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Nationale Symbole zwischen Mythos und Propaganda

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Der Jugoslawien-Krieg

Zusammenfassung

Die symbolische Dimension der Politik steht immer in einem bestimmten Verhältnis zur materiellen Grundlage der politischen Macht, und deshalb ist es so gut wie undenkbar, dass ein politisches System ohne diese Dimension existieren und agieren kann. Weder kommt Politik ohne Symbole und begleitende Rituale aus, noch kann ein politisches System ausschließlich auf rationale Prinzipien gegründet beziehungsweise frei von symbolischen Konnotationen sein. Jede Gesellschaft besitzt ihre eigene Mythologie, jede Kultur verfügt über ihr eigenes Füllhorn an Machtsymbolen, die von ihren Wurzeln zeugen und ihre Normen bestimmen. Einige solcher Systeme oder politische Imaginarien drehen sich um große Einzelpersonen, andere wieder um berühmte Ereignisse; die einen wie die anderen definieren sich jedoch, ob sie eine historische Grundlage haben oder nicht, über ein Netz symbolisch ausgeprägter Inhalte.

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Literatur

Allgemein

  • Es gibt kaum umfassende und vergleichende Studien zur Thematik der politischen Mythen im südslawischen Raum, wie es auch noch wenig Untersuchungen zu den Stereotypen des Westens über diesen Raum gibt. Die Grundmotive der politischen Mythologien beleuchtet Ivo Žaniɣ in Prevarena povijest, Zagreb 1998 (Betrogene Geschichte). Verschiedene Aspekte behandelt in sehr strukturbezogener Weise Dagmar Burkhart, Kulturraum Balkan: Studien zur Volkskunde und Literatur Südosteuropas, Hamburg 1989.

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  • Heranzuziehen ist ferner: Klaus Roth, (Hg.), Südosteuropäische Popularliteratur im 19. und 20. Jahrhundert, München 1993.

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  • Zur Entstehung und Entwicklung von nationalen Ideologien: Ivo Banac, The National Question in Yugoslavia, Cornell University Press 1984

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  • und: Charles Jelavich, South Slav Nationalism — Textbooks and Yugoslav Union before 1918, Ohio State University Press 1990, eine wichtige Übersicht des symbolischen Kapitals, das die gebildeten Schichten der Slowenen, Kroaten und Serben in den gemeinsamen Staat einbrachten. Besonders wichtig sind Texte aus den kroatischen und serbischen Schulbüchern, die sich auf Bosnien-Herzegowina beziehen und die Rolle widerspiegeln, die die islamisierte Bevölkerung im jeweiligen nationalen Imaginarium hatte.

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Kroatien

  • Da das kroatische nationale Pantheon ziemlich diversifiziert ist, gibt es eine Reihe von Untersuchungen zu einzelnen Symbolfiguren. Über den Wandel des Bildes König Tomislavs siehe Ivo Goldstein „O Tomislavu i njegovu dobu“, in: Radovi instituía za hrvatsku povij est 18/1985 (Über Tomislav und sein Zeitalter). Zur Errichtung des Tomislav-Denkmals in Zagreb 1924–1947 siehe: Mira Kolar-Dimitrijevic, „Povijest grad-nje spomenika kralju Tomislavu u Zagrebu“, in: Povijesni prilozi 16/1997 (Die Geschichte der Erbauung des Tomislav-Denkmals in Zagreb). Über König Zvonimir und die Legende seines Fluches siehe: Ivo Goldstein, „Kako, kada i zašto je nastala legenda o nasilnoj smrti kralja Zvonimira. Prinos prouɩavanju meha-nizma nastajanja legendi u hrvatskom srednjevjekovnom društvu“, in: Radovi instituía za hrvatsku povi-jesí 17/1984 (Wann, warum und wie die Legende über den gewaltsamen Tod des Königs Zvonimir entstanden war. Ein Beitrag zur Erforschung des Mechanismus der Legendenbildung in der kroatischen mittelalterlichen Gesellschaft). Aktuelle Variationen des Zvonimir-Themas behandelt Ivo Žanic, „Zvonimir na remontu. Politika kao puɩka književnost“, in: Erasmus 15/1996 (Zvonimir in der Reparaturwerkstatt. Politik als Volksliteratur). Über die Entstehung des Mythos von Nikola Šubiɣ Zrinski siehe: Milivoj Šrepel, „Sigetski junák u povijesti hrvatskog pjesništva“, in: Rad JAZU 148/1902 (Der Held von Siget in der Geschichte der kroatischen Dichtung). Zu Matija Gubec: siehe Ivo Žaniɣ, „Naš najdraži seljaɩki sin. Soci-jalno porijeklo kao izvor politiɩkog legitimiteta“, in: Erasmus 26/1998 (Unser liebster Bauernsohn. Die soziale Herkunft als Quelle der politischen Legitimation).

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  • Über Kroatien als Schutzwall des Westens bzw. Brücke zwischen Ost und West in der ersten Hälfte der Jahrhunderts siehe: Ivan Mužiɣ, „Ideje Zapada i Istoka u Hrvata“ (Ideen des Ostens und Westens bei den Kroaten) Kolo 9/1970. „Eine Übersicht der kroatischen kulturellen und politischen Mythen, die im Zusammenhang des letzten Krieges, vor allem unter dem Titel „Golgotha des kroatischen Volkes“ entstanden sind, bietet: Aleksandar Flaker, Rijeɩ, slika, grad, HAZU Zagreb 1995 (Wort, Bild, Stadt).

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Bosnien

  • Zu den bosniakischen nationalen Mythen gibt es bislang keine wissenschaftlichen Untersuchungen. Das Thema wird — meistens im Zusammenhang mit der Bogumilen-These — in Gesamtdarstellungen mitbehandelt. Siehe: Noel Malcolm, Geschichie Bosniens, Frankfurt 1996

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  • Ivan Lovrenoviɣ, Bosnien und Herzegowina. Eine Kulíurgeschichíe, Wien, Bozen 1998

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  • Smail Baliɣ, Das unbekannte Bosnien. Europas Brücke zur islamischen Welt, Köln, Weimar, Wien 1992.

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  • In seiner Untersuchung über die Volksepik und den Heiduckenkult unter dem (oben angeführten) Titel „Betrogene Geschichte“ behandelt Ivo Žaniɣ parallel zu den kroatischen und serbischen auch die bosniakischen Traditionen. Zur nationalen Mythenbildung empfehlenswert: Muhsin Rizviɣ, Bosansko-muslimanska književnost u dobapreporoda 1887–1918, Sarajevo 1990 (Bosnisch-muslimische Literatur in der Zeit der Wiedergeburt).

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  • Wichtig zur Frage der Grabsteine (steɣci) von Marian Wenzel, „Bosnian Tombstones — who made them and why“, in: Südost-Forschungen Bd. 21 (1962), S. 102–143.

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  • Aktuellere Themen bei: Rusmir Mahmutɩehajiɣ, Dobra Bosna, Zagreb 1997 (Das gute Bosnien)

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  • Muhamed Filipoviɣ, Bošnjaɩka politika, Sarajevo, 1996 (Bosniakische Politik).

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Serbien

  • In der serbischen Mythologie hat der Kosovo-Mythos eine überragende Stellung, so dass die historischen Legenden und ihr Personal fast ausschließlich um ihn kreisen. Darüber: Philip Cohen, Serbia’s Secret War: Propaganda and the Deceit of History, College Station, Texas, 1996; TA. Emmert, Serbian Golgotha: Kosovo 1389, New York 1990. Noel Malcolm hat mit reichem Quellenmaterial die Mythen über die Kosovo-Schlacht und den „Massenexodus“ der Serben gründlich in Frage gestellt: Kosovo. A Shorí Hisíory, London 1998. Für die Analyse der Entstehung des Kosovo-Mythos siehe: Miodrag Popoviɣ, Vidovdan i ɩasni krst. Ogled o književnoj arheologiji, Belgrad 1976 (1973) (St. Veitstag und das ehrwürdige Kreuz. Abhandlung über literarische Archäologie) Vgl. auch die Sammelbände: Kosovski boj u književnom i kulturnom nasledu. Nauɩni sastanak slavisía u Vukove dane, Belgrad 1991 (Die Kosovo-Schlacht in der literarischen und kulturellen Tradition. Wissenschaftliche Tagung der Slawisten an den Vuk-Tagen.) und das von der serbischen orthodoxen Kirche herausgegebene Sveti knez Lazar — Spomenica o šestoj stogodišnjici kosovskog boja 1389–1989, Belgrad 1989 (Der heilige Fürst Lazar. Gedenkschrift zum 600. Jahrestag der Kosovoschlacht). Über die Kosovo-Mythologie in der Tschetnik-Bewegung siehe: Jozo Tomasevich, The Chetniks: War and Revolution in Yugoslavia, 1941–1945, Stanford 1975. Wichtig sind die Beiträge des ursprünglich in Belgrad 1996 unter dem Titel Srpska strana rata erschienenen Bandes von Th. Bremer, N. Popov, H.-G. Stobbe (Hg.), Serbiens Weg in den Krieg. Kollektive Erinnerung, nationale Formierung und ideologische Aufrüstung, Berlin 1998: über die Rolle des Kosovo-Mythos in der nationalistischen Mobilisierung: Olga Zirojeviɣ, „Das Amselfeld im kollektiven Gedächtnis“, ebd., S. 45–62, zur Erneuerung des Mythos durch die Kirche: Radmila Radiɣ,„Die Kirche und die ‚serbische Frage’“, ebd., 183–203, sowie dort auch über die wichtigste Tageszeitung Serbiens und ihre Hinwendung zum Populismus in den 80er Jahren: Latinka Pero-viɣ, „Flucht vor der Modernisierung“, S. 479–489. Außerdem: Ranko Bugarski, Jezik od mira do rata, Belgrad 1995 (Die Sprache vom Frieden zum Krieg) und Veselin Čajkanoviɣ, Mit i religija u Srba, Belgrad 1973 (Mythos und Religion der Serben).

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  • Über die moderne politische Folklore siehe die Studien: Ivan Čoloviɣ, Bordell der Krieger. Folklore, Politik und Krieg, Osnabrück 1994; ders., Pucanje odzdravlja, Belgrad 1994, (Strotzend vor Gesundheit), ders., Politika simbola. Ogledi opolitiɩkoj antropology i, Belgrad 1997 (Politik der Symbole, Beiträge zur politischen Anthropologie). Ferner: Neboj͇a Popov, „Srpski populizam. Od marginalne do dominantne pojave“ (Der serbische Populismus. Von einer marginalen zu einer dominierenden Erscheinung), Sonderbeilage zu Vreme, 24. Mai 1993. Eine Analyse des serbischen Opfermythos und der Gleichsetzung des jüdischen mit dem serbischen Schicksal bietet Pascal Bruckner, Ich leide, also bin ich, Weinheim, Berlin 1996, ausführlicher in der Zeitschrift Esprit, August/September 1994.

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  • Schlüsseltexte zum serbischen Nationalismus: Maksim Korac, „Rasrbljivanje — veɣa tragedija od kosov-ske pogibije“, in: Srpskopitanje danas, „Die Entserbung — eine größere Tragödie als die Schlacht auf dem Amselfeld“, in: Die serbische Frage heute, Belgrad 1995), Mihajlo Markoviɣ, „Naše duhovne vertikale 1989“, in: Osporavanja i angažovanja, (Anfechtung und Engagement) Ausgewählte Werke, Belgrad 1994, Bd. 8. Radovan Samardžiɣ, Ideje za srpsku istoriju (Ideen zur serbischen Geschichte), Belgrad 1989.

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Žanić, I., Kebo, O., Ćolović, I. (1999). Nationale Symbole zwischen Mythos und Propaganda. In: Melčić, D. (eds) Der Jugoslawien-Krieg. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09609-2_19

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09609-2_19

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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  • Online ISBN: 978-3-663-09609-2

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