Zusammenfassung
Aufgrund des evidenten Zusammenhangs zwischen sozialen Lebensbedingungen und Gesundheit sind Migranten und Migrantinnen mit besonderen gesundheitlichen Risikofaktoren sowie Zugangsbarrieren zum Gesundheitssystem konfrontiert. Ein geringerer Bildungshintergrund sowie unzureichende Sprachkenntnisse sind bestimmende Faktoren, wie sie im Konzept der multifaktoriellen Auswirkungen von Health Literacy [1, 2] dargelegt sind. Frauen mit Migrationshintergrund erfahren zusätzliche Benachteiligungen. Trotz mangelnder repräsentativer Daten belegen bisherige Untersuchungen übereinstimmend eine geringere Inanspruchnahme frauenspezifischer Gesundheitsvorsorge sowie einen höheren Grad an gesundheitlichen Belastungen. Die derzeitige Fehlversorgung manifestiert sich als Unterversorgung im Bereich der Prävention und Aufklärung sowie als Überversorgung im Hinblick auf Medikation bzw. diagnostische Maßnahmen. Um den besonderen geschlechtsspezifischen Anforderungen zu entsprechen, sind zielgruppenspezifische Strategien zu entwickeln, um Zugangsbarrieren, insbesondere Sprachbarrieren, abzubauen. Neben dem Einsatz muttersprachlicher Dolmetscher und Informationsfoldern ist es zudem wichtig, auch strukturelle Barrieren unter Berücksichtigung kultureller Belange abzubauen und die Frauen in ihrem Lebensumfeld abzuholen um sie zu einer selbst bestimmten Gesundheitsförderung anzuregen. Niederschwellige, wohnortnahe sowie bedürfnisadäquate Angebote sind dafür Voraussetzung. Ausgewählte Modelle zur guten Praxis (Models of good practice) aus Österreich zu den Themen weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation), Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs sollen erfolgreiche Strategien veranschaulichen.
Abstract
Due to the evident interaction between social factors and health, migrants are exposed to specific risk factors and access barriers to health services. Some examples are the lower education level, the low social position and/or the insufficient language skills. This concept is further elaborated in the multi-factorial impacts of health literacy. Female migrants often experience additional discrimination because of their gender. Despite the lack of representative data, consistent studies show that female migrants do not regularly take advantage of health care prevention and present themselves with higher degrees of stress. The current „inadequate health care“ manifests itself in a lack of care in the areas of prevention and health education and an abundance in the context of medication and diagnostic procedures. To meet these demands and to further reduce barriers, in particular language barriers, specific strategies for this target group involving both politics and the health care system have to be developed. Besides the employment of interpreters with a native cultural background and the distribution of information booklets, it is an important strategy to reduce structural obstacles such as culturlal diversity. To contact these women in their living environment should help to increase their self-determined health promotion. Selected models of good practice in Austria with regard to the themes of FGM (female genital mutilation), violence, heart disease and breast cancer are presented to highlight the specific health situation and risk factors of female migrants as well as successful strategies to confront them.
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Wimmer-Puchinger, B., Wolf, H. & Engleder, A. Migrantinnen im Gesundheitssystem. Bundesgesundheitsbl. 49, 884–892 (2006). https://doi.org/10.1007/s00103-006-0022-8
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