Zusammenfassung
Die textkritische Rekonstruktion der Entstehung der Fragmente von Hölderlins Der Tod des Empedokles beeinflußt neben der Gestalt des edierten Textes auch dessen Lektüre. In einer textgenetischen Lektüre wird das historio-poetologische Problem der Empedokles-Entwürfe entwickelt und durch die Verflochtenheit von schriftlichem Zeichen und Geschichte die Perspektive nicht auf eine Zirkularität, sondern eine Darstellung des Unter- und Übergangs als „innigem” eröffnet.
Abstract
Reconstructing the writing process of Hölderlin’s fragments of Der Tod des Empedokles not only has an impact on the final text design, but also on the way the drama is read. A ‚textgenetical’ reading will reveal the historical-poetological problem of the Empedokles fragments and in which way the written sign and history being intertwined in this way raise the perspective that Hölderlin’s representation of demise and transition is rather “innig” than circular.
Literature
Friedrich Hölderlin, Empedokles, Große Stuttgarter Ausgabe, hrsg. Friedrich Beißner, Stuttgart 1961, IV/1, IV/2.
Friedrich Hölderlin, Empedokles, Frankfurter Ausgabe, hrsg. D. E. Sattler, Frankfurt am Main 1985, XII, XIII.
Friedrich Hölderlin, Friedrich Hölderlin’s sämmtliche Werke, hrsg. Christoph Theo dor Schwab, Stuttgart, Tübingen 1846.
Zum geschichtlichen Hintergrund der Hölderlinedition vgl. Werner Volke Bruno Piéger, Nils Kahlefendt, Dieter Burdorf (Hrsg.), Hölderlin entdecken. Lesarten 1826–1993, Tübingen 1993.
Friedrich Hölderlin, Hölderlins gesammelte Dichtungen. Neu durchgesehene und vermehrte Ausgabe in 2 Bänden. Mit biographischer Einleitung, hrsg. Berthold Litzmann, Stuttgart 1897, II.
Vgl. Henning Bothe, Hölderlin zur Einführung, Hamburg 1994.
Friedrich Hölderlin, Friedrich Hölderlin. Werke, hrsg. Jochen Schmidt, Katharina Grätz, Frankfurt am Main 1994, IL
Theresia Birkenhauer, Legende und Dichtung. Der Tod des Philosophen und Höl derlins Empedokles, Berlin 1996, 413–420.
Cyrus Hamlin, „Recent Work on Hölderlin”, Colloquia Germanica 30 (1997), 259–273, hier: 258.
Friedrich Beißner, „Hölderlins Trauerspiel ‚Der Tod des Empedokles’ in seinen drei Fassungen”, in: ders. (Hrsg.), Hölderlin. Reden und Aufsätze, Weimar 1961, 67–91. Zuerst in: Neophilologus (1958).
Wolfram Groddeck, „Empedokles, der ‚erste Erfinder der Rhetorik’”, Bad Homburger Hölderlin-Vorträge (1994/95), 25–39, hier: 29–30.
Robert Schwarz, D.E. Sattler, ‘O ehre, was du nicht verstehst!’, Mainz 1993, 162–164.
Wühlern Dilthey, Das Erlebnis und die Dichtung. Lessing — Goethe — Novalis — Hölderlin. Vier Aufsätze, Leipzig 1906, 348–371.
Walter Müller-Seidel, „Diltheys Rehabilitierung Hölderlins. Eine wissenschaftsge schichtliche Betrachtung”, in: Gerhard Kurz et al. (Hrsg.), Hölderlin und die Moderne. Eine Bestandsaufnahme. Tübingen 1995, 41–73.
Friedrich Nietzsche, Brief an meinen Freund, in dem ich ihm meinen Lieblingsdichter zum Lesen empfehle, Werke in drei Bänden, hrsg. Karl Schlechta, München 1966, III, 95–98.
Gunter Martens, „Hölderlin-Rezeption in der Nachfolge Nietzsches. Stationen der Aneignung eines Dichters”, Hölderlin-Jahrbuch 23 (1982/83), 54–78.
Friedrich Gundolf, Dichter und Helden, Heidelberg 1923, 23–59, hier besonders:25.
Max Kommereil, Der Dichter als Führer in der Deutschen Klassik. Klopstock — Herder — Goethe — Schiller — Jean Paul — Hölderlin, 2. Auflage, Frankfurt am Main 1940, 427–483.
Martin Heidegger, Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung, 2. unveränd. Aufl., Frankfurt am Main 1951, 32.
Hierzu besonders Bernhard Zeller et al. (Hrsg.), Klassiker in finsteren Zeiten. Ausstellung und Katalog, Marbacher Kataloge 38, Marbach 1983; sowie Volke, Piéger et al. (Hrsg.) (Anm. 6), darin: Bruno Piéger, „Editon und Weltentwurf”, 57–114; Nils Kahlefendt, „Im vaterländischen Geiste …”, 115–163.
Paul Kluckhohn (Hrsg.), Hölderlin. Gedenkschrift zu seinem 100. Todestag. 7. Juni. 1943, Tübingen 1943.
Josef Nadlerim Westdeutschen Beobachter des 4. 6. 1943, 6 (zitiert nach Claudia Albert, Hölderlin, in: dies. [Hrsg.], Deutsche Klassiker im Nationalsozialismus — Schiller; Kleist; Hölderlin, Stuttgart, Weimar 1994, 234).
Kurt Hildebrandt, „Hölderlins und Goethes Weltanschauung dargestellt am Hyperion’ und ‚Empedokles’”, in: (Anm. 40).
Nur eine kleine Auswahl: Christoph Jamme, „‚Ein ungelehrtes Buch’. Die philosophische Gemeinschaft zwischen Hölderlin und Hegel in Frankfurt 1797–1800”, in: Friedhelm Nicolin, Otto Pöggeler (Hrsg.), Hegel-Studien, Beiheft 23, Bonn 1983; Theresia Birkenhauer (Anm. 13)
Ernst Mögel, Natur als Revolution, Stuttgart, Weimar 1994; Philippe Lacoue-Labarthe, „Die Zäsur des Spekulativen”, Hölderlin-Jahrbuch 22 (1980/81), 203–231; ders., Métaphrasis. Suivi de Le théâtre de Hölderlin, Paris 1998, Sibylle Peters, Martin Schäfer, „Selbstopfer und Repräsentation. ‚Der Tod des Em-pedokles’ und der Tod des Empedokles”, Hölderlin-Jahrbuch 30 (1996–97), 283–307; Karin Dahlke, „Der ‚Tod des Einzelnen’ im Zeichen der Zäsur. Zu Hölderlins Empedokles”, in: Uwe Beyer (Hrsg.), Hölderlin. Lesarten seines Lebens, Dichtens und Denkens, Würzburg 1997, 51–74
Karin Schutjer, “The Semiotics of Individuality and the Problem of Reception in Hölderlin’s Empedokles”, Colloquia Germanica 30 (1997), 225–249.
Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen, hrsg. und übers. Otto Apelt, Hamburg 1967, 134–147
Michael Franz, “Jupiter Befreier”, Hölderlin-Jahrbuch 27 (1990–91), 152–158.
Vgl. Henning Bothe, „Jovialität. Anmerkungen zu Hölderlins Ode ‚Natur und Kunst oder Saturn und Jupiter’”, Hölderlin-]ahrbuch 30 (1996–97), 227–234.
Michel Foucault, „Im Namen des Vaters”, Hölderlin-]ahrbuch 30 (1996–97), 327–344, hier: 331, 342
Anke Bennholt-Thomsen, „Die Bedeutung der Titanen in Hölderlins Spätwerk”, Hölderlin-Jahrbuch 25 (1986–87), 226–254.
Christoph Prignitz, „Zeitgeschichtliche Hintergründe der ‚ Empedokles’ — Fragmente Hölderlins”, Hölderlin-Jahrbuch 23 (1982/83), 229–257.
Katharina Grätz, „Hölderlins Geschichtsauffassung in ‚Der Tod des Empedokles’”, in: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.), Friedrich Hölderlin, TEXT + KRITIK, München 1996.
Theresia Birkenhauer, „‚Natur’ in Hölderlins Trauerspiel ‚Der Tod des Empedokles’”, Hölderlin-Jahrbuch 30 (1996–97), 207–225.
Gerhard Kurz, „Winkel und Quadrat. Zu Hölderlins später Poetik und Geschichtsphilosophie”, in: ders. (Anm. 30), 280–299.
William Bonney, „Hölderlin’s Empedokles: Discontinues Metaphor as Character”, Neophilologus (1990), 240–248, hier: 242. Bonney macht eine ähnliche Beobachtung für den gesamten Empedokles und kommt zu theoretisch sehr weit reichenden Ergebnissen.
Martin Heidegger, Hölderlins Hymnen ‚Germanien’ und ‚Der Rhein’, Martin Heidegger, Gesamtausgabe XXXIX, hrsg. Susanne Ziegler, Frankfurt am Main 1980, 120–137.
Als die beiden grundlegendsten Arbeiten zu diesem Zusammenhang gelten: Dieter Henrich, Der Grund im Bewußtsein. Untersuchungen zu Hölderlins Denken (1794–1795), Stuttgart 1992; und Jamme (Anm. 45).
G.W. F. Hegel, Phänomenologie des Geistes, Werke in 20 Bänden auf der Grundlage der Werke von 1832–1845, hrsg. Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, III, Frankfurt am Main 1986, S. 590.
Zum Symbolischen: Rainer Nägele, Text, Geschichte und Subjektivität in Hölderlins Dichtung: ‚Uneßbarer Schrift gleich’, Stuttgart 1985, 90.
Jochen Schmidt, „Tragödie und Tragödientheorie. Hölderlins Sophokles-Deutung”, Hölderlin-Jahrbuch 29 (1994–95), 64–82, hier: 81–82.
Zu Hölderlins Heraklit-Rezeption vgl. Dieter Bremer, „‚Versöhnung ist mitten im Streit’. Hölderlins Entdeckung Heraklits”, Hölderlin-Jahrbuch 30 (1996–97), 173–199.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Ries, T. Vom Ende des Empedokles. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 75, 251–287 (2001). https://doi.org/10.1007/BF03374648
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF03374648