Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2011; 43(3): 129-131
DOI: 10.1055/s-0030-1257671
Praxis
© Karl F. Haug Verlag MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Gutes Sterben erfordert mehr als die Respektierung der Autonomie

Giovanni Maio
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Publication Date:
21 October 2011 (online)

Zusammenfassung

Die Onkologie ist eine Disziplin, die es mit den Grenzerfahrungen des Menschen zu tun hat. Mit ihrer Diagnostik führt sie unweigerlich den Menschen an die existenzielle Erfahrung des Sterbenmüssens heran. Gleichzeitig aber versäumen weite Teile der Medizin eine vertiefte Beschäftigung mit dem Sterben als eine Existenzerfahrung des Menschen. Stattdessen wird das gute Sterben zuweilen reduziert auf ein autonomes Sterben. Dass aber die Gewährung von Autonomie allein nicht ausreicht, um ein gutes Sterben zu ermöglichen, ist Grundthese dieser Arbeit. Stattdessen wird dafür plädiert, den Wert der Gelassenheit neu zu entdecken, wie er in einer neuen Kultur der Sorge für den kranken Menschen gelebt werden könnte. Statt einer Glorifizierung des Lebens in Unabhängigkeit wird für eine neue Kultur der Angewiesenheit plädiert.

Summary

Oncology has to do with existential suffering of man. Diagnostics in oncology forces the patient to reflect on his end of life. At the same time medicine does too rarely reflect itself on the meaning of death for the existence of man. Instead of an existential reflection medicine too often reduces the concept of a well dying to a mere concept of autonomy. But well dying means more than respecting autonomy. It means to relearn releasement; it means to relearn care for others. The paper leads to a critique of an autonomy-oriented concept of dying and pleads for a new culture of releasement and care.

 
  • Literatur

  • 1 Maio G. Mittelpunkt Mensch – Ethik in der Medizin. Stuttgart: Schattauer; 2011