Zusammenfassung
Wie gesagt, stammen die hier edierten Zeugnisse allesamt aus Ägypten und Nubien. Es ist also nicht verwunderlich, daß manche von ihnen (nr. 1-8) ein und demselben für Alexandrien charakteristischen Eucharistiegebet zuzuordnen sind, das später im Mittelalter als Markosliturgie der ägyptischen Chalkedonanhänger, der Melkiten, und zugleich als Austauschtext bei den ägyptischen Chalkedongegnern neben deren Hauptliturgie, der ägyptischen Basileiosanaphora, unter dem Namen Kyrillosanaphora begegnet.38 Indem die verschiedenen Anaphorentypen jeweils auf christliche Autoritäten, also auf Apostel, Evangelisten, bedeutende Patriarchen und Kirchenväter zurückgeführt wurden, sollten sie sich inmitten der starken Konkurrenz zahlreicher weiterer liturgischer Formulare hervorheben. Während sich später im Mittelalter bei den koptischen Christen, sieht man einmal von Südägypten ab, neben der Basileios- und der Markos/Kyrillosanaphora als dritte nur die Gregoriosanaphora halten konnte,39 waren daneben am Ausgang der Spätantike, in einem kulturellen Rückzugsgebiet wie Nubien sogar noch bis ans Ende des ersten Jahrtausends, noch zahlreiche andere Formulare im Gebrauch, aus deren Vielfalt nicht nur die beiden Anaphoren, die das Serapioneuchologion und der Mischcodex aus Barcelona überliefern, sondern so manche weitere, hier edierte Anaphoren und Anaphorenteile in griechischer Sprache erhalten sind (nr. 9-19), die sich keinem der aus mittelalterlicher Überlieferung bekannten liturgischen Formulare zuordnen lassen.40
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Literatur
Renaudot 1, 57-85; Varianten aus Kacm. liefert W.F. Macomber, The Greek text of the Coptic Mass and of the Anaphoras of Basil and Gregory according to the Kacmarcik Codex: OrChrPer 43 (1976) 308–334; zu weiteren möglichen Zeugnissen vgl. Brakmann, Eucharistiegebet 152 Anm. 28.
Ed. W.F. Macomber, The Anaphora of Saint Mark according to the Kacmarcik Codex: OrChrPer 45 (1979) 75–98.
Wichtige synoptische Zusammenstellungen von Teilen der Markosliturgie bei H. Engberding, Neues Licht über die Geschichte des Textes der ägyptischen Markusliturgie: Oriens Christianus 40 bzw. Ser. 4, 4 (1956) 40–68
bes. 58-65 und R.-G. Coquin, L’anaphore alexandrine de Saint Marc: Le Muséon 82 (1969) 307–356, mit eigenen Ergänzungen von PRyl. gr. 465.
H. Quecke, Ein saidischer Zeuge der Markusliturgie (Brit. Mus. Nr. 54036): OrChr-Per 37 (1971) 40–54 mit Corrigendum ebd. 405 Anm. 2 (deutsche Übersetzung ebd. 45f). Hier zitiere ich nach der Zeilenzählung der von Quecke für H. Brakmann / A. Gerhards, Prex Eucharistica vol. 2. Complementum (Fribourg, im Druck) verfertigten Übersetzung.
Längsrolle; nicht lange nach 1005/1006 verfaßt; vgl. A. Jacob, La date, la patrie et le modèle d’un rouleau italo-grec (Messanensis gr. 177): Helikon 22/27 (1982/87) 109–125.
Fragment einer Buchrolle aus Papier; 12./13. Jh.; vgl. H. Brakmann, Zur Bedeutung des Sinaiticus Graecus 2148 für die Geschichte der melchitischen Markos-Liturgie: JbÖst-Byz 30 (1981) 239–248.
Ed. W.F. Macomber, The Anaphora of Saint Mark according to the Kacmarcik Codex: OrChrPer 45 (1979) 75–98.
L.Th. Lefort, Coptica Lovaniensia: Muséon 53 (1940) 26–29 (benutzt nach der dortigen Rückübersetzung ins Griechische, in der allerdings keine Zeilenzählung markiert ist).
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Hammerstaedt, J. (1999). Spätantike und frühbyzantinische Liturgieformulare in Ägypten und Nubien. In: Griechische Anaphorenfragmente aus Ägypten und Nubien. Papyrologica Coloniensia, vol 28. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-14412-0_3
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