Glaukomerkrankungen in Rheinland-Pfalz 2010

Zusammenfassung

Hintergrund und Ziel

Die Glaukomerkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen irreversibler Erblindung. Über ihre Verbreitung in Deutschland liegen bislang nur wenige epidemiologische Daten vor. Fallzahlanalysen aus den Kassenärztlichen Vereinigungen können zur Abschätzung der Prävalenz verschiedener Glaukomformen und zur Illustration der Inanspruchnahme der Glaukomversorgung beitragen.

Methoden

Analyse der Häufigkeit von Verdachtsfällen sowie von Offenwinkel-, Engwinkel-, Sekundär- und sonstigen Glaukomen nach Geschlecht sowie für verschiedene Altersgruppen anhand von Fallzahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz für das Jahr 2010. Herangezogen werden die quartalsweise erfassten Fälle nach ICD-10-Klassifikation mit der Codierung H40.0 bis H40.9. Zur Abschätzung der Prävalenz werden die Daten an die Bevölkerungszusammensetzung von Rheinland-Pfalz im Jahr 2010 adjustiert.

Ergebnisse

Die geschätzte Prävalenz für Fälle mit Glaukomverdacht, Offenwinkel-, Engwinkel-, Sekundär- und sonstigen Glaukomen beträgt 0,55/0,97/0,06/0,10 und 0,64% mit einer höheren Prävalenz bei höherem Lebensalter sowie bei Frauen. Die meisten Glaukomdiagnosen wurden für die Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen gestellt. Bis zu 15% der Bevölkerung dieser Altersgruppe nahmen die Glaukomversorgung in Anspruch. Bei über 50% aller Diagnosen wurde eine unscharfe Diagnose gestellt (Glaukomverdacht, sonstige/nicht näher bestimmte Glaukome).

Schlussfolgerungen

Die Daten der Kassenärztlichen Vereinigungen geben Auskunft über die Inanspruchnahme der ophthalmologischen Versorgung und lassen Rückschlüsse auf die Prävalenz von Glaukomerkrankungen in der Bevölkerung zu. Die Versorgungsdaten illustrieren Unschärfen der praktischen Glaukomdiagnostik und unterstreichen den Mangel einer etablierten Glaukomdefinition.

Abstract

Background and purpose

Data on the epidemiology of glaucoma are sparse for Germany. Case registries from the Association of Statutory Health Insurance Physicians (Kassenärztliche Vereinigung) can be used to estimate disease prevalence rates for different types of glaucoma and to illustrate the utilization of glaucoma healthcare.

Methods

Analysis of healthcare data for suspected glaucoma cases and open angle, angle closure, secondary and other types of glaucoma was carried on the basis of case registries from the Association of Statutory Health Insurance Physicians in Rhineland-Palatine for the year 2010. Glaucoma cases were registered quarterly according to the ICD-10 classification for different glaucoma types (H40.0–H40.9). For the purpose of calculating the prevalence data were adjusted to the population size and compared in different age strata.

Results

The estimated prevalence of suspected glaucoma, open angle, angle closure, secondary and other types of glaucoma were 0.55%, 0.97%, 0.06%, 0.10% and 0.64%, respectively, with a higher prevalence in older age groups and women. Most glaucoma cases were diagnosed in the age group between 70 and 79 years and up to 15% of the population within this age group sought glaucoma care. In more than 50% of the glaucoma cases unspecific types of glaucoma diagnosis (suspected glaucoma /other glaucoma) were used.

Conclusions

The data from the Association of Statutory Health Insurance Physicians can provide information about the utilization of ophthalmic healthcare and allow estimation of the underlying glaucoma prevalence in the population. The data illustrate weaknesses in the practice of glaucoma diagnosis and indicate the lack of a widely accepted glaucoma definition.