Die „coronavirus disease 2019“ (COVID-19) ist eine durch das „severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2“ (SARS-CoV-2) verursachte Erkrankung, die erstmals im Januar 2020 identifiziert wurde. Sie wird hauptsächlich über Aerosole, durch infektiöse Sekrete des Respirationstraktes, übertragen. Als Symptome sind überwiegend Fieber, Husten, Halsschmerzen, Schnupfen, Störungen in Geruchs- und Geschmackssinn, Myalgien, Kopfschmerzen sowie Durchfall und/oder Erbrechen beschrieben [1]. Bei Kindern und Jugendlichen verläuft COVID-19 meist asymptomatisch oder als unkomplizierte Erkrankung der oberen und unteren Atemwege. In seltenen Fällen kann es jedoch auch zu schwereren Verläufen kommen, die eine Hospitalisierung notwendig machen [2]. Der Goldstandard der COVID-19-Diagnostik ist die Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) [3]. Bei primär hyperinflammatorischen Krankheitsverläufen wie dem „pediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with SARS-CoV-2“ (PIMS-TS) bzw. synonym dem „multisystem inflammatory syndrome in children“ (MIS-C) kann die Virus-PCR bereits negativ sein; die meisten Patientinnen und Patienten haben jedoch SARS-CoV-2-Antikörper.

Die Einteilung von COVID-19 richtet sich nach dem klinischen Schweregrad und der aktuellen Phase der Infektion. In Tab. 1 sind die Definitionen des hyperinflammatorischen Verlaufes (PIMS-TS/MIS‑C) der Weltgesundheitsorganisation (WHO [9]) und des Center for Disease Control and Prevention (CDC [10]) aufgeführt.

Tab. 1 Definitionen des „pediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with SARS-CoV-2“/„multisystem inflammatory syndrome in children“
Tab. 2 Maßnahmen bei Vorliegen eines „pediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with SARS-CoV-2“ (PIMS-TS) /„multisystem inflammatory syndrome in children“ (MIS-C)

Die Handlungsempfehlung (Abb. 1) wurde nach der „Stellungnahme zur klinischen Präsentation und medikamentösen Behandlung von Kindern mit COVID-19“ (Update 27.11.2020) der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP), der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Immunologie (API), der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR), der Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) und dem Ständigen Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) erstellt und ersetzt nicht deren Lektüre [4].

Abb. 1
figure 1

Handlungsempfehlung zu Diagnostik und medikamentöser Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit einer Infektion mit dem „severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2“ (SARS-CoV-2). ARDS „acute respiratory distress syndrome“, ASS Acetylsalicylsäure, AMWF Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., AT III Antithrombin III, b.B. bei Bedarf, BGA Blutgasanalyse, BSG Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit, CK Kreatinkinase, CK-MB Kreatinkinase vom Myokardtyp, CRP C-reaktives Protein, DA Dosieraerosol, Diff-BB Differenzialblutbild, ED Einzeldosis, EKG Elektrokardiogramm, GOT Glutamat-Oxalacetat-Transaminase, GPT Glutamat-Pyruvat-Transaminase, HS Harnsäure, IL Interleukin, LDH Laktatdehydrogenase, MIS‑C „multisystem inflammatory syndrome in children“, pCAP pädiatrische ambulant erworbene Pneumonie, PCR Polymerase-Kettenreaktion, PIMS-TS „pediatric inflammatory multisystem syndrome temporally associated with SARS-CoV-2“, pro-BNP N-terminales pro-B-natriuretisches Peptid, RSV Respiratory-Syncytial-Virus, SpO2 pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsättigung, TD Tagesdosis, Trop Troponin. aBei Kindern und Jugendlichen mit einem hyperinflammatorischen Syndrom ist der SARS-CoV-2-Antikörpernachweis ausreichend. a[5], b[6], c[7], d[8]. (Grafik: O. Hippmann)

Im Rahmen von stationären Aufenthalten werden bei Patientinnen und Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion laborchemische, mikrobiologische und apparative Untersuchungen empfohlen [4]. Ab der Kategorie „moderate Erkrankung“ sollte eine Bildgebung mithilfe des Thoraxröntgens erfolgen. Bei schwerer pulmonaler Symptomatik sowie bei nichteindeutigem Röntgenbild sollte zusätzliche eine Computertomographie (CT) des Thorax durchgeführt werden. Zur Primärdiagnostik ist die CT nicht indiziert.

Die Behandlung der COVID-19 unterteilt sich in eine symptomatische, eine antivirale und eine antiinflammatorische Therapie. Der Einsatz der Medikamente sollte gemäß dem Schweregrad des klinischen Verlaufs und in Abhängigkeit der individuellen Risikofaktoren erfolgen. Die symptomatische Therapie umfasst nichtsteroidale Antirheumatika sowie ggf. inhalative Bronchodilatatoren, inhalative Steroide, Antibiotika und/oder eine prophylaktische oder therapeutische Antikoagulation [4]. Ist eine Inhalationstherapie notwendig, sollten bevorzugt Dosieraerosole (ggf. mit Spacer) oder Pulverinhalatoren verwendet werden. Als einziges antivirales Arzneimittel wird derzeit Remdesivir empfohlen. Die Studienlage ist allerdings weiterhin, insbesondere bei Kindern, unzureichend [11]. Beim Auftreten von sauerstoffpflichtigen Pneumonien sowie bei besonders vulnerablen Patientinnen und Patienten sollte der Gebrauch dennoch frühzeitig diskutiert werden. Die Anwendung ist bei Kindern unter 12 Jahren off-label. In späteren Phasen der Inflammation werden bei schwer und kritisch kranken Kindern mit Pneumonie und Sauerstoffbedarf und/oder Atmungsunterstützung ebenfalls systemische Steroide empfohlen. Im Fall von asymptomatischen, milden und moderaten COVID-19-Verläufen sollten diese nicht routinemäßig eingesetzt werden. Bei hyperinflammatorischen Verläufen (PIMS-TS/MIS-C) können weitere Pharmaka wie Immunglobuline oder Biologika zum Einsatz kommen (Tab. 2).

Stationär behandelte Kinder mit COVID-19 sollten in dem Survey der DGPI erfasst werden (https://dgpi.de/covid-19-survey-der-dgpi). Für Patientinnen und Patienten mit PIMS-TS/MIS-C (https://dgpi.de/pims-survey-anleitung/) und Post-COVID-19-Symptomen (https://dgpi.de/post-covid-19-survey/) stehen separate Register zur Verfügung.