Zusammenfassung
Sexualität und Fortpflanzung im Alter sind ein Thema, das seit etwa 40 Jahren in Medizin, Gerontologie und Sozialwissenschaften deutlich an Bedeutung gewinnt, aber gesellschaftlich in Teilen immer noch tabuisiert wird. Es repräsentiert – noch mehr als andere Formen individuellen Verhaltens und sozialen Agierens – einen Grenzbereich der Produktivität; insbesondere Sexualität kann nur aus einem sehr einseitigen Blickwinkel heraus als ‚Produkt‘ oder ‚Leistung‘ verstanden werden. Trotzdem sollen im Folgenden die Diskussionen um die Fähigkeit (potentia) zu Sex und Zeugung als Teil des öffentlichen Diskurses um produktives Altern betrachtet werden. Denn zumindest in vormodernen Gesellschaften, in denen Geschlechtsverkehr und Fruchtbarkeit noch nicht entkoppelt waren und das ‚produktive‘ Hervorbringen von Nachkommen als eine der wichtigsten Aufgaben im Leben sowie als Segensnachweis galt, wurden sie genauso verstanden und erstaunlich offen diskutiert.
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Schäfer, D. (2022). Nur „in Würde impotent werden“? Silver Sex und Fertilität. In: Nur rasten und rosten?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64129-3_3
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