Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(5): 156-159
DOI: 10.1055/s-0028-1131224
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ein Beitrag zum Mechanismus vegetativer Reflexe1

Alexander Sturm
  • Med. und Nervenklinik der Städt. Krankenanstalten Wuppertal-Barmen (Direktor: Prof. Dr. A. Sturm)
1 Nach einem Vortrag in der Weserberglandklinik Höxter am 2. 5. 1952.
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Beim vegetativen Reflex ist die Rückwirkung der vegetativ erregten Peripherie auf die vegetative Zentrale zu berücksichtigen. Nach einem Hinweis auf die Untersuchungen von E. von Holst über das gegenseitige Verhältnis zwischen Zentralnervensystem und Peripherie, die „reafferent” die Reaktionsfähigkeit der Zentrale beeinflußt, werden die von vegetativen Reflexen ausgelösten hormonalen Rückwirkungen am Beispiel der „reafferenten Stress-Effekte” von Adrenalin, Thyroxin und Insulin besprochen. Aus experimentellen Untersuchungen anläßlich der Analyse der Glukagonwirkung und aus Beobachtungen an Pankreasinseladenomen wird auf eine vegetativnervöse (durch Prominal und Dihydroergotamin hemmbare) Wirkung des Insulins auf das vegetative Zentralorgan geschlossen. Die vom Insulin ausgelösten zentral-nervösen Impulse führen — wahrscheinlich via Sympathikus — zur Glukagonausschüttung aus dem Pankreas und bei Hyperinsulinismus zu schweren Alterationen des Zentralorgans selbst, wodurch das klinische Krankheitsbild weitgehend bestimmt wird. Die an der pathologischen Insulinwirkung beobachtete Reafferenz ist aber nur ein Beispiel für einen allgemeinen Wirkungsmechanismus, der für die klinische Pathologie vieler sogenannter zentrogener Krankheiten maßgebend ist und auch in der Bückowschen Lehre von den Organinterrezeptoren zum Ausdruck kommt.

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