Zusammenfassung
Die Notfallsonographie umfasst eine Reihe von zielgerichteten sonographischen Untersuchungstechniken, mit denen sich häufige Fragestellungen in der Anästhesiologie, einschließlich der Intensiv- und Notfallmedizin, innerhalb kurzer Zeit beantworten lassen. Sie eignet sich im Sinne einer „Point-of-care“-Diagnostik dazu, die Ursachen einer akuten hämodynamischen oder respiratorischen Instabilität abzuklären und etwa das Ausmaß einer intraabdominellen Blutung bei noch kompensierten polytraumatisierten Patienten zu bestimmen oder eine Intervention wie die Pleurapunktion zu unterstützen. Wichtige notfallsonographische Ultraschallverfahren sind die fokussierte Echokardiographie sowie die Thorax- und die Abdomensonographie, ergänzt durch verschiedene weitere Anwendungen beispielsweise im Kopf-Hals-Bereich. Die Verfahren werden im Vergleich zu den konventionellen sonographischen Untersuchungen in verkürzten Untersuchungsgängen mit Fokus auf bestimmte klinische Fragen eingesetzt. Anhand von wenigen standardisierten Einstellungen können zahlreiche Fragen zum Patienten schnell adressiert und therapeutische Konsequenzen abgeleitet werden.
Abstract
Emergency sonography encompasses a number of targeted sonographic investigation techniques, which allow a quick response to frequently occurring situations arising in anesthesiology, including intensive care and emergency medicine. Emergency sonography supports point of care diagnostics to clarify the possible causes of hemodynamic and respiratory instability, e.g. to determine the extent of intra-abdominal bleeding in a still compensated patient with multiple trauma and to support interventions, such as pleural fluid drainage. Important emergency sonographic techniques include focused echocardiography, as well as thoracic and abdominal ultrasound, supplemented by various other applications, e.g in the head and neck region. In comparison to conventional sonographic examination techniques, these techniques are used with reduced examination times and a focussed assessment of specific clinical problems. By means of a few standardized cross-sectional planes, numerous questions can be quickly addressed and therapeutic consequences can be deduced.
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Interessenkonflikt
E. Schieb und C.-A. Greim geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Redaktion
H. Forst · Augsburg
T. Fuchs-Buder · Nancy
A. Heller · Dresden
M. Weigand · Heidelberg
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Sie werden als Notarzt zu einer 67-jährigen Patientin mit Dyspnoe gerufen. Vor 3 Wochen wurde eine linksseitige Hüfttotalendoprothese implantiert. Bei Ihrer Ankunft finden Sie eine dyspnoeische Patientin vor, die zunehmend kreislaufinstabil wird und plötzlich reanimationspflichtig ist. Anamnestisch besteht der Verdacht auf eine fulminante Lungenembolie. Welche Befunde einer fokussierten Echokardiographie erhärten diese Verdachtsdiagnose?
Beide Ventrikel wirken volumenüberladen.
Der linke Vorhof und Ventrikel sind dilatiert.
Der rechte Vorhof und Ventrikel sind dilatiert; es besteht eine Trikulspidalinsuffizienz.
Es liegt eine Mitralinsuffizienz vor.
Es liegt eine Aortenklappeninsuffizienz vor.
Sie werden als Notarzt zu einem Unfall mit Hochrasanztrauma gerufen. Der 23-jährige Fahrer eines PKW ist an den Unterschenkeln eingeklemmt. Sein Blutdruck ist 90/60 mmHg, die Herzfrequenz 90/min. Der Patient war angeschnallt; es bestehen Prellmarken am rechten Oberbauch sowie quer über dem linken und rechten Unterbauch. Der Patient klagt über starke Schmerzen im Abdomen und an beiden Unterschenkeln. Sie denken an eine abdominelle Blutung, jedoch liegt bisher eine relative Kreislaufstabilität vor. Welche sonographischen Hinweise könnten Ihre Verdachtsdiagnose erhärten und einer „Crash“-Rettung vor einer schonenden Rettung den Vorzug geben?
Nachweis Flüssigkeit im Morison-Pouch
Nachweis des Vorhangphänomens
Nachweis des „bat sign“
Hyperechogene Fläche zwischen Leberunterrand und kaudalem Nierenpol links
6 B-Linien im B-Mode des Zwischenrippenschalls
Nach einer präoperativen ZVK-Anlage in die rechte V. jugularis steigt intraoperativ der Beatmungsdruck; die Sauerstoffsättigung fällt um einige Punkte ab. Sie vermuten einen iatrogen entstandenen Pneumothorax und haben sonographischen Zugang zu beiden Thoraxhälften. Welcher Befund/welche Befundkonstellation passt?
Es sind über dem gesamten rechten Thorax mehr als 3 B-Linien nachweisbar.
Der Lungenpuls ist beidseits nachweisbar.
Das „seashore sign“ ist über der gesamten rechten Thorax nachweisbar.
Es ist über dem gesamten rechten Thorax ein Lungengleiten nachweisbar.
Über dem rechten Thorax ist ein Lungenpunkt aber, keine B-Linien nachweisbar.
Auf der Intensivstation wird Ihr Patient nach einer aortokoronaren Bypass-OP zunehmend kreislaufinstabil; die Diurese versiegt. Es liegt der Verdacht auf einen Perikarderguss/Tamponade vor. Sonographisch lassen sich neben einem großen perikardialen Flüssigkeitssaum folgende Zeichen darstellen:
Ausgeprägte Mitralinsuffizienz
Hypovolämischer rechter Vorhof und Ventrikel, dilatierte untere Hohlvene
Hypervolämischer linker Ventrikel, kollabierende untere Hohlvene
Dilatierter rechter Ventrikel und Vorhof
Hyperkontraktiler rechter Ventrikel mit ausgeprägter Trikuspidalinsuffizienz
Welche sonographischen Befunde weisen auf ein Lungenödem hin?
Nachweis von mehr als 3 B-Linien
Vermindertes Lungengleiten
Nachweis eines Lungenpunkts
Nachweis eines Lungenpulses
Nachweis von mehr als 3 A-Linien
Welche Aussage zur Position 4 der FAST-Untersuchung ist richtig?
Die Position 4 wird zum Ausschluss von Flüssigkeit im Morison-Pouch aufgesucht.
Hierbei wird der anatomische Raum zwischen Leberunterrand und kaudalem Nierenpol dargestellt.
Um zur Position 4 zur gelangen, wird der Schallkopf im 8.–10. ICR am linken Thorax in der hinteren Axillarlinie aufgesetzt.
Es wird eine Organverletzung der Leber dargestellt.
Bei freier Flüssigkeit im Koller-Pouch bildet sich eine hyperechogene Fläche zwischen Milz und Nierenpol.
Welche Aussage zum sonographischen Nachweis eines Pleuraergusses trifft zu?
Die Thoraxröntgenaufnahme weist Flüssigkeit im Pleuraspalt mit höherer Sensitivität nach als die Sonographie der Pleura.
Sonographisch stellt sich ein Pleuraerguss hyperechogen dar.
Zum Nachweis eines Pleuraergusses werden die Positionen 2 und 4 der FAST-Einstellungen angewendet.
Sonographisch kann ein Pleuraerguss ab einem Volumen von 5 ml nachgewiesen werden.
Eine Atelektase innerhalb eines Pleuraergusses erscheint hypoechogen.
Bei einem Patienten fällt 5 Tage postoperativ nach einer ICB und weiterbestehender Schlafphase bei Hirnödem bei der täglichen körperlichen Untersuchung ein Druckschmerz im rechten Oberbauch auf. Gleichzeitig kam es zum Anstieg der Infektions- und Cholestaseparameter. Welche sonographischen Befunde erheben Sie bei einer Cholezystitis?
Die Gallenblasenwand zeigt eine irreguläre Wandschichtung mit einem Durchmesser von > 4 mm.
Es liegt eine Schallauslöschung dorsal der Gallenblase vor.
Der Ductus hepatocholedochus ist > 9 mm breit.
Es lässt sich Gallenblasen-Sludge nachweisen.
Die Gallenblase lässt sich beim Nachweis einer Cholezystitis nur im Oberbauchlängs- und Oberbauchquerschnitt darstellen.
Bei der FAST-Untersuchung wird …
eine detaillierte Organuntersuchung der parenchymatösen Organe durchgeführt.
in der Position 2 das Vorhangphänomen beobachtet.
in der Position 4 Luft und Flüssigkeit retrovesikal nachgewiesen.
in der Position 1 ein Hämatothorax, Pleuraerguss und subdiaphragmatische freie Flüssigkeit ausgeschlossen.
durchschnittlich 10 min bis zur Diagnosestellung benötigt.
Auf der Intensivstation wird ein Patient in der ersten Nacht nach Aortenklappenersatz zunehmend hypoton, der Katecholaminbedarf steigt, die Diurese nimmt ab. Ein generalisierter Volumenmangel würde sich echokardiographisch folgendermaßen darstellen:
dilatierte untere Hohlvene
kleine rechts- und linksventrikuläre enddiastolische Ventrikelvolumina
verminderte Verkürzungsfraktion des linksventrikulären Innendurchmessers
dilatierter rechter Vorhof und Ventrikel bei normal gefülltem linken Vorhof und Ventrikel
Im parasternalen Kurzachsenblick weisen die Vorhöfe kleine Volumina auf.
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Schieb, E., Greim, CA. Notfallsonographie. Anaesthesist 64, 329–344 (2015). https://doi.org/10.1007/s00101-015-0019-5
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