Zusammenfassung
“Theoretisch läßt sich jeder Gesetzgebungsakt als Experiment auffassen” : das Gesetz (unabhängige Variable) wird als Mittel eingesetzt, um das menschliche Verhalten (abhängige Variable) zu beeinflussen und dadurch ein bestimmtes Resultat zu bewirken. Diese Auffassung ist zweifellos vertretbar; die Beobachtung der Gesetzgebungspraxis liefert zahlreiche Bestätigungen ihrer Richtigkeit, zumindest was Gesetzgebungen mit vorwiegend instrumentellem Charakter betrifft.
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Anmerkungen
P. Noll, Gesetzgebungslehre, 1973, S. 76; in diesem Zusammenhang siehe auch die von F.K. Beutel entwickelte Idee einer ”experimentellen Rechtswissenschaft”, der eine ähnliche Vorstellung zugrunde liegt: F.K. Beutel, Die experimentelle Rechtswissenschaft — Möglichkeiten eines neuen Zweigs der Sozialwissenschaft (Some Potentialities of Experimental Jurisprudence as a New Branch of Social Science, 1957, übersetzt von U. Krüger), 1971.
W. Hugger, Die Erkenntnisleistung der experimentellen Rechtsetzungsmethodik, in: Studien zu einer Theorie der Gesetzgebung 1982, hrsg. von H. Kindermann, 1982, S. 334 f.
H. Kindermann, Erfolgskontrolle durch Zeitgesetz, in Rationalisierung der Gesetzgebung, hrsg. von H. Schäffer/O. Triffterer, 1984, S. 142.
W. Hugger, Gesetze — Ihre Vorbereitung, Abfassung und Prüfung, 1983, S. 328.
Siehe z.B. E. von Hippel, Grundfragen der Rechtspolitik, Juristenzeitung 1984, S. 956.
W. Hugger (Anm. 2), S. 335.
Zum Begriff des Experiments in den Sozialwissenschaften siehe etwa Wörterbuch der Soziologie, hrsg. von W. Bernsdorf, 1969, S. 238 ff.
Siehe dazu Kommentar zum Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch, hrsg. von H. Klang und F. Gschnitzer, 2. Aufl., Wien 1964, S. 9.
In diesem Sinn etwa W. Hoffmann-Riem, Modellversuch als Scheintest, ZRP 1980, S. 31; für Beispiele W. Hugger (Anm. 2), S. 334 und M. Kloepfer, Gesetzgebung im Rechtsstaat, WDStRL 40, 1982, S. 91 ff.
Amtliche Sammlung der eidgenössischen Gesetze (=AS) 1980 I 431; am 1.1.1984 trat die herabgesetzte Geschwindigkeit generell in Kraft.
AS 1982 I 1149; die Verordnung dient ausdrücklich ”zur Vorbereitung (1er künftigen Gesetzgebung” (Art. 1 Abs. 1).
AS 1983 I 623; die Verordnung ist inzwischen durch einen neuen Erlaß abgelöst worden, siehe AS 1985 II 1866.
AS 1984 II 956; das automatisierte Fahndungssystem (RIPOL) wurde Ende 1985 ohne formell-gesetzliche Grundlage vorläufig eingeführt, siehe AS 1986 I 7.
Verordnung (3) zum Schweizerischen Strafgesetzbuch, vom 16. Dezember 1985, AS 1985 II 1941. Art. 5 sieht vor, daß die Kantone die Erfahrungen mit den neuen Vollzugsformen (Halbgefangenschaft, Maßnahmenanstalt, Wohn- und Arbeitsexternat) auswerten und darüber Bericht erstatten.
AS 1984 I 1119.
Bundesblatt 1983 III 595 f.
Zu den Merkmalen des klassischen Gesetzes (allgemeingültig, dauerhaft, nicht streng zweckgerichtet) siehe etwa H. Huber, Niedergang des Rechts und Krise des Rechtsstaats, in: ders., Rechtstheorie, Verfassungsrecht, Völkerrecht (Festschrift, hrsg. v, K. Eichenberger/R. Bäumlin), 1971, S. 27 ff.; siehe auch J. Chevalier / D. Loschak, La science administrative, 1980, S. 103.
H. Huber, Betrachtungen über die Gesamtsituation des Rechts, in: ders., Rechtstheorie, Verfassungsrecht, Völkerrecht, a.a.O., S. 16.
Staatliches Handeln auf Probe? Bemerkungen zur Versuchsphilosophie in der Medienpolitik — und anderswo, Neue Zürcher Zeitung No 26, 1./2. Februar 1986.
K.M. Meyer-Abich, Grundrechtsschutz heute — Die rechtspolitische Tragweite der Konfliktträchtigkeit technischer Entwicklung für Staat und Wissenschaft, ZRP 1984, S. 40.
L. Mader, L’évaluation législative, 1985, S. 48; zur Würdigung des politischen Kompromisses unter dem Gesichtspunkt der Rationalität der Gesetzgebung siehe den Beitrag von H. Schulze-Fielitz in diesem Band.
Dazu insbesondere G. Schwerdtfeger, Optimale Methodik der Gesetzgebung als Verfassungspflicht, in Festschrift I. P. Ipsen, 1977, S. 173 ff.
Allgemein zu dieser Problematik insb. J. Habermas, Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, 1977; siehe auch P. Moor, Le principe de légalité dans Padrninistration moderne, Volk und Recht No 23, 1981, S. 15 ff; L. Mader (Anm. 21), S. 113.
L. Mader (Anm. 21), S. 169; M. Stock, Medienfreiheit als Funktionsgrundrecht, 1985, S. 443, spricht bezüglich der Kabelversuche in ähnlichem Sinn von einer seltsamen Phänomenologie der ”gleitenden Starts” in ein Definitivum.
M. Kloepfer (Anm. 9), S. 96.
W. Hugger (Anm. 4), S. 327.
Siehe auch Kloepfer (Anm. 9), S. 95 f.
In diesem Sinn z.B. die Kritik von P. Lerche an den Ausführungen Kloepfers, in: VVDStRL 40/1982, S. 116 f.
Siehe insb. Entscheidungen des Schweizerischen Bundesgerichts (= BGE) 103 Ia 369 ff. (Urteil vom 25. Mai 1977).
Siehe z.B. Ch.-A. Morand, Le principe de la légalité dans une perspective de méthode législative, in Mitteilungsblatt der Schweizerischen Gesellschaft für Gesetzgebung No 4 (1984), Bern.
BGE 106 Ib 188; BGE 110 Ia 13 ff.
BGE 109 Ia 38 ff.
BVerfGE 50, S. 334.
Dazu siehe insb. Ch. Gusy, Das Grundgesetz als normative Gesetzgebungslehre?, in ZRP 1985, S. 291 ff.; Schwerdtfeger (Anm. 22); U. Karpen, Zum gegenwärtigen Stand der Gesetzgebungslehre in der Bundesrepublik Deutschland, in Zeitschrift für Gesetzgebung 1/86, S. 22.
Kindermann (Anm. 3), S. 142.
J. Carbonnier, Sociologie juridique, 1978, S. 328.
BGE 108 IV 52 ff.
I. Richter, Experiment und Begleitforschung in der Grundrechtsverwirklichung, in: Grundrechte und soziale Wirklichkeit, hrsg. von W. Hassemer u.a., 1982, S. 92.
J.-F. Aubert, Traité de droit constitutionnel suisse, Bd. 3, 1982, S. 224.
In diesem Sinn z.B. die Kritik D. Grimms an den Thesen Kloepfers, in VVDStRL 40/1982, S. 104.
Siehe z.B. BGE 102 Ia 331 ff.; für die neuere Lehre insb. B. Weber-Dürler, Vertrauensschutz im öffentlichen Recht, 1983, und A. Kölz, Intertemporales Verwaltungsrecht, in: Zeitschrift für Schweizerisches Recht, 1983, Bd. 2, S. 101 ff.
Ähnlich Kloepfer (Anm. 9), S. 95.
Richter (Anm. 38), S. 97.
Dazu insb. W. Jakob, Forschungsfinanzierung durch den Bund — Gedanken zur Kompetenz des Bundes zu ”Ressortforschung” und ”Modellversuchen”, in: Der Staat 1985, S. 527 ff.
Jakob (Anm. 44), S. 561 f.
Siehe oben S. 213.
Kloepfer (Anm. 9) S. 94.
Kloepfer (Anm. 9) S. 94.
Hugger (Anm. 4), S. 326; Jakob (Anm. 44), S. 562 f.
Anderer Ansicht Hugger (Anm. 4), S. 326.
So jedenfalls die praktischen Erfahrungen bei der Durchsetzung der versuchsweisen Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in bestimmten Ortschaften in der Schweiz.
Siehe z.B. Hugger (Anm. 2), S. 332.
In gleichem Sinn Kindermann (Anm. 3), S. 149, das Zeitgesetz betreffend.
Siehe Beutel (Anm. 1), S. 201.
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Mader, L. (1988). Experimentelle Gesetzgebung. In: Grimm, D., Maihofer, W. (eds) Gesetzgebungstheorie und Rechtspolitik. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14415-1_11
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