Zusammenfassung
Die Inzidenz der Spondylodiszitis nimmt zu, bedingt durch die wachsende Population älterer Menschen mit Multimorbidität. Spondylodiszitis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Klinisch präsentiert sie sich oft mit uncharakteristischem Kreuzschmerz. Aufgrund des häufigen Fehlens von Fieber wird die Krankheit oft übersehen. Für die Diagnose sind Erregernachweis und Magnetresonanztomographie (MRT) der Wirbelsäule essenziell. Die Identifikation des verursachenden Keims ist extrem wichtig, um eine gezielte antibiotische Therapie einleiten zu können. Débridement und Stabilisierung sind die Grundprinzipien des chirurgischen Vorgehens, auch wenn Fremdmaterial in den Entzündungsherd zu implantieren ist.
Abstract
The incidence of spondylodiscitis is increasing and attributable to an aging population with multimorbidities. Spondylodiscitis represents a life-threatening disease. Typical clinical manifestations often involve nonspecific symptoms with back pain; however, due to the frequent absence of fever the disease is often overlooked. Pathogen detection and spinal imaging with magnetic resonance imaging (MRI) are essential for the diagnosis. Identification of the causative pathogen is particularly important for initiating targeted antibiotic treatment. Debridement and stabilization are the mainstays of surgical management, even though foreign material must be implanted into the focus of inflammation.
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W. Hofmann gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine vom Autor durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Dieser aktualisierte Beitrag erschien ursprünglich in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 7, 50:623-636. https://doi.org/10.1007/s00391-017-1324-1. Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist nur einmal möglich.
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Die Sterblichkeit der Spondylodiszitis beträgt entsprechend der Literatur …
1–5 %.
5–10 %.
15–30 %.
30–45 %.
45–55 %.
Ein 75-jähriger Mann stellt sich mit Rückenschmerzen vor. Welcher der folgenden Befunde passt am ehesten zur Diagnose Spondylodiszitis?
Druck- und Klopfschmerz, lokalisiert über LWK 3–4 auslösbar
Sensibilitätsminderung an der rechtsseitigen Oberschenkelaußenseite
Nachlassen der Schmerzen im Verlauf der Nacht
Rechtsseitige Fußheberschwäche
Schubweiser Verlauf der Schmerzen mit symptomfreien Intervallen
Der häufigste Ursprungsort der hämatogenen Streuherde bei Spondylodiszitis ist laut Studien am ehesten …
die Lunge.
die Schädelkalotte.
das Zehengrundgelenk.
das Femur.
der Urogenitaltrakt.
Bei der Spondylodiszitis tritt Fieber bei Patienten auf im Umfang von ca.
10 %.
30 %.
50 %.
70 %.
90 %.
Nach dem „Kölner Diagnosepfad“ sind bei Spondylodiszitis immer anzulegen, …
wenn kein Fieber besteht, eine Blutkultur.
3 Blutkulturen, nur wenn Fieber besteht.
wenn kein Fieber besteht, 3 Blutkulturen, aerob und anaerob.
wenn kein Fieber besteht, 3 Blutkulturen nur aerob.
wenn Fieber besteht, 3 Blutkulturen nur anaerob.
Welche der folgenden diagnostischen Maßnahmen hat für die Detektion der Spondylodiszitis die höchste Sensitivität und Spezifität?
Entzündungswerte im Blut
Blutkultur
Native Röntgenuntersuchung
Computertomographie
Magnetresonanztomographie
Empfehlungen für die konservative Behandlung der Spondylodiszitis umfassen neben der Antibiotikagabe …
Bewegungsbad.
Belastungsübungen zur Förderung der ossären Fusion.
Bettruhe und Ruhigstellung durch eine Orthese.
Kneipp-Guss.
Elektrotherapie.
Unter Antibiotikatherapie bei Spondylodiszitis ist mit folgendem Risiko zu rechnen:
Obstipation
Anämie
Clostridium-difficile-Infektion
Palmarerythem
Refluxbeschwerden
Zu Therapie- und Verlaufskontrolle bei Spondylodiszitis eignet sich in erster Linie:
Elektromyogramm
Serumelektrophorese
Magnetresonanztomographie
Prokalzitonin
Klinische Untersuchung auf Schmerzen
Welcher Keim wird am häufigsten als Auslöser für Spondylodiszitis nachgewiesen?
Pseudomonas
Candida albicans
Proteus
Mycobacterium tuberculosis
Staphylococcus aureus
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Hofmann, W. Chamäleon Spondylodiszitis. Nervenarzt 89, 705–718 (2018). https://doi.org/10.1007/s00115-018-0546-9
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00115-018-0546-9
Schlüsselwörter
- Erregernachweis
- Magnetresonanztomographie
- Antibakterielle Agenzien
- Débridement
- Praxis-Guidelines als Thema