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Das Altern des Gehirns ist Teil des „normal aging“, das praktisch alle Organe betrifft. Wenngleich die funktionelle Reserve kognitiver Leistungen groß ist, wird sie doch durch die an sich erfreulich rasche Zunahme der allgemeinen Lebenserwartung zu einer häufigen Facette innerhalb einer ebenfalls durch das Altern bedingten Multimorbidität. Sichtbar wird die Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit für Internisten dann, wenn dies die Alltagsfunktionen beeinträchtigt wie auch Diagnostik und Therapie anderer Erkrankungen beeinflusst, beispielsweise im Rahmen der Compliance bis hin zu ethischen Fragestellungen über die Sinnhaftigkeit von Interventionen. Auch ist die Differenzierung zwischen demenziellen Entwicklungen und einem deliranten Zustandsbild bei interkurrenten internistischen Leiden häufig schwierig, nicht zuletzt weil eine Demenz – auch in Frühstadien – ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Deliriums darstellt. Summa summarum: Internistinnen und Internisten, ob sie nun im ambulanten oder stationären Sektor tätig sind, werden immer häufiger mit der Problematik neurodegenerativer Erkrankungen konfrontiert. Gerade auch aus dieser Situation heraus wurde der vorliegende Schwerpunkt konzipiert.

Demenzerkrankungen sind immer auch eine „Familienkrankheit“

In sechs Beiträgen wird das Thema „neurodegenerative Erkrankungen“ aus verschiedenen Blickwinkeln besprochen. Kollege R. Dodel beschreibt die pathophysiologischen Hintergründe der häufigsten Demenzformen, inklusive der Darlegung aktueller und in Entwicklung befindlicher medikamentöser Therapieformen. Seltene Demenzformen – es gibt auch Überschneidungen verschiedener neurodegenerativer Demenzformen – besprechen C.A.F. von Arnim u. I. Uttner. T. Warnecke et al. zeigen anhand der Parkinson-Krankheit exemplarisch solche Interdependenzen auf. Dies bezeugt, dass Diagnostik und Therapie demenzieller Entwicklungen nicht nur oft schwierig sind, sondern auch eines interdisziplinären Ansatzes wie eines interprofessionellen Teams bedürfen. Die Auswirkungen einer Demenz auf Alltagsfunktionen, Entscheidungsfähigkeit wie auch Autonomie sind von hoher Relevanz sowohl für die Betroffenen als auch für deren Umgebung. So sind Demenzerkrankungen immer auch eine „Familienkrankheit“. Dies wird im Beitrag der Kolleginnen T. Zieschang u. S. Schütze thematisiert. Trotz intensivster Forschungsarbeit über Dezennien hinweg gibt es bislang keine wirklich erfolgreichen medikamentösen Therapien. So werden nichtmedikamentöse Therapieformen besonders wichtig, was V.A. Tesky et al. in einem Beitrag thematisieren. Ein erfolgreicher Ansatz ist die körperliche Aktivität, was einmal mehr die wichtige Dualität von Körper und Geist unterstreicht. Bewegung in Kombination mit Musik ist eine entsprechende Therapieform, exemplarisch und evidenzbasiert dargelegt vom Kollegen R.W. Kressig.

Persönlich bin ich überzeugt, dass die Beiträge in diesem Schwerpunkt nicht nur die Relevanz, sondern auch die sinnvolle Herangehensweise für diese immer mehr zum täglichen Alltag gehörende Thematik für alle Internistinnen und Internisten gut beleuchten. So wünsche ich den Leserinnen und Lesern viele interessante Informationen und für die praktische Tätigkeit hilfreiche Hinweise und Hilfestellungen.

Cornel Sieber