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Endosymbiosestudien an schildläusen IV. Hippeococcus, eine myrmekophile pseudococcine 1

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Zeitschrift für Morphologie und Ökologie der Tiere Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Die zu den Pseudococcinen zählende, aber in ihrem Habitus sehr abweichende Gattung Hippeococcus, die bisher nur in drei Arten aus Java bekannt ist, bietet schon dank ihrer engen Beziehungen zu Ameisen besonderes Interesse. Stets mit ihnen vergesellschaftet, werden sie bei Störungen von ihnen fortgetragen und die Weibchen erreichen zwar an den mannigfaltigen Futterpflanzen das imaginale Stadium, entwickeln aber Ovarien und Embryonen erst, nachdem sie von den Ameisen in das Nest getragen wurden. Was über Vorkommen und Lebensweise bekannt geworden ist, wird eingangs dargestellt.

  2. 2.

    Die Gattung lebt im Gegensatz zu allen anderen bisher untersuchten Pseudococcinen und der überwältigenden Mehrzahl aller Cocciden nicht in Endosymbiose mit irgendwelchen Mikroorganismen. Trotzdem wird in beiden Geschlechtern eine umfangreiche, steril bleibende Myetomanlage gebildet. Ihre Entstehung entspricht ganz dem merkwürdigen Verhalten, das nur von der Gattung Pseudococcus bekannt geworden ist. Wie dort tritt zur Zeit der Blastodermbildung eine laterale Wucherung polyenergider, großer Zellen auf, die sich später von der Wandung löst, doch ist sie ungleich voluminöser als bei Pseudococcus. Höchstwahrscheinlich verdankt sie auch bei Hippeococcus ihren Ursprung einer Verschmelzung der Richtungskörperkerne mit Furchungskernen.

  3. 3.

    Während bei Pseudococcus diese prospektiven Mycetocyten nach dem vorderen Eipol wandern und dort die Symbionten aufnehmen, gleitet bei Hippeococcus ein umfangreicher, sich abrundender Körper nach hinten, bleibt steril und wird von der Spitze des sich um diese Zeit einstülpenden Keimstreifs nach der Eimitte geschoben. Hier bleibt er bei der Weiterentwicklung des sich krümmenden Keimstreifs liegen, zeigt mithin ein Verhalten, das von zahlreichen Insekten im Anschluß an eine Eiinfektion am hinteren Pol wohlbekannt ist.

  4. 4.

    Wenn die Extremitäten sprossen, breitet sich die sterile Anlage auf der Rückenseite bis in die Kopfregion aus.

  5. 5.

    Die um diese Zeit unmittelbar unter den sterilen Mycetocyten sich sondernden Fettzellen mengen sich in der Folge mit diesen, worauf die Mycetocyten sich ihnen allmählich immer mehr angleichen und sichtlich ebenfalls zu Fettzellen werden.

  6. 6.

    Nur ein geringer Teil der Mycetocyten verfällt vorher der Auflösung. Schon auf dem Blastodermstadium treten in der Mycetomanlage vereinzelte flüssigkeitsreiche, aufgetriebene Zellen auf, die im Laufe der Verlagerung zugrunde gehen, und auf frühen Stadien der Umrollung werden in etwas größerer Anzahl Mycetocyten von Fettzellen phagocytiert, doch verfällt der Großteil derselben nicht dem Untergang.

  7. 7.

    Andere Fälle von Symbiontenverlust werden zum Vergleich herangezogen. Es muß vermutet werden, daß der Umstand, daß die Geschlechtsreife der Weibchen nur im Ameisennest eintritt, mit dem Abbau der Symbiose in Zusammenhang steht, und daß die Hippeococcus-Weibchen hier mit einem an Wuchsstoffen reichen Futtersaft ernährt werden. Entsprechende Beobachtungen an der Aphide Paracletus belegen eine derartige M:oglichkeit. Die Erfahrung, daß Blattiden und andere Insekten nach künstlichem Symbiontenentzug wohl das imaginale Stadium erreichen, aber nicht geschlechtsreif werden, fordert zum Vergleich heraus.

  8. 8.

    Der Funktionswechsel der ursprünglich für die Aufnahme der Symbionten bestimmten Zellen dürfte erklären, warum bei Hippeococcus der Symbiontenverlust nicht, wie in ähnlichen Fällen, eine Reduktion der Wohnstätten nach sich zog.

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Aus der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingerichteten, der Symbioseforschung dienenden Arbeitsstätte in Porto d'Ischia (Napoli) und dem Treub-Laboratorium des Kebun Raya Indonesia in Bogor (s. S. 381).

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Buchner, P. Endosymbiosestudien an schildläusen IV. Hippeococcus, eine myrmekophile pseudococcine 1. Z. Morph. u. Okol. Tiere 45, 379–410 (1956). https://doi.org/10.1007/BF00407704

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