Leitfaden zur Qualitätssicherung der Ernährungsversorgung in geriatrischen Einrichtungen

Zusammenfassung

Mangelernährung ist ein häufiges und schwerwiegendes Problem in geriatrischen Einrichtungen, das in der alltäglichen Routine zu wenig Beachtung findet. Dies wird unter anderem auf mangelndes Ernährungsbewusstsein und mangelnde Kenntnisse aber auch auf eingefahrene Vorgehensweisen und fehlende praxisorientierte Empfehlungen und Standards zurück geführt. Ziel dieser Arbeit ist deshalb die Darstellung eines umfassenden praxisorientierten Leitfadens zur Qualitätssicherung der Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen in geriatrischen Einrichtungen. Der Leitfaden beinhaltet die routinemäßige individuelle Erfassung der aktuellen Ernährungssituation und nachfolgend bei betroffenen Patienten die Planung und Umsetzung geeigneter Interventionsmaßnahmen und die Erfolgskontrolle. Es zielt darauf ab, Gewichtsverlust und Mangelernährung so weit wie möglich zu vermeiden bzw. adäquat zu behandeln und gliedert sich in die folgenden 6 Teile: 1. Screening, 2. Assessment, 3. Festlegung von Zielen, 4. Intervention, 5. Monitoring mit Anpassung der Ziele und Maßnahmen, 6. Planung der Weiterversorgung nach der Entlassung. Erforderliche Interventionsmaßnahmen zielen einerseits auf die Beseitigung vorhandener Ursachen von Mangelernährung und andererseits auf die Sicherung einer bedarfsdeckenden Energieund Nährstoffzufuhr. Durch koordinierte Kombination diätetischer, pflegerischer und ärztlicher/therapeutischer Maßnahmen sollten alle Möglichkeiten zur Optimierung der Ernährungssituation ausgeschöpft werden, um die bestmögliche Patientenversorgung zu erreichen. Als Voraussetzung für die optimale Ernährungsversorgung der Patienten müssen gewisse Rahmenbedingungen, wie beispielsweise ein bedarfs- und bedürfnisgerechtes Angebot an Speisen und Getränken, geregelte pflegerische Abläufe bei den Mahlzeiten, die Bereitschaft aller Beteiligten zur interdisziplinären Zusammenarbeit und geklärte Schnittstellengestaltung erfüllt sein. Der hier vorgestellte, allgemeine Leitfaden muss für die einzelne Einrichtung konkretisiert, an die lokalen Gegebenheiten angepasst und im Alltag konsequent umgesetzt werden. Hierzu sollte ein Qualitätszirkel Ernährung mit Mitgliedern aus allen relevanten Abteilungen eingerichtet werden, der sich in regelmäßigen Abständen trifft und für die Umsetzung des Leitfadens sorgt. Zunehmendes Ernährungsbewusstsein und etablierte Routinen zur Identifikation von gefährdeten oder betroffenen Patienten und zur bedarfs- und bedürfnisgerechten Versorgung ermöglichen langfristig die Sicherung einer optimalen Ernährungsversorgung geriatrischer Patienten mit überschaubarem Aufwand.

Abstract

Malnutrition is widespread in geriatric patients, but often unrecognized and untreated. The main barriers against implementation of adequate nutritional care are seen in low nutritional awareness, lack of knowledge, interest and responsibilities but also in established procedures and lack of standard protocols for nutritional screening and therapy. It is, thus, the aim of the present publication to provide a comprehensive, practice oriented guideline for quality assurance of nutritional care of elderly people in geriatric institutions. The guideline includes routine assessment of individual nutritional status as well as the planning and implementation of appropriate interventions and measurement of results. The guideline is aimed at the prevention and adequate treatment of weight loss and malnutrition and is composed of the following sections: 1) screening, 2) assessment, 3) definition of aims, 4) intervention, 5) monitoring with adaptation of aims and interventions, 6) planning of nutritional care after discharge. Appropriate interventions aim, on the one hand, at the elimination of underlying causes of malnutrition and, on the other hand, at adequate and sufficient dietary intake to meet the requirements. Dietetic, nursing and medical actions should be implemented in a coordinated manner in order to use all options to achieve the best nutritional care for each patient. As a prerequisite for high quality individual nutritional care, several basic conditions have to be established, e.g. appropriate supply of food and beverages to meet patient needs, well-organized caring processes during meals, willingness of all involved persons for interdisciplinary teamwork, and well-regulated responsibilities. This general guideline has to be adapted to the local conditions of each institution and consistently put into practice. For implementation of the guideline, a nutrition team with members of all relevant professions should be organized with regular meetings. In the long run, increasing nutritional awareness and established routines for adequate nutritional screening and therapy will enable high quality nutritional care of geriatric patients with manageable charges.