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Versuch über das Scheitern Zu Gerhart Hauptmanns Geburt der Tragödie aus dem Geist des (Selbst-)Opfers

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Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Auf der Suche nach dem „Urdrama“ entwickelt Hauptmann eine Dramaturgie, die der attischen Tragödie und ihrem mythischen Menschenbild folgt. Im Mittelpunkt seiner Dramatik und Prosa steht das Problem menschlichen Scheiterns. Er formuliert es als Anfrage an den neuzeitlichen Freiheitsbegriff.

Abstract

Hauptmann developes his dramaturgy of the “Urdrama“ according to the Attic tragedy and its view of mankind. The problem of human failure being the center of his dramatic and prosaic works, he asks the question of the modern idea of “Freiheit“.

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Literature

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  3. Über Schellings Freiheitsschrift und ihre vielfältigen Bezüge auf die Naturtheologie Goethes bzw. sein Weltspiel über Fausts Scheitern vgl. Peter Hofmann, „‚Faust‘, die Farbenlehre ‘und ‚das Wesen der menschlichen Freiheit‘. Über Goethes Schelling-Kritik“, Philosophisches Jahrbuch 107 (2000), 443–470.

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  6. Hauptmann war ein exzessiver Träumer, der häufig aus Albträumen geweckt werden muβte. „Es war in ihm eine Traumfülle, die ihn, wie wir wissen, aus dem Schlafe schreien lieβ, und deren ordnende, das Ungeglückte, ja Miβliche ganz vermeidende Bewältigung über Menschenkraft ging“ (Thomas Mann, Gerhart Hauptmann, in: Sämtliche Werke, Frankfurt a.M. 1990, IX, 804–815, hier: 809). Solche Traumlogik erfüllt auch die prosaischen und dramatischen Werke mit einem Eigenleben, das durch die ordnende Hand des Autors nur nachträglich und mühsam geordnet wird. Aufschluβreich notiert James Joyce: „Seine Charaktere scheinen von seinem Schöpfer mehr Leben mitbekommen zu haben als die Figuren Ibsens, aber er hat sie auch weniger unter Kontrolle. Es fällt ihm einigermaβen schwer, sie zur Handlung seines Dramas unterzuordnen“ (Brief vom Oktober 1906; zitiert nach

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  8. Hauptmanns Ironie zielt auf den idealistischen Fluchtpunkt von Schillers Drama, in dem alle Linien zusammenlaufen: „Dies eine fühl ich und erkenn es klar, / Das Leben ist der Güter höchstes nicht, I Der Übel gröβtes aber ist die Schuld“ (Die Braut von Messina, Schluβstrophe des Chores, Vv. 2837ff., in: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, Dramen II, hrsg. Gerhard Fricke, Herbert G. Göpfert, München 1982, II, 912).

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  11. Der Zauberberg, in: Gesammelte Werke in Einzelbänden, hrsg. Peter de Mendelsohn, Frankfurt a.M. 1981, 831.–Doch bereits in Der Tod in Venedig, als dessen satirisch-novellistisches Gegenstück der Zauberberg zunächst gedacht war, bemüht auch Mann die Mythenzitate für das Auβerordentliche (Sämtliche Erzählungen, Frankfurt a.M. 1987,1, 551 ff.). Mehr noch: der Traum-Mythos des dionysischen Taumels bricht in die kontrollierte Welt des Bürgers von Aschenbach ein und unterspült sie (5 74 ff.): „Angst war der Anfang, Angst und Lust und entsetzte Neugier nach dem, was kommen wollte“.

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  13. Peter Delvaux, Leid soll lehren. Historische Zusammenhänge in Gerhart Hauptmanns Atriden-Tetralogie (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur, Bd. 110), Amsterdam, Atlanta 1994, passim (bes. 316ff.); ders., Antiker Mythos und Zeitgeschehen. Sinnstruktur und Zeitbezüge in Gerhart Hauptmanns Atriden-Tetralogie (Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur, Bd. 100), Amsterdam, Atlanta 1992. Beiden Studien sind die folgenden Deutungen zu groβem Dank verpflichtet.

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  14. Vgl. ihre späte Bestätigung durch Gerhard Nebel, Weltangst und Götterzorn. Eine Deutung der griechischen Tragödie, Stuttgart 1952; dazu die Rezension von Hauptmanns ehemaligen Sekretär und Deuter Erhart Kästner, die den bezeichnenden Untertitel trägt: „Die Tragödie–ein anderes Altes Testament“ (in: ders., Was die Seele braucht. Über Bücher und Autoren, hrsg. Julia Freifrau von Gaetringen, Katrin Nitzschke, Frankfurt a.M. 1994, 103–106).

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  15. Zur Charakteristik Jehovas. Glossen zum Alten Testament, hrsg. und mit einem Nachwort versehen von H.D. Tschörtner, Leipzig 1999, 4 bzw. 91.

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  17. An den gedanklich und zeitlich nahe zu Schelling stehenden Faust sei erinnert, dessen Mephisto als dasjenige „Böse“ in Erscheinung tritt, das erst in Fausts Lebensentwurf gewollt und realisiert wird. Erst im Weltplan Gottes (Prolog im Himmel) gilt Mephisto, der „Schalk“ als der personifizierte „conatus essendi“, nämlich als die „dunkle Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“. Vgl. dazu ausführlich Hofmann (Anm. 16), 468–469; zu Goethes parallelem Begriff des „Dämonischen“ als eigenständiger Reflex auf Schelling Peter Hofmann, Goethes Theologie, Paderborn 2001, 355–374; 434–447.

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Hofmann, P. Versuch über das Scheitern Zu Gerhart Hauptmanns Geburt der Tragödie aus dem Geist des (Selbst-)Opfers. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 76, 138–162 (2002). https://doi.org/10.1007/BF03375843

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