Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird versucht, mit Hilfe der System- und Medientheorie eine Kritik von Macht in Organisationen zu formulieren. Der Versuch ist in vier Teile gegliedert.
Ich danke Günther Ortmann für seine Anregungen, ohne die dieser Artikel nicht geschrieben worden wäre.
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Anmerkungen
So bringt schon Parsons (1971, 17; 1969, 361) das Medium Macht in die Nähe von Organisation. Er verbindet ‘collective goal attainment’, innerhalb dessen sanktionierte Verpflichtungen bestehen, mit den Phänomen der bürokratischen Organisation.
Spätestens seit Anfang der siebziger Jahre, nach seiner Diskussion mit Habermas (Habermas, Luhmann 1971). Es gibt Anzeichen, daß man das auch auf seiten der Linken etwas differenzierter zu sehen beginnt (vgl. Schöfthaler 1985). Parsons ließe sich in Wirklichkeit als sozialdemokratisch-reformerischer Denker charakterisieren (Alexander 1986, 11 ).
In diesem Aufsatz knüpfe ich an bei der Luhmannschen Version der Medientheorie, in der Medien ganz allgemein auf ihre Funktion für die Reproduktion kommunikativer Systeme untersucht werden (Luhmann 1976, 510; 1984, 220). Diese Betrachtungsweise stimmt mit meiner Deutung von Macht im 2. Abschnitt überein.
So formuliert fast wörtlich Bader (1983, 350).
In deutscher Sprache sind neuerdings Aufsätze über den Labour Process Approach erschienen: Lappe (1986a); (1986b); Wood (1986). Einfluß hat er gehabt auf die Arbeiten des Wissenschaftszentrums Berlin (vgl. Jürgens/Naschold 1983; Naschold 1985).
Diese Theoriekonstruktion, die Denken und Entscheiden auf der einen Seite und physische Prozesse ausführender Arbeit auf der anderen Seite einander entgegensetzt, macht es unmöglich, der Kommunikation zwischen Manager und Arbeiter, von der Braverman doch selbst spricht, einen Platz in der Theorie zu geben (vgl. Martens 1984, 99–100).
Siehe für diesen Unterschied z.B.: Kalivoda (1985) und Jay (1984). Über den unrealistischen Gehalt dieses normativen Maßstabs: Wellmer (1984).
Über Normen, ihre Kontrolle und ihre Sanktionierung in modernen Organisationen läßt sich manches von Foucault (1975) lernen. Für die Kontrollmöglichkeiten auf der Basis moderner Computertechnologie siehe: Ortmann (1984).
Es handelt sich hier um eine wichtige Seite der marxistischen Kritik. In dieser Dimension liegt zum großen Teil ihre moralische Überzeugungskraft.
Ich gebrauche hier den Begriff der Semantik wie Luhmann ( 1980, 18, 19), meine also die Gesamtheit der für Interpretationen, Zuordnungsversuche und auch Verdrängungen benutzbaren Formen einer Gesellschaft. Dabei handelt es sich um „einen höherstufig generalisierten, relativ situationsunabhängig verfügbaren Sinn“.
Davon zeugen auch schon mehrere Arbeiten, vgl. u.a. Montgomery (1979); Edwards (1979).
Siehe für den Begriff der Mikropolitik Küpper, Ortmann ( 1986 ), Ortmann (1987). Dort findet man auch viele Verweise auf andere Autoren, die in ihren Arbeiten von der Komplexität und Unklarheit der Machtverhältnisse in Organisationen Zeugnis ablegen.
Wie im Falle der Erklärung der Macht von Managern und Arbeitern könnte auch hier auf die Existenz von Abhängigkeiten in Organisationen verwiesen werden.
Siehe für das Verhältnis der Autopoiesisvariante zu den vorausgegangenen Varianten Luhmann (1984, Kapitel I). In diesem Aufsatz versuche ich, die nichtautopoietisch formulierten Schriften Luhmann, soweit möglich, im autopoietischen Rahmen zu reinterpretieren.
Ttirk (1976, 19) interpretiert gerade umgekehrt, daß Entscheidungen Möglichkeiten unwiderruflich ausschließen.
In diesem Band (S. 166) formuliert Luhmann das auf folgende Weise: „Geht man von dieser Annahme einer selbstreferentiellen Geschlossenheit aus, muß man alle externen Referenzen, die im System benutzt werden, als interne Operationen auffassen“.
Vgl. Habermas ( 1981, I, 112, 113): „Der Versuch, ein Äquivalent für das anzugeben, was einmal mit der Idee des guten Lebens gemeint war, darf nicht dazu verleiten, aus dem prozeduralen Begriff der Rationalität, mit dem uns das dezentrierte Weltverständnis der Moderne zurückgelassen hat, eine Idee des guten Lebens abzuleiten“.
Das behebt, glaube ich, die Bedeutungsschwäche der Grundkategorie ‘Sinn’ als ’Reduktion von Komplexität’ und auch die daraus folgende „Schwächung des Erkenntnispotentials soziologischer Forschung“, die Zolo (1985, 524) beklagt.
Diese Unterscheidung ist stark von Baudrillards Ausführungen inspiriert. (Vgl. Baudrillard 1972, 172–199; 1976, 17–22; 1980, 180ff., 209–212; 1981, 229ff.).
Die Semiologie, die sich in der Folge von Saussures Cours de Linguistique Générale (1915) entwickelt hat, nimmt diese Zeichenform als allgemeinen Ausgangspunkt (vgl. Barthes 1964). Diese Verabsolutierung wird von Baudrillard kritisiert. Auf etwas andere Weise tun das auch Derrida und Lacan. Siehe allgemein zu dieser Kritik Ducrot/Todorov ( 1972, 438–453 ).
Dies sind die im Bereich der Organisation vor allem relevanten ubergeneralisierten Werte. Die von Luhmann genannten Medien Wahrheit und Liebe gehören meines Erachtens auch in diese Reihe, sind aber für die Theorie der Organisation nicht besonders relevant.
Daß es sich dabei um eine Antwort auf die genannten Probleme handelt, deuten z.B. Porter/Steers (1973), Littler/Salaman (1984, 78ff.), Mintzberg (1983, 176–183), Kern/ Kern (1975), de Sitter und mehrere Autoren in van Hoof (1982) an. Die Aufsätze in van Hoof (1982) lassen auch deutlich erkennen, daß und wie die überlieferten Organisationsformen dabei Grenzen setzen.
So entsteht diese widersprüchliche Besetzung der Entscheidungen und eine ambivalente Haltung der Organisation gegenüber. Auch noch in solchen Situationen aber sucht man der Arbeit selbst eine gewisse Attraktivität abzugewinnen (vgl. Becker-Schmidt 1980, 710–711 ).
Neben dem Zurücktreten der Macht ist hier vor allem ein gemeinsamer Bestand an Semantiken wichtig. Damit diskutiert werden kann, müssen z.B. Manager, Ausführende und Systementwickler die ‘Sprache’ der jeweils anderen verstehen (vgl. de Brabander/ Thiers 1983; Kennsing 1985 ).
Siehe Luhmann (1981) über die Wichtigkeit der Zeitdimension in Organisationen.
Er kommt (1982, 372–373), übrigens auf der Basis einer anderen Argumentation, ebenfalls zum Schluß, daß man Verständigungsprozesse nicht als von vornherein auf Konsens gerichtet betrachten darf.
Dabei wird das Verhältnis von Entscheidung und Organisation einerseits und Persönlichkeitssystem andererseits nicht berücksichtigt. Dazu wäre eine ebenfalls entlang der Dimension der Attraktivität formulierte Theorie der Persönlichkeit nötig. Angemerkt sei immerhin, daß für die Verkettung von Bewußtseinszuständen zum Persönlichkeitssystem, wie sie Luhmann vorschwebt, wiederum die Attraktivität der Entscheidungen Voraussetzung ist.
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Martens, W. (1988). Organisation, Macht und Kritik. In: Küpper, W., Ortmann, G. (eds) Mikropolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10802-3_10
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