Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen
Evidenz in der Gesundheitsversorgung / Evidence in Health CarePriorisierung und Rationierung von Arzneimittel – eine experimentelle Analyse von DiskussionsprozessenPriority setting and rationing of pharmaceuticals – an experimental analysis of discussion processes
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Einleitung
Die Diskussion über die Priorisierung von Gesundheitsleistungen ist in den vergangenen Jahren in Deutschland nur schleppend verlaufen. Während im europäischen Ausland bereits Ende der 1980er Jahre über den Umgang mit der wachsenden Diskrepanz zwischen medizinischer Machbarkeit und nachhaltiger Finanzierbarkeit diskutiert wurde, stieß das Thema hierzulande in der politischen Debatte lange Zeit auf geringe Resonanz. Aufgrund der Fokussierung auf Maßnahmen zur Einnahmensteigerung wurde eine
Studiendesign
Aufgrund der Komplexität der Fragestellung und des Ziels, personenspezifische Einflussfaktoren zu identifizieren, wurde ein qualitatives Forschungsdesign gewählt. Die Autoren entschieden sich hierbei für Gruppendiskussionen, da die angestrebten kollektiv bedingten Entscheidungsprozesse nur im Rahmen von Diskussionen in einer Gruppe erfasst werden können, nicht durch Formen der Einzelbefragung. Gruppendiskussionen wurden bereits häufig als Instrument zur Erfassung von Entscheidungsprozessen
Ergebnisse
Bezüglich der Frage nach einer Erstattungsreihenfolge wurden in allen Gruppen zwei Szenarien diskutiert. Im ersten sollte ein Konsens zur Priorisierung gefunden werden ohne Budgetrestriktion einbeziehen zu müssen. Anschließend erfolgte der Diskurs unter der Annahme eines fiktiven Budgets. Die Teilnehmer diskutierten dabei eine Vielzahl von Kriterien, welche sie zum Teil miteinander in Beziehung setzten (Abbildung 1). Bei der anschließenden Auswertung und Interpretation konnten zwei Kernkomplexe
Diskussion
Dies ist die erste deutsche Studie, die einen konkreten Diskussionsverlauf zur Priorisierung von Arzneimitteln auf der Meso Ebene analysiert. Vereinzelte qualitative Untersuchungen zu den Präferenzen verschiedener Personengruppen existieren [20], [21], [22], basieren aber meist auf individuellen Sichtweisen, die im Rahmen von Interviews und nicht bei der Anwendung der Kriterien im Kontext einer Diskussion erfasst wurden und demnach zum Vergleich der Ergebnisse nicht herangezogen werden können.
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Literatur (33)
- et al.
Kriterien der Priorisierung aus gesellschaftlicher Sicht
Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen
(2009) - et al.
„Quick and dirty numbers“?
Journal of Health Economics
(2006) Besonderheiten von Onkologischen Studien im Rahmen der frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln. Zeitschrift für Evidenz
Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen
(2015)Priorisierung medizinischer Leistungen im System der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV): Stellungnahme der Zentralen Kommission zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin und ihren Grenzgebieten (Zentrale Ethikkommission) bei der Bundesärztekammer
deutsches Ärzteblatt
(2007)Gesundheit für alle – wie lange noch? Rationierung und Gerechtigkeit im Gesundheitswesen
Hamburg
(2007)- Baumann M, Meyers-Middendorf J. Ausgaben und Einnahmen driften auseinander [cited 03 May 2016]; Available from:...
- et al.
Prioritatensetzung im deutschen Gesundheitswesen–die Triade zwischen Rationierung, Rationalisierung und rationaler Allokation
Gesundheitswesen (Bundesverband der Arzte des Offentlichen Gesundheitsdienstes (Germany))
(2000) - et al.
Citizen Participation in Patient Prioritization Policy Decisions: An Empirical and Experimental Study on Patients’ Characteristics
PLoS ONE
(2012) - et al.
Age as a Criterion for Setting Priorities in Health Care? A Survey of the German Public View
PLoS ONE
(2011) - et al.
Die Lübecker Bürgerkonferenz zur Priorisierung in der Medizinischen Versorgung: „Was ist uns wichtig – und wie können wir darüber entscheiden?“
(2014)