Zusammenfassung
Es ist an sich nicht verwunderlich, wenn viele, die die Entwicklung der Relativitätstheorie nur in ihren ganz äußerlichen Erscheinungsformen miterlebt haben, ein ungünstiges Vorurteil gegen sie in sich aufgenommen haben. Denn es sind hier, ohne daß den Schöpfer selbst irgendeine Schuld träfe, von übereifrigen, aber nicht in gleichem Maße verständnisvollen Enthusiasten schwere taktische und Taktfehler begangen worden. Die Versuche, über die Theorien gewissermaßen die Vox populi entscheiden zu lassen, sind gottlob von verständigen Befürwortern der neuen Auffassung noch rechtzeitig abgedrosselt worden. Und auch die Taktik einzelner fanatischer wissenschaftlicher Anhänger der Einsteinschen Lehre, die Diskussion über diese durch die Drohung abzuschneiden, daß man jede, auch die gemäßigtste und gewissenhafteste Kritik als offenbaren Ausfluß von Dummheit und Bosheit diskreditieren müsse, dürfte heute endgültig verlassen sein. Aber, selbst wenn man diese Ausgeburten des „Einstein-Taumels“, die jetzt der Vergangenheit angehören, aus der Betrachtung ausschaltet, bleiben doch noch durchaus respektable Gründe für ein gewisses Unbehagen der Relativitätstheorie gegenüber bestehen: Schon die spezielle Relativitätstheorie erfordert gewisse „Sacrificia intellectus“. Vor allem den ††† Verzicht auf die strenge Feststellbarkeit der Gleichzeitigkeit — NB. durchaus nicht auf den Begriff der Gleichzeitigkeit selbst! — dies ist für manche Philosophen natürlich gleichbedeutend mit einem unsühnbaren Verbrechen gegen die ewige Unfehlbarkeit Kants, weil sie eben die Zwangsläufigkeit der Einsteinschen Absichten nicht verstehen. Die Naturforscher werden die Sache schon deshalb nicht so tragisch nehmen, weil sie wissen, daß beide Relativitätstheorien selbstverständlich die „Effekte 1. Ordnung“,
1931 erschien ein Buch „100 Autoren gegen Einstein“, in dem durch eine Vielzahl von Meinungen Einstein des Irrtums überführt werden sollte. Die Rezension durch A. von Brunn erschien in den „Naturwissenschaften“, 19 (1931), S. 254-256.
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Weber, R.L., Mendoza, E. (1984). 100 Autoren gegen Einstein. In: Kabinett physikalischer Raritäten. Facetten der Physik, vol 1. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16334-3_60
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16334-3_60
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-28404-6
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