Zusammenfassung
Die endogen-tagesrhythmischen Öffnungs- und Schließbewegungen der Blüte vonKalanchoë Bloßfeldiana sind in erster Linie lichtabhängig. Kurzfristige Schwankungen der Außenfaktoren (Übergangsreize), vermögen keine nennenswerte Wirkung auszuüben. Ein Einfluß unbekannter tagesperiodischer Faktoren konnte nicht festgestellt werden.
Unter konstanten Lichtbedingungen sind die tagesrhythmischen Schwingungen stark gedämpft: im Dauerlicht tritt neben einer Verkürzung der Schwingungsdauer eine verschieden starke Depression der Bewegungskurven auf; im Dauerdunkel werden die Blüten stets im Zustand maximaler Öffnungsweite dunkelstarr.
In diurnalen (2∶22 bis 22∶2), homophasen (2∶2 bis 24∶24), 6stündigisophoten (6∶6 bis 6∶48) und bidiurnalen Zyklen (14∶34), zum Teil mit unterbrochener Dunkelzeit (Störlicht, eingeschobene Kurztage), vermag die Beleuchtung die endogene Tagesrhythmik innerhalb gewisser Grenzen zu modifizieren, unter anderem auch so, daß zahlreiche Übergänge zu dem Verhalten unter konstanten Lichtbedingungen auftreten.
Die Untersuchung der Bewegungen von über 800 Blüten unter rund 50 verschiedenen Lichtbedingungen (das Material entspricht mehreren tausend Tageskurven) gestattete einerseits eine Überprüfung der bisherigen Vorstellungen von den endogen-tagesrhythmischen Vorgängen und ermöglichte andrerseits durch einen Vergleich mit den photoperiodischen Daten vonKalanchoë eine Erweiterung derBünningschen Theorie des Photoperiodismus. Die Begriffe Reiz und Reaktion sind auf die Kippschwingungen des endodiurnalen Systems nicht ohne weiteres anwendbar. Die Kurve der photoperiodischen Empfindlichkeit ist mit der Kurve der Kronblattbewegungen weitgehend identisch. Für die Erklärung des Blüherfolges ist neben der Phasenlage die Amplitudenlage der endogenen Tagesrhythmik von entscheidender Bedeutung.
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Mit 24 Textabbildungen.
Dissertation der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen.
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Bünsow, R. Endogene Tagesrhythmik und Photoperiodismus beiKalanchoë Blossfeldiana . Planta 42, 220–252 (1953). https://doi.org/10.1007/BF01938571
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