Nervenheilkunde 2013; 32(11): 848-855
DOI: 10.1055/s-0038-1628559
Kindesmissbrauch
Schattauer GmbH

Weiterbildungsbedarf im ärztlichen, psychotherapeutischen und pädago-gischen Handlungsfeld im Umgang mit sexuellem Kindesmissbrauch

Ergebnisse einer deutschlandweiten Online-Befragung[*] Qualification needs in medical, psychotherapeutic and educational environments to react on child sexual abuseResults of an online-survey in Germany
H. Liebhardt
1   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm
,
E. König
1   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm
,
U. Hoffmann
1   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm
,
J. Niehues
1   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm
,
J. Rittmeier
1   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm
,
J. M. Fegert
1   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

eingegangen am: 25 July 2013

angenommen am: 08 August 2013

Publication Date:
24 January 2018 (online)

Zusammenfassung

In einer Online-Befragung im Frühjahr 2012 wurden 1081 Berufstätige aus medizinisch-psychotherapeutischen und pädagogischen Handlungsfeldern zu ihrem Aus-, Fort und Weiterbildungsbedarf in Bezug auf die The-matik sexueller Kindesmissbrauch und zur Lehrmethode E-Learning befragt. Die meisten berichteten über Erfahrung mit Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch und Unsicherheiten in der Gesprächsführung mit betroffenen Kindern und Jugendlichen bzw. mit Eltern, Unsicherheiten mit rechtlichen Vorgaben und dem Erkennen von Auffälligkeiten und Hin-weiszeichen und sehen darin ihren Bildungs-bedarf. Die Lehrmethode E-Learning wird als flexibles Lernmedium generell zwar begrüßt, dennoch werden einschränkend die erhöhte Selbstmotivation und der fehlende persönliche Austausch kritisiert. Als Fazit kann festgehal-ten werden, dass eine grundlegende und kon-tinuierliche Aus-, Fort- und Weiterbildung im Umgang mit Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch für medizinische Berufsgruppen not-wendig ist und dass E-Learning in einem vielfältigen Angebotsspektrum eine geeignete Lehrform darstellen kann.

Summary

Vocational education and training of medical-therapeutic and educational staff in handling sexual child abuse cases was defined as a priority by the Round Table Sexual Child Abuse initiated by the German government in 2010. In spring 2012 an online-survey with 1081 professionals in the medical-therapeutic and educational field was conducted to assess their need of qualification and their attitude towards E-Learning as a learning method. Most people report about experience with cases of child sexual abuse and insecurities in communicating with the affected child / teenager respectively the parents, insecurities in legal regulations and in recognizing behavioral problems. In these fields they also see their need of qualification. E-Learning is appreciated as a flexible learning-method. Limitations are seen in the increased level of self-motivation and the lacking personal interaction. In summary it can be stated, that basic and continuous vocational education and training in handling sexual child abuse is necessary and that E-Learning represents an appropriate learning method.

* Die Autoren haben die vorliegende Studie im Rahmen des vom BMBF drittmittelgeförderten Projektes zur Entwicklung eines E-Learning-Curriculums „Prävention von sexuellem Kindes-missbrauch” durchgeführt.


 
  • Literatur

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