Zusammenfassung
Die immer wieder erörterten irrationalen Momente der Novellenstruktur werden im Horizont von Horkheimers und Adornos Dialektik der Aufklärung diskutiert; mit deren zentralen Kategorien des Opfers und der Entsagung lassen sich zwei Entwicklungslinien der Novelle erkennen, die bei Storm, Schiller, Tieck und Goethe exemplarisch vorgezeichnet werden.
Abstract
The irrational structures of the German Novelle, often discussed in criticism, are seen within the perspective of Horkheimer’s and Adorno’s Dialektik der Aufklärung. The categories of sacrifice and renunciation seem to establish two conceptual modes by which genesis and history of the Novelle may be explained; examples are chosen from the works of Storm, Schiller, Tieck, and Goethe.
Literatur
Fritz Martini, “Die deutsche Novelle im ‘bürgerlichen Realismus’. Überlegungen zur geschichtlichen Bestimmung des Formtyps,” WW, 10 (1960), 257–278; 262.
Im Anschluß an die Realismusforschung etwa: Manfred Schunicht, “Der ‘Falke’ am ‘Wendepunkt’. Zu den Novellentheorien Tiecks und Heyses,” GRM, 41 (1960), 44–65. — Vgl. in diesem Zusammenhang auch meine Untersuchung: Vieldeutige Welt. Studien zur Struktur der Erzählungen E.T.A. Hoffmanns und zur Entwicklung seines Werkes (1966).
Vgl. Annemarie Burchard, “Theodor Storms ‘Schimmelreiter’. Ein Mythos im Werden,” Anthaios, 2 (1961), 456–469. — Die mögliche Differenzierung zwischen Sage, Mythos, im engen religionswissenschafdichen Sinn des Göttermythos, und Märchen als Mythos-Derivat muß hier außer acht bleiben. A. Burchard sagt zum Opfer-Motiv der Novelle: “die Unterirdischen müssen beschwichtigt werden … eine der unzähligen Formen von Opfer-Symbolen, Teile eines Mythos auch sie” (S. 464). Man kann dem selbst dann zustimmen, wenn man den Mythos-Begriff enger faßt. Burchard versucht im übrigen, Storms Mythologie aus dem Zwiespalt zwischen naturwissenschaftlich induziertem Vergänglichkeitsbewußtsein und dem daran leidenden Romantiker zu erklären.
Volker Knüfermann, Realismus. Untersuchungen zur sprachlichen Wirklichkeit der Novellen ‘Im Nachbarhause links’, ‘Hans und Heinz Kirch’ und ‘Der Schimmelreiter’ von Theodor Storm (Diss. Münster 1967), S. 120. — Im selben Sinn auch: Wolfgang Preisendanz, “Gedichtete Perspektiven in Storms Erzählkunst,” Schr. d. Th.-Storm-Ges., 17 (1968), 25–37.
Helmut Ammerlahn, “Wilhelm Meisters Mignon — ein offenbares Rätsel. Name, Gestalt, Symbol, Wesen und Werden,” DVjs., 42 (1968), 89–116; 90.
Gerhard Kaiser, “Sündenfall, Paradies und himmliches Jerusalem in Kellers ‘Romeo und Julia auf dem Dorfe’,” Euphorion, 65 (1971), 21–48.
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Köhn, L. Dialektik der Aufklärung in der deutschen Novelle. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 51, 436–458 (1977). https://doi.org/10.1007/BF03376311
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