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Väterliche Positionen in der psychodramatischen Supervision

Fatherly positions and psychodramatic supervision

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Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie Aims and scope

Zusammenfassung

Die Bedeutung väterlicher Bezugspersonen für die psychosoziale Entwicklung von Kindern ist Ausgangspunkt dieses Beitrags. Am Beispiel des Beratungsformats Supervision wird skizziert, wie sich das Triangulierungsmodell auch für professionelle Beziehungsarbeit anwenden und insbesondere Väterlichkeit als Teil der BeraterInnen-Rolle genauer konzeptualisieren lässt. Morenos interaktionistische Rollentheorie dient als Grundlage für Überlegungen, wie eine väterliche Rolle unabhängig vom Geschlecht der beratenden Person eingenommen und durch symbolische Positionierungen gestaltet werden kann. Nicht zuletzt die zentrale Bedeutung von Kreativität im Menschenbild Morenos weist auf Möglichkeiten zur Wahrnehmung von väterlichen Positionen im psychodramatischen Setting hin.

Abstract

Beginning with the special meaning of fatherly figures for the psychosocial development of children I discuss how the figure of triangulation, and in particular the concept of fatherliness as part of the role of the counselor, can be conceptualized and applied within the framework of supervision as a practical example. Moreno’s interaction-based role theory provides the theoretical basis which I use to show how a fatherly role can be structured using symbolic positioning and applied regardless of the counselor’s sex. The particular importance of creativity in Moreno’s idea of man also points to possibilities of using and experiencing fatherly positions within the psychodramatic setting.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Notes

  1. Im psychodramatischen Rollenverständnis entstehen Gegenübertragungsgefühle aus der unbewussten Identifikation mit einer Rolle, die dem oder der SupervisorIn unbewusst von einem oder einer SupervisandIn zugeschriebenen wird. Beispielsweise fühlt der oder die SupervisorIn sich unbehaglich, weil er oder sie die Erwartung des/der SupervisandIn, mit einer Idee für eine supervisorische Lösung „versorgt“ zu werden, nicht erfüllt. Das Unbehagen könnte beispielsweise erlebt werden als Schuldgefühl, Versagen oder als Ärger.

  2. Wegen des innerlichen Heraustretens aus der ursprünglichen, dyadischen Beziehungsposition des Mütterlichen bezeichnet Oberhoff (2009) die neue, väterliche Position als eine „exzentrische“ (S. 134 f).

  3. In einem psychodramatischen Setting wäre diese Bewegung auch räumlich darstellbar, z. B. mit zwei Stühlen.

  4. So formulieren Neumann und Süfke (2004) als zentrale Arbeitshypothese für ihren männertherapeutischen Ansatz aufgrund langjähriger Erfahrungen die folgende Leitlinie: „Männer verlieren im Laufe ihrer Kindheit/Jugend immer mehr den Zugang zu ihren eigenen Impulsen [womit] die gesamte innere Welt des Mannes gemeint ist, also Gefühle, Bedürfnisse, Körperempfindungen, Träume, Wünsche. Hoffnungen etc. Diese Entfremdung vom eigenen Selbst ist unseres Erachtens das entscheidende Resultat des männlichen Sozialisationsprozesses und gleichzeitig Kernpunkt der meisten Schwierigkeiten von Männern“ (S. 23). Sie betonen zudem, dass sich diese grundlegende sozialisationstheoretische Annahme „natürlich auf alle Männer und nicht bloß auf Therapieklienten bezieht“ (S. 15).

  5. Die Interpretation einer väterlichen Position im Psychodrama im Sinne eines schöpferischen Selbstverständnisses des Menschen stößt allerdings insofern an eine Grenze, als Morenos Texte – jedenfalls explizit – anscheinend keine theoretische Struktur für mütterlich-schöpferische Vorstellungen beinhalten. Sicherlich lassen sich jedoch kreative Schlüsselsituationen, kathartische Momente oder hilfreiche Entwicklungen in psychodramatischen Supervisionen (oder in Beratungsprozessen allgemein) auf nützliche Weise auch als mütterlich-schöpferische Phänomene verstehen (z. B. wenn ein KlientInnensystem mit der Veränderung einer schwierigen Situation eine Weile „schwanger geht“ und es schließlich die Lösung eines Problems „gebiert“, oder wenn ein KlientInnensystem sich bewusst mit sich selbst liebevoll-nährend-fürsorglich beschäftigt). Die mütterlichen Positionen, die von einem/einer SupervisorIn in konkreten Prozessen wahrgenommen werden, zu reflektieren, wäre ebenfalls eine eigene Betrachtung wert.

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Krebs, A. Väterliche Positionen in der psychodramatischen Supervision. Z Psychodrama Soziom 14, 89–100 (2015). https://doi.org/10.1007/s11620-015-0270-4

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