therapeutic strategies. From January 1984 to June 1990, 346 pationts with primary ovarian cancer were treated at our Institution. Preoperative CA 125 levels were determined in 292 patients; in 220 patients the levels were complete for a period of more than 6 months so that the CA 125 half-life could be calculated. Survival times of patients with a half-life of less than 20 days were signiflcantly (p < 0.0001) different from patients with a half-life of more than 20 days. Mean survival of patients within the first group was 50 months and 23 months within the second group. An additional interesting finding resulted from analysing the subgroup with a half-life between 20 and 40 days and more. These data indicate a dramatically compromisod prognosis for patients within the latter group. Simular results were obtained, if the time until recurrence was used as an end point. Our results indicate, that the CA 125 half-life might play an increasing role in planning therapeutic strategies. In particular it might be possible to avoid furthor aggressive chemotherapy in patients with a CA 125 half-life of more than 40 days.

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