Zusammenfassung
Nach kurzer Übersicht über die experimentellen Ergebnisse bei Lochtönen und ihre physikalische Erklärung aus den Strömungsvorgängen wird gezeigt, daß auch die mit dem menschlichen Mund hervorgebrachten Pfeiftöne als Lochtöne aufzufassen sind. Sie sind also Wirbeltöne, deren Ursache in den am austretenden Luftstrahl in bestimmten Abständen entstehenden Wirbeln zu suchen ist. Am kreisrunden Luftstrahl bilden sich diese Wirbel in Form von Kreisringwirbeln aus. Die bei der Wirbelbildung entstehenden Druckschwankungen regen den Hohlraum vor der Austrittsöffnung, also Mundhöhle, Rachen und einen Teil des Kehlkopfes zu Eigenschwingungen an, wenn die Frequenz der Wirbelablösung nicht weit von der Eigenfrequenz des Ansatzrohres entfernt ist. Durch diese Rückkopplung wird wiederum die Frequenz der Wirbelablösung streng periodisch im Takt der Hohlraumschwingung gesteuert, so daß ein stationärer, reiner Ton entsteht. Bedingung hierfür ist aber, daß die Frequenz der unbeeinflußten Wirbelablösung, die proportional mit der Luftgeschwindigkeit ansteigt, und die Eigenfrequenz des Hohlraumes ungefähr aufeinander abgestimmt werden, was sowohl durch Verändern der Strahlgeschwindigkeit wie durch Verändern des Volumens des Ansatzrohres erfolgen kann.
Die dargelegte Theorie wird durch quantitative Vergleiche zwischen Lochtönen und mit dem Mund hervorgebrachten Pfeiftönen, die allerdings noch weiter fortzuführen sind, weitgehend bestätigt.
Literatur
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von Gierke, H. Über die mit dem Mund hervorgebrachten Pfeiftöne. Pflügers Arch. 249, 307–312 (1947). https://doi.org/10.1007/BF00361765
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