Zusammenfassung
Nach Bogengangdurchschneidung bei der Taube bleibt, wie sich aus mikroskopischer Untersuchung zeigt, der peri- und endolymphatische Raum in 2 Abteilungen geteilt. Die Drehreaktion ist völlig oder nahezu völlig verschwunden. Es ist gelungen 10 Tauben zu bekommen, bei denen alle Bogengänge durchgeschnitten waren und die doch wieder ganz normal flogen und sogar Postflüge ausführten. Der Verlust der Funktion des Bogengangapparates als Reflexapparat für Winkelbeschleunigungen kann also vollkommen kompensiert werden. Auch der Orientierungssinn der Brieftaube bleibt dabei ungestört. Es konnte nachgewiesen werden, daß von diesen Cristae doch noch starke tonische Reflexe ausgingen, die hauptsächlich auf die quergestreifte Muskulatur des Halses einwirkten. Falls diese Funktion sich nach der Bogengangsdurchschneidung nicht wiederherstellt, bleiben starke Störungen bestehen, die zu einem großen Teile von einer Schlaffheit der Halsmuskeln abhängig sind. Bei der Taube ist ein beträchtlicher Teil des Ewaldschen Labyrinthtonus von den Cristae abhängig.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Huizinga, E. Durchschneidung aller Bogengänge bei der Taube. Pflügers Arch. 236, 52–58 (1935). https://doi.org/10.1007/BF01752323
Received:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF01752323