Somatisierung

Zusammenfassung

Somatisierung meint die Erfahrung und den Bericht von körperlichen Beschwerden, für die kein hinreichender medizinischer Befund vorliegt, verbunden mit einem hohen Ausmaß von organ-medizinischer Hilfesuche. Gegenüber früheren Definitionen, die stärker auf psychosoziale Faktoren bei der Somatisierung abheben, wird gegenwärtig eine ausschließlich beschreibende Begriffsfestlegung bevorzugt. Somatisierung liegt als Normenvariante bis zur schweren pathologischen Ausprägung vor. Die ICD-10 faßt sehr heterogene Krankheitsbilder von Somatisierung in der Klasse der somatoformen Störungen zusammen. Fraglich ist, ob Somatisierung eher als Prozeß denn als diskrete Krankheitseinheit zu konzeptualisieren ist. Somatisierung enthält drei Komponenten: Auf der Wahrnehmungsebene erhöhte Sensibilität gegenüber Körpersensationen (“somatosensorische Amplifikation”), auf der Erlebensebene negative Affekte in Form von psychischem und somatischen Distreßerleben, auf der Verhaltensebene inadäquate Inanspruchnahme der Gesundheitsressourcen (“abnormes Krankheitsverhalten”). Trotz z. T. vielversprechender Behandlungsvorschläte unter verhaltenstherapeutischer, psychodynamischer und psychoedukativer Orientierung erscheint die Prognose von Somatisierung bisher wenig günstig. Es gibt Hinweise, daß der Sicherung der therapeutischen Beziehung besondere Bedeutung für den Behandlungserfolg zukommt.

Summary

Somatization means the experience and report of physical symptoms unaccounted for by pathological findings (“medically unexplained somatic symptoms”) and the seeking of medical help for them. In contrast to earlier definitions with their emphasis on psychosocial factors, descriptive definitions are now preferred. Somatization ranges from norm variants to severe pathology. The ICD10 puts very different forms of somatization together in the class of somatoform disorders. It is a question, if whether somatization is better conceived as a process than as a discrete disease entity. Somatization involves three components: on the level of perception, heightened sensibility to bodily sensations (“somatosensory amplification”); on the level of experience, an negative affect with somatic and psychic distress; on the level of behavior, inadequate health care utilization (“abnormal illness behavior”). There are many forms of management and treatment with behavioral, psychodynamic and psychoeducative orientation but there is to date a poor prognosis. The therapeutic relationship seems of particular importance for treatment success.