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Übersichtsarbeiten

"Second victim" - Umgang mit der Krise nach dem Fehler

Published Online:https://doi.org/10.1024/0040-5930/a000300

Behandlungsfehler haben nicht nur Folgen für Patienten ("first victims"), sondern auch für die Verursacher. Fast alle medizinischen Fachpersonen werden im Laufe ihrer Berufsausübung einmal zu einem sog. "zweiten Opfer" oder "second victim" durch die Beteiligung an einem Fehler. Untersuchungen zeigen, dass eine solche Beteiligung zu starken Belastungen der Mitarbeiter führen kann, bis hin zu Burn-out, Depression und beruflichen Krisen. Zudem weisen Betroffene Einbußen in ihrer Leistungsfähigkeit auf und gefährden damit zusätzlich die Patientensicherheit. Ein typisches psychologisches Reaktionsmuster nach einem Fehler ist die Schuldzuweisung, denn nach der Attributionstheorie wird unser Selbstwert stabilisiert, indem wir die Schuld für einen Fehler einer anderen Person zuschreiben, also einen Sündenbock suchen. Der Beschuldigte wird alleine gelassen und ist dadurch zusätzlich belastet. Wenn diese Folgeerscheinungen der Beteiligung an einem Fehler nicht systematisch und konstruktiv angegangen werden, kann ein Teufelskreis daraus resultieren, der nicht nur individuell tragisch ist, sondern auch relevant für die Patientensicherheit und den Betrieb.

Medical errors do not only harm patients ("first victims"). Almost all health care professionals become a so-called "second victim" once in their career by being involved in a medical error. Studies show that error involvement can have a tremendous impact on health care workers leading to burnout, depression and professional crisis. Moreover persons involved in errors show a decline in job performance and jeopardize therefore patient safety. Blaming the person is one of the typical psychological reactions after an error happened as the attribution theory tells. The self-esteem gets stabilized if we can put blame on someone and pick out a scapegoat. But standing alone makes the emotional situation even worse. A vicious circle can evolve with tragic effect for the individual and negative implications for patient safety and the health care setting.