Begriffsgeschichte und Konzeptualisierung des psychischen Traumas

Zusammenfassung

Im Unterschied zu historischen Debatten, die im Folgenden näher beleuchtet werden sollen, ist es heute allgemein akzeptiert, dass ein traumatisches Erleben grundsätzlich als Ursache auch anhaltender seelischer Störungen infrage kommt. Gleichwohl bleibt das traumatisierende Ereignis trotz der aktuellen Definitionen an sich ein schwieriges konzeptuelles Problem. Seit den ersten Untersuchungen im 19. Jh. bis heute wurde der Traumabegriff immer weiter gefasst. Die Betrachtungsweise hat sich heute mehr zugunsten des posttraumatischen Geschehens, der subjektiven Bewertungen, Erfahrungen und der individuellen Bewältigungsmechanismen verschoben. Durch seine Erweiterung gerät der Traumabegriff in Gefahr, einer Trivialisierung anheimzufallen, wenn jedes subjektiv empfundene Unglück oder jeder Verlust als Trauma definiert wird. Für die Bewertung der individuellen Belastungsdimension bedarf es einer Abgrenzung zu anderen schwierigen Lebensereignissen.

Die wissenschaftlichen Streitfragen seit Beginn der Diskussion um das Trauma und seine Folgen drehen sich bis heute um die Fragen, ab wann von einem Trauma gesprochen wird, ob es um das Ereignis oder das subjektive Erleben geht und wie sich der Zusammenhang zwischen Art, Intensität und Dauer eines belastenden Ereignisses und der Art und Intensität der traumabedingten psychischen Störung gestaltet.

Abstract

In contrast to historical debates, which will be looked at in more detail below, it is common sense today that a traumatic experience must basically be considered the cause even for persisting mental disturbances. Nevertheless, the traumatic event as such remains a great conceptual challenge despite today’s definitions. Since the first investigations were made in the nineteenth century, the term trauma has gained an increasingly expanding scope. Today’s view has shifted more towards post-traumatic events, individual assessments, personal experiences and ways of coping. It is its expanded scope which exposes the term trauma to the danger of being trivialized once each subjectively felt misfortune or any sort of loss is defined as a trauma. A clear distinction must be made between a trauma and other difficult circumstances in life to establish and evaluate the individual extent to which people may be exposed to burdens or strain.

Since the beginning of scientific debates about trauma and its consequences, the controversial subjects have always involved the question from which point on the term trauma is applicable and what the connection is between the type, intensity and duration of an encumbering event and the kind and intensity of a traumatically caused mental disturbance.