In vielen empirischen Untersuchungen liest man von einer „repräsentativen Stichprobe vom Umfang…“. Der Begriff einer repräsentativen Stichprobe wird daher auch in vielen Schulungen und Vorlesungen behandelt. Obwohl er prinzipiell eine gewisse Mindestqualität einer Untersuchung nachweisen soll, so ist er dennoch umstritten und bleibt in der Anwendung und der Wissenschaft ein Diskussionsthema. Woran liegt das? Teilweise verbindet sich mit der Thematik Mindestqualität auch ein gewisses normatives Konzept. So wurden beispielsweise im Zensus 2011 unterschiedliche Genauigkeitsanforderungen für die Ermittlung der amtlichen Einwohnerzahl und weiterer Variablen formuliert (siehe bspw. http://www.zensus2011.de). Wie einfach kann bzw. wie komplex muss die Definition des Begriffs Repräsentativität sein? Welche Faktoren, wie bspw. fehlende Werte, können oder dürfen überhaupt berücksichtigt werden?

Gabler und Quatember (2013) diskutieren den Begriff der Repräsentativität im Kontext von Schätzungen für Subgruppen. Dabei beantworten sie die Frage, ob die Repräsentativität gesamter Populationen auch auf Subgruppen übertragen werden kann. Dabei müssen die Mindestteilstichprobenumfänge für die einzelnen zu betrachtenden Subgruppen und möglicherweise auch Schichten geeignet ermittelt werden um gewissen Mindestqualitätsanforderungen zu genügen. Die Autoren bedienen sich einer für den Zensus 2011 entwickelten Methodik der Box-constraint optimal allocation (siehe Gabler et al. 2012).

Eine der Säulen der Diskussion um GDP and beyond, welche durch den Bericht von Stiglitz, Sen und Fitoussi (siehe http://www.stiglitz-sen-fitoussi.fr/en/index.htm) angefacht wurde, befasst sich mit Armut und Benachteiligung. Armut und Benachteiligung und deren Bekämpfung spielen seit einiger Zeit sowohl bei der Europäischen Kommission als auch für die Bundesregierung (siehe Armuts- und Reichtumsberichte) eine zentrale Rolle. In Europa liefern die Daten der Statistics on Income and Living Conditions (SILC) eine wesentliche Basis für die Quantifizierung von Indikatoren zur Messung von Armut und Ungleichheit, wie etwa der viel diskutierten Armutsgefährdungsquote. Etwas in Vergessenheit geraten ist dabei die methodische Betrachtung von Armuts- und Ungleichheitsmaßen, die auch unter dem Namen axiomatisch fundierte Armutsmessung firmierte. Mit der Neuausrichtung des Human Development Report im Jahre 2010 (siehe http://hdr.undp.org/en/reports/global/hdr2010/) erfolgte auch eine grundsätzliche methodische Überarbeitung der Indikatoren zur menschlichen Entwicklung und Ungleichheit.

In der Arbeit von Kockläuner (2013) werden die wesentlichen Änderungen, gerade aus methodischer Sicht, vorgestellt. Im Vordergrund stehen dabei verallgemeinerte Mittel. Es wird dabei auch auf die geschlechtsbezogene Ungleichheit und die mehrdimensionale Armut eingegangen. Mit seinem Beitrag erinnert Kockläuner daran, dass bei allen durchaus überzeugenden statistischen Messkonzepten welche konkrete Schätzungen von Indikatoren im Fokus haben, die mathematisch-statistischen Eigenschaften der Indikatoren sowie deren eigentliche Fundierung nicht in Vergessenheit geraten dürfen.

Bönke et al. (2013) befassen sich mit einer immer bedeutender werdenden Thematik. Wie kann man Survey-Daten die eigentlich als Querschnittsdaten erhoben wurden in Längsschnittsbetrachtungen verwenden? Eine einfache Betrachtung von in der Zeit unabhängigen Ziehungen würde der Thematik sicher nicht gerecht werden. Änderungen in den Erhebungsmethoden sowie die Verwendung von Quartals- und Jahresdaten können Probleme bei der Kohärenz von Statistiken bewirken, welche als wesentliche Komponenten der Qualität von Erhebungen Berücksichtigung findet. Als Basis der Untersuchungen dienen die Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe. Der Fokus ist dabei auf Ausgabenvariablen gerichtet. Auch wenn die Kohärenz von Statistiken eine der wesentlichen Säulen des European Statistics Code of Practice (siehe http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/quality/code_of_practice) darstellt, muss immer noch diskutiert werden, wie mit den Informationen zu diesen Anforderung umgegangen wird. Mit ihrer Arbeit liefern die Autoren eine wichtige Diskussionsgrundlage für die Berücksichtigung der zeitlichen Kohärenz von Erhebungen.

Mit dieser Ausgabe wird der Umstellungsprozess des AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv abgeschlossen. Zum einen heißt das, dass die zum Teil sehr langen Wartezeiten im Begutachtungsprozess nun der Vergangenheit angehören. Für die entstandenen Unannehmlichkeiten möchte ich mich bei den betroffenen Autoren und den Lesern auf diesem Wege nochmals entschuldigen. Das begründet leider aber auch die Notwendigkeit einer strikten Zeitdisziplin, wodurch zwei Beiträge die vorliegende Ausgabe sehr knapp verpasst haben und somit auf die nächste Ausgabe verschoben werden mussten.

Weiterhin kommt es zu einigen redaktionellen Änderungen. Mit dem Beitrag zur Small Area-Statistik aus der letzten Ausgabe soll eine Methodenreihe eröffnet werden (siehe Münnich et al. 2013). Diese Idee geht noch auf meinen Vorgänger, Professor Dr. Hans Wolfgang Brachinger, zurück. Aufgenommen werden sollen Übersichten und Entwicklungsbeschreibungen von Methoden der Wirtschafts- und Sozialstatistik sowie der amtlichen Statistik. Ein entsprechender Beitrag zu Methoden der Behandlung von fehlenden Werten ist in Bearbeitung. Ebenso sollen wichtige Erhebungen und deren Analysepotential vorgestellt werden. Als Beispiel sei hier der Artikel zum sozioökonomischen Panel genannt (siehe Wagner et al. 2008).

In Erinnerung an frühere Zeiten des AStA sollen die Beiträge in Zukunft somit in drei Gruppen aufgeteilt werden: methodische Beiträge, Beiträge aus den Anwendungen der Wirtschafts- und Sozialstatistik sowie der amtlichen Statistik und schließlich Kurzbeiträge bzw. Diskussionsbeiträge. Gerade die letzte Rubrik soll konstruktive Diskussionen fördern, die zu einer lebhaften und inspirierenden Weiterentwicklung beitragen. Zusätzlich sollen sowohl Themenhefte zu ausgewählten bedeutsamen Themen als auch Diskussionen von Beiträgen aufgenommen werden. Weitere Details zu den Änderungen werden über die Homepage der Zeitschrift bekannt gegeben.

Im Namen der Herausgeber des AStA Wirtschafts- und Sozialstatistisches Archiv ermuntern wir Sie, liebe Leser, die Neuausrichtung aktiv mitzugestalten. Für Diskussionen, Anregungen und Nachfragen stehe ich gerne unter der E-Mail-Adresse editor-asta@uni-trier.de zur Verfügung.