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Blumenfarben, wie sie die Bienen sehen

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Zusammenfassung

  1. 1.

    Die Bestimmung der Reflexion von Blüten mittels einer quantitativ auswertbaren, fotografischen Methode in den 3 Grundspektralbereichen des Bienenfarbsystems (Gelb-, Blau- und UV-Bereich) gestattete auf Grund der Kenntnis der Kompensativbeziehungen zwischen diesen Bereichen (Daumeb 1956) die ungefähre Berechnung von „Bienenfarbton“ und „Unbuntanteil“ von Blüten und Blättern in Gestalt charakteristischer Kennzahlen.

  2. 2.

    Für 204 Blüten und 60 Blätter verschiedener Arten wurden mit den gemessenen Reflexionsdaten diese Kennzahlen berechnet und die Blüten in der Reihenfolge ihrer „Bienenfarbtone“ im „Bienenfarbkreis“ angeordnet. Die Einteilung dieser Blütenreihe in Gruppen unterscheidbarer „Bienenfarbtöne“ (Tabelle 1–10) erfolgte auf Grund der Versuche über die Wellenlängenunterscheidung von Spektrallichtern am Spektralfarbmischapparat. Als Ergebnisse können festgehalten werden:

  3. 3.

    Die Vielzahl der dem Menschen gelb (orange, gelbgrün) erscheinenden Blüten bietet sich den Bienen auf Grund sehr verschiedener UV-Reflexion in drei völlig verschiedenen Farbtönen: „Bienengelb“ (Tabelle 1a und b), „Bienenpurpur“ I (Tabelle 2) und „Bienenpurpur“ II (Tabelle 3). Vgl. dazu Abb. 12a–c, S. 77.

  4. 4.

    Die vielen dem Menschen weiß erscheinenden Blüten, daneben grünliche, rosa und lila Blüten, sind für die Bienen infolge Reflexion im Gelb- und Blaubereich und starker Absorption im UV-Bereich „Bienenblaugrün“ (Tabelle 4). Vgl. dazu Abb. 7, S. 66.

  5. 5.

    Unter den dem Menschen blau und violett erscheinenden Blüten herrscht eine so große Mannigfaltigkeit in der UV-Reflexion, daß die Bienen diese Blüten in nicht weniger als vier völlig verschiedenen Farbtönen sehen: „Bienenblau“ I (Tabelle 5), „Bienenblau“ II (Tabelle 6), „Bienenviolett“ I (Tabelle 7) und „Bienenviolett“ II (Tabelle 8). Vgl. dazu Abb. 14, 15, S. 79 und 80.

  6. 6.

    Die roten Blüten erscheinen den Bienen je nach dem Grad der UV-Reflexion entweder „Bienenultraviolett“ (Tabelle 9) oder (selten) „Bienenschwarz“ (Tabelle 10). Vgl. dazu Abb. 8, 9, S. 71.

  7. 7.

    Infolge schwacher, relativ gleichmäßiger Reflexion in allen Bienenspektralbereichen erweisen sich die grünen Blätter als „Bienengrau“ mit schwachem Farbstich ins „Bienengelb“, so daß sich die Blüten als bunte Farbflecken vom mehr oder minder unbunten Hintergrund gut abheben müssen. Vgl. dazu Abb. 3, S. 54.

  8. 8.

    Dressurversuche mit gelben („bienengelben“ und „bienenpurpurnen“) sowie mit blauen („bienenblauen“ und „bienenvioletten“) Blüten zeigten, daß die Bienen tatsächlich in der Lage sind, dem Menschen gleichfarbig erscheinende Blüten auf Grund verschieden starker UVReflexion sehr gut zu unterscheiden, in Bestätigung der Brauchbarkeit der vorgenommenen Einteilung der Blüten nach „Bienenfarbtönen“.

  9. 9.

    Die Blütenaufnahmen im UV-Bereich förderten eine Reihe von herrlichen, dem unbewaffneten menschlichen Auge unsichtbaren Reflexionsmustern von Saftmalcharakter zutage. Ihre Ausbildung läßt einen engen Zusammenhang mit dem Blumentyp und der Stätte der Nektar- und Pollenproduktion erkennen. Diskussion der Ergebnisse s. S. 93.

  10. 10.

    Dressurversuche mit UV-gemusterten Blüten erbrachten den Nachweis für Sichtbarkeit und Auffälligkeit der UV-Muster. Aus einem typischen Verhalten der Bienen gegenüber Blüten-UV-Mustern (Kopf-Rüssel-Reaktion) geht ihre Bedeutung als Wegweiser zum Nektar hervor, so daß sie als Saftmale bzw. Pollenmale bezeichnet werden können.

  11. 11.

    Versuche mit blütenunerfahrenen, undressierten Bienen erwiesen die Kopf-Rüssel-Reaktion auf diese Saftmale als angeboren. Diskussion der Ergebnisse s. S. 106.

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Meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor v. Frisch, der vor 45 Jahren den Grundstein zu dieser Arbeit gelegt hat, in Dankbarkeit gewidmet.

Die Arbeit wurde aus Mitteln der Rockefeller Foundation, die Herrn Professor v. Frisch zur Verfügung standen, wesentlich gefördert.

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Daumer, K. Blumenfarben, wie sie die Bienen sehen. Zeitschrift für vergleichende Physiologie 41, 49–110 (1958). https://doi.org/10.1007/BF00340242

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