Zusammenfassung
Die Religionssoziologie hat sich als ein zentraler Bestandteil jenes Interesses entfaltet, das die Soziologie am sozialen Zusammenhang, an der Funktion und notwendigerweise auch an der sozialen Bestimmtheit von Kultur nimmt Das Ideologieproblem klassischer Prägung 1, dessen überaus anregende und fortwirkende marxistische Version hier kaum ins Gedächtnis gerufen zu werden braucht, ist Jahrzehnte hindurch nicht allein eng verbunden gewesen mit soziologischer Analyse religiöser Verhaltensweisen, sondern die beiden Forschungsbereiche waren während ihrer jeweils fruchtbarsten Perioden auch kaum voneinander unterschieden. Es fällt auf, daß viele Anzeichen in der heutigen soziologischen Erforschung der Religion — wenn auch, wie wir sehen werden, bei weitem nicht alle — darauf schließen lassen, daß man diese überkommene enge Verbindung sich hat entgleiten lassen. Anstatt spezifisch religiöse Formen durch Analyse von Konflikten in der Gesellschaft als ganzer — und von deren religiösem „Ausdruck“ in symbolischer Form 2 — zu ermitteln, erforscht man heute die Funktion religiöser Institutionen in einer fast schon engstirnig behavioristischen Weise; man veranstaltet Erhebungen über religiöse Haltungen, die jene Institutionen von der Gesamtstruktur der Persönlichkeit und ihren Versuchen, andere Lebensprobleme zu meistern, isoliert haben.
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Anmerkungen
Die gegenwärtige Situation der Ideologieforschung habe ich versucht zu beschreiben: The Sociological Study of Ideology (1940–60). A Trend Report and Bibliography, in: Current Sociology Bd. IX, Nr. 2/1960.
Ich möchte betonen, daß ich hier von „Ausdruck“ und nicht von „Reflektion” spreche.
G. Le Bras, Etudes de Sociologie Religieuses, Bd. 1–2, Paris 1955/56. Vgl. auch seine vorzügliche „Sociologie des Religions“, in: G. Gurvitch (Hrsg.), Traité de Sociologie, Bd. 2, Paris 1960.
E. Topitsch, Sozialphilosophie zwischen Ideologie und Wissenschaft, Neuwied 1961.
Vgl. H. Desroche, Marxisme et Religions, Paris 1962. Diese Arbeit ist dem Werk M. Desroches sehr verpflichtet — vgl. z. B. dessen Aufsatz: Socialisme et sociologie du christianisme, in: Cahiers Internationaux de Sociologie, 1956, S. 149–167.
Vgl. E. Troeltsch, Gesammelte Schriften Bd. 1 (Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen), Tübingen 1919, sowie auch Gesammelte Schriften Bd. 4 (Gesammelte Aufsätze zur Geistesgeschichte und Religionssoziologie), Tübingen 1925, dort bes. S. 3–21.
M. Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. 1, Tübingen 1920, S. 536–573, dazu auch die Aufsätze „Religionssoziologie“ und „Staat und Hierokratie”, in: Wirtschaft und Gesellschaft, 3. Aufl., Tübingen 1947, Bd. 1, S. 227–336 und Bd. 2, S. 779–817. — Vgl. auch N. Birnbaum, The Zwinglian Reformation in Zürich, in: Archives de Sociologie des Religions 1959, S. 15–31.
Vgl. etwa die Literatur, die bei J. Wach, Religionssoziologie, Tübingen 1951, angegeben ist.
E. Troeltsch, Gesammelte Schriften Bd. 1, a. a. O.
P. Worsley, The Trumpet Shall Sound, London 1957.
L. Goldman, Le Dieu Caché, Paris 1955.
E. Werner, Pauperes Christi, Leipzig 1956.
E. Erikson, Young Man Luther, New York 1958.
Vgl. N. Birnbaum, Säkularisation. Zur Soziologie der Religion in der heutigen Gesellschaft des Westens, in: Monatsschrift für Pastoraltheologie 1959, S. 68–84. — Vgl. auch die Er. örterung von W. D. Marsch, Dein Reich komme. Ober die theologische Bedeutung der Utopie, in: Monatsschrift für Pastoraltheologie 1957, S. 16–30 und 151–164, weitergeführt in Auseinandersetzung mit dem Werk Ernst Blochs: Eritis sicut Deus, in: Kerygma und Dogma 1961, S. 173–196. Marschs Aufsätze stellen ein bemerkenswertes theologisches Bemühen dar, die Probleme, die uns u. a. durch K. Mannheim gestellt sind, aufzugreifen.
C. Lévi-Strauss,Tristes Tropiques, Paris 1955, und: Anthropologie Structurale, Paris 1958.
Marianne Weber, Max Weber. Ein Lebensbild, Tübingen 1926, S. 379.
E. Durkheim, Les Formes Elémentaires de la Vie Religieuse, Paris 1912.
M. Bloch, La Société Féodale, Bd. 1–2, Paris 1939/40; L. Febvre,Un Destin. Martin Luther, Paris 1928. Vgl. auch L. Febvres faszinierende Abhandlung: Le Problème de l’Incroyance au XVIe Siècle: La Religion de Rabelais, Paris 1942. L. Febvres Arbeiten sollten in Deutschland eingehender studiert werden.
H. O. WWölber, Religion ohne Entscheidung. Volkskirche am Beispiel der jungen Generation, 2. Aufl., Göttingen 1960.
G. Lenski, The Religious Factor, New York 196L
H. Schelsky, Ist die Dauerreflektion institutionalisierbar? Zum Thema einer modernen Religionssoziologie, in: Zeitschrift für Evangelische Ethik 1957, S. 153–174.
E. Pin, Pratique Religieuse et Classes Sociales dans une Paroisse Urbaine, Paris 1956.
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Birnbaum, N. (1962). Ideologiebegriff und Religionssoziologie. In: Goldschmidt, D., Matthes, J. (eds) Probleme der Religionssoziologie. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, vol 6. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05429-0_6
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