Skip to main content
Log in

Allein unter Männern?!

Barrieren in der schwulen Liebe und psychodramatische Wege ihnen zu begegnen

Alone among men?!

On barriers to gay love and psychodramatic ways of overcoming them

  • Hauptbeiträge
  • Published:
Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie Aims and scope

Zusammenfassung

Dieser Beitrag der Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie (ZPS) entwickelt aus psychodramatischer Perspektive die These, dass schwule Männer ihre Rollen als Männer, Partner, Geliebte, Freunde etc. entwickeln müssen, ohne sich in einfacher Weise auf normative Rollenmodelle beziehen zu können. Anschließend werden Elemente dargestellt, die als typische Barrieren erfüllter Liebesbeziehungen verstanden werden können. In diesem Rahmen wird die Rolle internalisierter Homophobie diskutiert. Daran anschließend werden Beispiele aus psychodramatischen Selbsterfahrungsgruppen für erwachsene schwule Männer beschrieben, die unterschiedliche Ansätze aufzeigen, wie Psychodrama und Soziometrie individuelle und soziale Ressourcen zur Überwindung der betrachteten Barrieren stärken können.

Abstract

This article in the German journal “Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie (ZPS)” develops the argument that—from a psychodramatic perspective—gay men face the challenge to develop their role identities, such as men, partner, lover, friend, without being able to simply follow normative role models. Subsequently, elements that could constitute typical barriers for developing gay relationships are discussed. These include the aspect of internalized homophobia. Finally, some examples from a psychodramatic group for gay men are presented to explore how the development of individual and social resources can be supported to help overcome the described barriers.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Notes

  1. Im Rahmen dieses Beitrags beschränke ich mich auf die Arbeit mit schwulen Männern. Nicht, weil andere Gruppen der mit Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexuell, Queer oder Intersex* (LGBTQI*) bezeichneten Gruppe von Menschen weniger beachtenswert wären, sondern weil ich der Überzeugung bin, dass in gemischten Gruppen eine weitere Ebene – nämlich die der gegenseitigen Stereotype – hinzukommt, die spezifischer Aufmerksamkeit bedarf, der ich mich aber hier nicht widme.

  2. Genau genommen also die verinnerlichte, in der Gesellschaft herrschende phobische Reaktion (Vermeidung und Versuch der Elimination) auf Homosexuelle. Zwar schlagen Steffens & Geisler vor, von Homonegativität zu sprechen, da sie eine phobische Reaktion auf das Selbst für widersprüchlich halten. Denkt man jedoch in Rollenanteilen, so ergibt sich hier keinesfalls ein Widerspruch, sondern es scheint plausibel Angst davor zu empfinden, dass bestimmte Rollen(-anteile) durchbrechen könnten. Auch ein anderer Aspekt legt den Begriff nahe, da auch die Internalisierung von Bildern feindlicher Übergriffe auf Homosexuelle mit hineinspielt und hier Angst vor körperlicher Versehrung eine Rolle spielt (Wiesendanger 2001). Besonders gut fasst das hier vertretene Verständnis von Homophobie folgendes Zitat aus als „learnt dislike of other gay men (ourselves?) and mistrust or disapproval of them (us? me?)“ (Neal 2000, S. 108). Das Mistrauen schwulen Männern und so mit sich selbst gegenüber bedeutet die Angst vor eigenen unerwünschten Impulsen und Angst vor dem als Schwuler erkannt und (schlecht) behandelt zu werden.

  3. Oft wird mit dem Begriff Coming-Out vor allem eine soziale Dimension beschrieben, nämlich die öffentliche Präsentation der eigenen Homosexualität, z. B. gegenüber Familie, KollegInnen und weiterem sozialen Umfeld. Der Begriff umfasst aber auch innerpsychische Vorgänge (Wiesendanger 2001, S. 61). Letztere stehen im Rahmen dieses Beitrags im Fokus, und zwar mit dem Fokus auf psychische Vorgänge auch nach einem öffentlichen Coming-Out. Entsprechend gründen die hier entwickelten Gedanken auf einer Selbsterfahrungsgruppe für schwule Männer, die das „öffentliche“ Coming-Out bereits in unterschiedlicher Weise bewältigen konnten.

Literatur

  • von Ameln, F., Gerstmann, R., & Kramer, J. (2004). Psychodrama. Berlin, Heidelberg: Springer.

    Book  Google Scholar 

  • Eubanks-Carter, C., & Goldfried, M. R. (2006). The impact of client sexual orientation and gender on clinical judgments and diagnosis of Borderline Personality Disorder. Journal of Clinical Psychology, 62, 751–770.

    Article  PubMed  Google Scholar 

  • Gershoni, J. (2003). Toward acceptance and pride: Psychodrama, sociometry and the LGBT community. In J. Gershoni (Hrsg.), Psychodrama in the 21 st century. Clinical and educational applications (S. 197–214). New York: Springer.

    Google Scholar 

  • Herek, G. M. (1986). On heterosexual masculinity some psychical consequences of the social construction of gender and sexuality. American Behavioral Scientist, 29, 563–577.

    Article  Google Scholar 

  • Klocke, U. (2012). Akzeptanz sexueller Vielfalt an Berliner Schulen: Eine Befragung zu Verhalten, Einstellungen und Wissen zu LSBT und deren Einflussvariablen. Berlin: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft. https://www.psychologie.hu-berlin.de/de/prof/org/download/klocke2012_1 [Letzter Zugriff 15.4.2017]

    Google Scholar 

  • Krauskopf, K. (2015). Ihre Familie darf draußen warten. Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie, 14(1), 125–135.

    Article  Google Scholar 

  • Neal, C. (2000). We are family: Working with gay men in groups. In C. Neal & D. Davies (Hrsg.), Issues in therapy with lesbian, gay, bisexual, and transgender clients, Pink Therapy (Bd. 3, S. 102–114). Buckingham: Open University Press.

    Google Scholar 

  • von Praunheim, R. (1971). Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt [Film]. Deutschland: Bavaria Atelier.

    Google Scholar 

  • Schütze, L. (2016). Endlich (Un‑)Sichtbar: Schwule ältere Männer als „Nicht-Subjekte“ in einer alternden Gesellschaft. In R. Lottmann, R. Lautmann & M. M. Castro Varela (Hrsg.), Homosexualität_en und Alter(n) (S. 129–145). Wiesbaden: Springer.

    Chapter  Google Scholar 

  • Silbermayr, E. (2015). Regenbogenfamilien. Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie, 14(1), 29–39.

    Article  Google Scholar 

  • Steffens, M. C., & Geisler, P. (2009). Folgen internalisierter Homonegativität. Workshopbericht des Treffens des Verbands von Lesben und Schwulen in der Psychologie (VLSP) im Waldschlösschen. http://www.vlsp.de/files/pdf/wshomonegativitaet.pdf. Zugegriffen: 28. Aug. 2017.

    Google Scholar 

  • Troiden, R. R. (1993). The formation of homosexual identities. In L. D. Garnets & D. C. Kimmel (Hrsg.), Perspectives on lesbian and gay male experiences (S. 191–217). New York: Columbia University Press.

    Google Scholar 

  • Wiesendanger, K. (2001). Schwule und Lesben in Psychotherapie, Seelsorge und Beratung: ein Wegweiser. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

    Google Scholar 

Download references

Danksagung

gilt Prof. Dr. Konrad Schnabel für die gemeinsame Arbeit an der Konzeption und Umsetzung der Selbsterfahrungsgruppe.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Karsten Krauskopf B.A..

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this article

Krauskopf, K. Allein unter Männern?!. Z Psychodrama Soziom 17, 33–42 (2018). https://doi.org/10.1007/s11620-017-0422-9

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s11620-017-0422-9

Schlüsselwörter

Keywords

Navigation