Digitalisierung wird als Phänomen den sogenannten Megatrends zugerechnet. Das sind langfristige Entwicklungen mit hoher Relevanz für alle Bereiche der Gesellschaft. Die Digitalisierung ist ein grundlegender technologiegetriebener Transformationsprozess, insbesondere auch in der Arbeitswelt. Dieser Transformationsprozess wird durch die COVID-19-Pandemie beschleunigt. Was macht das mit den Menschen? Was wissen wir über die Zusammenhänge zwischen den bei der Arbeit eingesetzten digitalen Technologien, Stress und psychischer Gesundheit?

Digitalisierung im Arbeitskontext

Die Arbeitswelt ist ein wesentlicher Bereich der Digitalisierung [64]. So ist in Europa der Anteil der Arbeitnehmer, die eine häufige Nutzung digitaler Technologien angeben, zwischen 2005 und 2015 von 36 auf 57 % gestiegen [26]. Man muss davon ausgehen, dass sich die Nutzung digitaler Technologien durch die COVID-19-Pandemie weiter deutlich erhöht hat. Beispiele für vorherrschende digitale Technologien in der Arbeitswelt sind Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT, z. B. Mail, soziale Medien, Smartphones), softwarebasierte Arbeitsumgebungen und -prozesse (z. B. Software für die Ressourcenplanung in Unternehmen), Wearables (z. B. Smart Glasses), Smart Factories in der Industrie oder Robotik. Diese Innovationen haben sich als mächtige Motoren eines umfassenden Wandels erwiesen, der fast jeden Bereich eines Unternehmens betreffen kann: soziale Beziehungen innerhalb einer Institution, die Kommunikation, die Art und Weise, wie einzelne Aufgaben erledigt werden, die Arbeitsorganisation, Beschäftigungsverhältnisse (z. B. prekäre Beschäftigung) und die produzierten oder bereitgestellten Waren oder Dienstleistungen [14, 16, 32]. Auch die Arbeitsmärkte verändern sich, da neue Qualifikationen erforderlich sind und Berufe durch Technologie ersetzt werden [28]. Diese digitale Transformation hat Auswirkungen auf die Arbeitswelt der Beschäftigten. Diese können entweder negativ im Sinne von technologiebedingtem Stress oder positiv im Sinne einer Stressreduzierung durch nützliche digitale Werkzeuge oder durch eine bessere, technologiegestützte Arbeitsorganisation sein.

Im Folgenden wird eine kurze Übersicht zu bekannten Stressoren bei der Arbeit gegeben und Technostress bei der Arbeit definiert. Zudem werden Wirkmechanismen von Technostress und mögliche Einflüsse auf die psychische Gesundheit auf der Grundlage von internationalen Übersichten beschrieben und durch aktuelle Arbeiten ergänzt [7, 23, 39].

Welche Stressoren bei der Arbeit sind bekannt?

Die spezifischen Aspekte der Arbeit, die Stress und damit verbundene Erkrankungen auslösen, sind seit Jahrzehnten Gegenstand arbeitsmedizinischer Forschung. Arbeitsbedingter Stress wird mit somatischen und mit psychischen Störungen oder Risikokonstellationen, wie depressiven Störungen oder Burnout, in Verbindung gebracht [3, 43, 48, 55, 69]. Dabei wurde eine große Anzahl von Stressoren identifiziert, die sich traditionell vier Gruppen zuordnen lassen [13, 40]. Dazu zählen:

  1. 1.

    die Arbeitsaufgaben selbst,

  2. 2.

    die sozialen Beziehungen zu Kunden, Kollegen oder Vorgesetzten,

  3. 3.

    die Arbeitsorganisation einschließlich der Arbeitszeitgestaltung,

  4. 4.

    die Beschäftigungsverhältnisse.

Die Technik als Stressquelle stand dagegen lange Zeit nicht im Fokus der Arbeitsstressforschung. Das hat sich mit der digitalen Transformation geändert. Digitale Technologien sind aktuell in fast allen Branchen und Arbeitsplätzen allgegenwärtig. Es scheint unvermeidlich, dass solche Veränderungen Folgen für die einzelnen Arbeitnehmer haben [59].

Was ist Technostress?

Der amerikanische Psychologe Craig Brod war einer der ersten Wissenschaftler, der darauf verwies, dass Computertechnologie eine Ursache für Stress bei ihren Benutzern sein kann [10]. Er führte den Begriff „Technostress“ ein, um psychologische Reaktionen auf negative Erfahrungen mit Computern zu beschreiben. Basierend auf klinischen Beobachtungen definierte er Technostress als „moderne Anpassungskrankheit, die durch die Unfähigkeit verursacht wird, mit den neuen Computertechnologien auf gesunde Weise umzugehen“ [10]. Seitdem ist das Interesse an dieser modernen Krankheit stetig gewachsen [39]. Da die ursprüngliche Definition recht weit gefasst ist, wurde versucht, relevante Unterdimensionen des Konstrukts zu identifizieren. Obwohl es keine allgemein akzeptierte Definition gibt, beziehen sich viele Forscher [7, 39] auf eine Zusammenstellung von Tarafdar et al. [65], in der die einzelnen Domänen oder Technostresserzeuger zusammenfasst sind (Tab. 1).

Tab. 1 Technostress-Erzeuger im Arbeitskontext (Beispiele)

Technostress wird dabei in technische Überflutung (Techno-Overload), technische Komplexität (Techno-Complexity), Verunsicherung durch Technik (Techno-Insecurity), Unsicherheit durch Technik (Techno-Uncertainty) und technische Invasion (Techno-Invasion) unterteilt. Tab. 1 beschreibt die Merkmale und enthält drei zusätzliche Kategorien, die sich in empirischen Studien als zusätzliche Technostress-Erzeuger erwiesen: Unzuverlässigkeit durch Technik (Techno-Unreliability) [4, 8, 52], technische Arbeitsplatzüberwachung (Technological workplace surveillance; [5, 15, 42, 57]) und Stress durch Mensch-Maschinen-Interaktion (Stress in human-machine interaction; [9, 34, 36, 47]). Da es keinen Konsens über das Konzept des Technostresses gibt, wird in der Forschung eine Vielzahl von Begriffen und Messgrößen verwendet [27]. Tab. 1 zeigt den aktuellen Stand der Diskussion zum Konzept.

Aufgrund des schnellen technologischen Wandels gibt es eine Verzögerung zwischen der Einführung neuer Technologien und der Erforschung ihrer möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit [66]. So sind zum Beispiel mögliche Effekte von sehr jungen Phänomenen wie der Gig-Economy noch nicht bewertet. Bei der Gig-Economy handelt es sich um einen Teil des Arbeitsmarktes, bei dem kleine Aufträge kurzfristig an unabhängige Selbstständige, Freiberufler oder geringfügig Beschäftigte vergeben werden. Dabei dient häufig eine Onlineplattform als Mittler zwischen Kunde und Auftragnehmer. Ähnliches gilt für Anwendungen der künstlichen Intelligenz. Die konzeptuelle Arbeit ist entsprechend derzeit noch im Fluss. Dies wird auch daran deutlich, dass sich die in Tab. 1 dargestellten Kategorien überschneiden und verschiedene Konzepte der Technologie-Stress-Assoziation vermischen. In einigen von ihnen ist Technologie lediglich ein Vorläufer anderer gut etablierter arbeitsbezogener Stressoren wie Arbeitsplatzunsicherheit, während in anderen Kategorien Technologie der primäre Stressor ist (z. B. Unzuverlässigkeit durch Technik). Die COVID-19-Pandemie stimulierte eine Reihe von Studien, die das Ausmaß von Technostress bei Berufs- und Personengruppen untersuchten, die bisher kaum in Beziehung mit Technostress gebracht wurden, wie Lehrer oder Universitätsangehörige [25, 29, 50].

Wie geht Technostress „unter die Haut“?

Die psychobiologische Stressreaktion erscheint als der zentrale Mediator zwischen Technik und psychischer Gesundheit. Technostress im engeren Sinne (Technik als Stressor) ist eng verwandt mit der in der psychologischen Stressforschung etablierten transaktionalen Stresstheorie. Tarafdar et al. [66] definieren Technostress als „einen Prozess, der (1) das Vorhandensein von technologischen Umgebungsbedingungen umfasst; die als (2) Anforderungen oder Technostressoren bewertet werden, die für das Individuum belastend sind und eine Veränderung erfordern; die (3) Bewältigungsreaktionen in Gang setzen; die zu (4) psychologischen, physischen und verhaltensbezogenen Ergebnissen für das Individuum führen“. Eine daraus resultierende chronische Aktivierung des menschlichen Stresssystems ist ein bekannter Risikofaktor für somatische und psychische Störungen [6, 24, 68]. Biomarkerstudien (z. B. mit Cortisol) haben gezeigt, dass die oben beschriebenen Technostresserzeuger tatsächlich mit einer erhöhten Aktivierung des Stresssystems verbunden sind. Gleichwohl sind bei der Einordnung dieser Ergebnisse weitere Aspekte relevant. Zum einen wurde eine Reihe von Faktoren identifiziert, die beeinflussen, ob die Arbeit mit Technik als stressig empfunden wird und ob eine Stressreaktion ausgelöst wird oder nicht. Beispiele sind die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber digitalen Technologien, die digitale Kompetenz, der Bewältigungsstil, die Beteiligung an der Implementierung von Technologien und die technische Unterstützung durch die Organisation [7, 20, 33, 39, 66]. Zum anderen wohnt dem Begriff Technostress eine negative Bedeutung inne, obgleich Technologie auch so gestaltet und eingesetzt werden kann, dass sie die Arbeitsbelastung reduziert. Flexibilität z. B. muss nicht zwangsläufig zu Konflikten zwischen Arbeit und Privatleben führen, sondern kann helfen, die Anforderungen aus verschiedenen Lebensbereichen besser in Einklang zu bringen.

Beeinflusst Technostress die psychische Gesundheit?

Digitalisierung und die Wahrnehmung von Stress

Es ist eine Kernannahme der Technostress-Literatur, dass digitale Technologien als stressauslösend wahrgenommen werden. Die neueren Übersichtsarbeiten beinhalten überwiegend Studien, die auf Querschnittsstudien basieren und die Kategorien Überforderung (Techno-Overload) oder technische Komplexität (Techno-Complexity) als Indikatoren für Technostress verwenden. Die meisten von ihnen zeigten eine Korrelation zwischen der Arbeit mit digitalen Technologien, hauptsächlich definiert durch die IKT-Nutzung, und einem erhöhten selbstberichteten Arbeitsstress. Chesley [19] zum Beispiel fand heraus, dass die IKT-Nutzung am Arbeitsplatz mit technischer Überflutung (höhere Geschwindigkeit, mehr Unterbrechungen) und mit technischer Komplexität (Multitasking) zusammenhing. Einige wenige Studien untersuchten auch spezifischere IKT-Themen (z. B. E‑Mail-Nutzung) und Arbeitsstress. Stich et al. [63] zeigten, dass die E‑Mail-Nutzung sowohl dann als belastend empfunden wird, wenn sie die Erwartungen und Präferenzen des Nutzers übersteigt, als auch wenn sie diese nicht erfüllt. Zusätzlich zeigte eine Studie von Stadin et al. [60], dass die IKT-Nutzung mit erhöhtem Arbeitsstress (z. B. Arbeitsbelastung) verbunden ist.

Neue Formen der Mensch-Maschine-Interaktion können zum Erleben von Stress führen

Eine qualitative Studie berichtet, dass neue Formen der Mensch-Maschine-Interaktion zum Erleben von Stress führen können [36]. Stressoren im Zusammenhang mit der Mensch-Maschine-Interaktion sind technische Probleme, schlechte Bedienbarkeit, geringes Situationsbewusstsein und neu geforderte Fähigkeiten. Technische Probleme, wie z. B. Ausfälle, wurden als Hauptstressor beschrieben, wenn die Mitarbeiter nicht qualifiziert sind, diese Probleme selbstständig zu bewältigen, was den Arbeitsablauf verlangsamt und zusätzlichen Zeitdruck verursacht.

Eine weitere mögliche Folge der Digitalisierung ist die Invasion in andere Lebensbereiche (Techno-Invasion), die häufig zu Konflikten zwischen Arbeit und Privatleben führt. Studien zeigen, dass Arbeitsüberlastung und Flexibilisierung durch Technologieeinsatz solche Konflikte vermehren [72]. Mehrere Studien untersuchten, ob die arbeitsbezogene Internet- und Smartphone-Nutzung die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben verwischt [2, 18, 21, 22, 31] und konstatierten, dass das Eindringen der Arbeit in das Privatleben Konflikte mit Familienmitgliedern verursachen kann [12, 41, 70].

Technostress und die psychobiologische Stressreaktion

Glukokortikoide einschließlich des Hormons Cortisol, Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität sowie der Blutdruck dienen als Indikatoren für die Stressreaktion [71]. Einige Studien untersuchen speziell die biologischen Stressreaktionen im Zusammenhang mit Technostress [51]. Riedl et al. [52] zeigten in einem Laborexperiment, dass der Cortisolspiegel von Personen nach einem Ausfall eines Computersystems anstiegen. Dies unterstützt die Hypothese, dass Technostress-Erzeuger Stressreaktionen aktivieren. In einer weiteren experimentellen Studie zeigten Mark et al. [44], dass Arbeiter weniger Stressreaktionen (gemessen an der Herzfrequenzvariabilität) zeigten, wenn der Zugriff auf Mails zeitweise unterbrochen wurde, im Vergleich zu denen, die kontinuierlich Zugriff auf ihre E‑Mails hatten. Eine Studie von Galluch et al. [30] untersuchte, ob IKT-bedingte häufige Unterbrechungen Stressreaktionen verursachen. Das Ergebnis des Experiments war ein Anstieg der Alpha-Amylase-Werte (Sympathikus-Reaktion), wenn IKT-bezogene Unterbrechungen zunahmen.

Technostress und psychische Gesundheit

Studien, die direkt einen Zusammenhang zwischen Technostressoren und psychischer Gesundheit untersuchten, sind rar. Von diesen wenigen Studien konzentrierte sich die Mehrheit auf den Zusammenhang von IKT-Nutzung und Burnout. Die meisten von ihnen verwendeten das Maslach Burnout Inventar, um Burnout zu messen [45]. Diese Querschnittsstudien sowie eine Interventionsstudie fanden positive Assoziationen zwischen Technostress und Burnout [11, 17, 54, 56]. Eine aktuelle Studie von Park et al. zeigte [49], dass die arbeitsbedingte Smartphone-Nutzung nach Feierabend mit Burnout assoziiert ist. Die Autoren plädieren für Minimierung und betonen das „Recht auf Abschalten“ nach der Arbeit, um Burnout vorzubeugen.

Weitere Studien hatten einen anderen Fokus. Abeliansky und Beulmann [1] untersuchten zum Beispiel, ob eine Zunahme von Industrierobotern die psychische Gesundheit von Arbeitern beeinflusst. Sie zeigten, dass ein Anstieg der sogenannten Roboterintensität (Verhältnis von Industrierobotern zur Beschäftigung) mit einer Abnahme der globalen psychischen Gesundheit (Indexbildung über verschiedene Symptome) verbunden ist.

Bei anderen Studien standen z. B. subjektive Gedächtnisstörungen oder depressive Symptome im Mittelpunkt [1, 35, 37, 62]. Eine Längsschnittstudie untersuchte, ob IKT-Anforderungen die subjektiven Gedächtnisstörungen in einem 2‑Jahres-Follow-up vorhersagten [62]. Die IKT-Anforderungen wurden durch Selbsteinschätzung hoher Anforderungen aufgrund neuer Technologien (z. B. zu viele E‑Mails oder ständige Unterbrechungen durch E‑Mails) oder flexiblerer Arbeitsbedingungen bewertet. Sie sagten subjektive Gedächtnisstörungen auch nach Adjustierung für potenzielle Störfaktoren wie Bildung oder somatische Erkrankungen voraus. Unter Verwendung derselben Studie zeigte eine neuere Längsschnittanalyse, dass wiederholte Exposition gegenüber hohen IKT-Anforderungen am Arbeitsplatz bei Männern, nicht aber bei Frauen, im Laufe der Zeit zu einem reduzierten selbst-eingeschätzten Gesundheitszustand führt [61].

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es einige wenige Studien mit meist querschnittlichem Design gibt, welche erste Hinweise darauf liefern, dass Technostress die psychische Gesundheit von Arbeitnehmern beeinträchtigen kann. Es werden mehr Längsschnittstudien benötigt, die konsequent für Störfaktoren kontrollieren, etablierte Instrumentarien nutzen und klinische Endpunkte (z. B. Major-Depression) untersuchen.

Haben digitale Technologien am Arbeitsplatz positive Seiten?

An dieser Stelle sollen einige Ergebnisse hervorgehoben werden, die darauf verweisen, dass digitale Technologien auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz haben können. Eine Beobachtungsstudie zeigte beispielsweise, dass eine bessere Arbeitsorganisation durch IKT mit einem besseren Wohlbefinden der Mitarbeiter verbunden war [67]. Ähnliches wurde bei der Automatisierung einer Apotheke beobachtet, wo durch Technologie der Stress reduziert wurde [34]. Darüber hinaus zeigten Kushlev und Dunn [38] in einem Experiment, dass eine explizite E‑Mail-Policy (Abrufen von Mails nur zu bestimmten Zeiten) den Stress reduziert und das psychische Wohlbefinden fördert. Einige der bereits erwähnten Studien zur Techno-Invasion liefern auch nuancierte Ergebnisse. Einerseits verwischen IKTs die Trennung zwischen Arbeit und Privatleben, andererseits erlauben sie auch eine größerer Flexibilität bei der Bewältigung von beruflichen Anforderungen und der Organisation von privaten Lebensanforderungen in der Arbeitszeit [18, 41].

Wichtig ist eine differenzierte Betrachtung der Auswirkungen digitaler Technologien

Vergleichbare Befunde gibt es für die Überwachung am Arbeitsplatz. Enge Überwachung kann als belastend empfunden werden, wenn sie dazu dient, unrealistische Produktivitätsniveaus zu fördern oder das Autonomiebedürfnis des Arbeitnehmers in Frage stellt [15, 53]. Im Gegensatz dazu wurde die Gesundheit nicht beeinträchtigt, wenn die Mitarbeiter das Gefühl hatten, dass der Zweck der Überwachung darin bestand, den Arbeitsablauf zu optimieren [15, 46, 53]. Diese und einige andere Beispiele zeigen, wie wichtig eine differenzierte Betrachtung der Auswirkungen digitaler Technologien ist [66].

Diskussion

Die Forschung zu Technostress als Risikofaktor für psychische Störungen steht noch am Anfang. Empirische Studien sind rar und stützen sich oft auf kleine Stichproben. Zudem wird die Aussagekraft durch Querschnittsdesigns geschmälert. Das Forschungsfeld würde von der Nutzung des in der Psychiatrie und Psychologie vorhandenen Wissens zu etablierten Symptomskalen und standardisierten Interviews zur Erfassung von psychischen Störungen im Sinne von klinischen Endpunkten profitieren. Zudem verhindert der Mangel an Längsschnittstudien die Aufdeckung kausaler Mechanismen und die adäquate Berücksichtigung relevanter potenzieller Einflussfaktoren, wie z. B. die Persönlichkeit des Arbeitnehmers oder dessen Qualifikation [58]. Die Diskussion darüber, was Technostress ist, ist nicht abgeschlossen. Forscher aus sehr unterschiedlichen fachlichen Hintergründen sind daran beteiligt sind. Daraus resultiert eine große Heterogenität bei Konzepten, Begriffen und Messgrößen [27].

Unter Berücksichtigung dieser Einschränkungen legen die bisherigen Ergebnisse zumindest nahe, dass sich bestimmte Arten von technischem Stress bei der Arbeit ungünstig auf die psychische Gesundheit auswirken können. Befunde zu biologischen Ergebnisparametern stellen einen Zusammenhang zwischen Technologie und Stress her. Erste Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen technologieinduziertem Stress und Burnout hin.

Stärkere Studiendesigns und bessere Instrumentarien zur Messung psychischer Störungen sind in zukünftigen Studien nötig, um eine angemessene Risikobewertung der allgegenwärtigen digitalen Technologien am Arbeitsplatz und in anderen Lebensbereichen zu ermöglichen. Psychiatrische Expertise ist für die Weiterentwicklung dieses Forschungsfeldes unerlässlich.

Fazit für die Praxis

  • Die Nutzung digitaler Technologien ist mit neuen Formen von Arbeitsstress (Technostress) verbunden.

  • Bisher wurden mehrere Domänen von Technostress definiert, z. B. technische Überflutung (Techno-Overload) oder Stress durch Mensch-Maschine-Interaktionen.

  • Das Konzept des Technostresses ist noch in Entwicklung, und die Forschung zu Technostress als Risikofaktor für psychische Störungen ist ausbaufähig.

  • Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass sich bestimmte Arten von technischem Stress bei der Arbeit ungünstig auf die psychische Gesundheit auswirken können.

  • Digitale Technologien können auch positive Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden von Arbeitnehmern haben, wenn sie eine bessere Arbeitsorganisation ermöglichen.

  • Der Mangel hochwertiger längsschnittlicher Studien mit stärkeren Studiendesigns lassen kausale Schlüsse zum jetzigen Zeitpunkt nur bedingt zu.

  • Das Forschungsfeld würde von der psychiatrischen Expertise zu etablierten Symptomskalen und standardisierten Interviews zur Erfassung von psychischen Störungen insbesondere im Sinne von klinischen Endpunkten profitieren.