Zusammenfassung
Wie ist der in den Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) seit Jahren zu beobachtende kontinuierliche Anstieg der dokumentierten psychischen Erkrankungen bei den Beschäftigten zu bewerten? Welche Rolle spielen dabei Veränderungen in der Arbeitswelt? Auf diese in der Fachwelt und der Öffentlichkeit immer häufiger aufgeworfenen Fragen erlaubt der aktuelle Forschungsstand keine klaren Antworten. Nationale und internationale epidemiologische Studien stellen einhellig fest, es gebe keinerlei Hinweise für auffällige Veränderungen der Häufigkeiten psychischer Erkrankungen. Zugleich zeigen hierzulande die GKV-Arbeitsunfähigkeitsdaten einhellig eine deutliche Zunahme der dokumentierten Diagnosen psychischer Erkrankungen.
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Notes
- 1.
Hinweise zur Methodik finden sich im Anhang dieses Beitrages.
- 2.
Die zu Kap. 23 Meyer et al. abweichende Anzahl der AOK-Mitglieder erklärt sich dadurch, dass dort Mitglieder mehrfach gezählt werden, wenn Betriebswechsel stattgefunden haben.
- 3.
- 4.
Bislang ungeklärt ist, warum es in allen Diagnosegruppen bei den AU-Fällen (und weniger deutlich auch bei den AU-Tagen) – unabhängig vom Trend der Vorjahre von 2013 auf 2014 – einen deutlichen Anstieg gibt. Teilweise widerspricht dieser Anstieg von 2013 auf 2014 völlig dem sonstigen Trend: So gehen die AU-Fälle bei F20–F29 von 2009 bis 2013 kontinuierlich zurück, steigen 2014 plötzlich stark an und gehen dann bis 2018 wieder kontinuierlich zurück. Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um ein methodisches Artefakt handelt, das beispielsweise auf geänderte Rahmenbedingungen der AU-Meldung oder die AU-Bezugsgrößen zurückzuführen sein könnte.
- 5.
Bis einschl. 1997: Selbstmord und Selbstbeschädigung (Pos.-Nr. E950-E959 der ICD-9), ab 1998: Vorsätzliche Selbstbeschädigung (Pos.-Nr. X60-X84 der ICD-10).
- 6.
Bis einschl. 1997: Selbstmord und Selbstbeschädigung (Pos.-Nr. E950-E959 der ICD-9), ab 1998: Vorsätzliche Selbstbeschädigung (Pos.-Nr. X60-X84 der ICD-10).
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Hinweise zur Methodik – Tab. 22.2
In den Auswertungen wurden die Daten der erwerbstätigen AOK-Versicherten zwischen 18 und 65 Jahren ausgewertet.
Ambulante/stationäre Diagnosen
Für die Auswertung der psychischen Erkrankungen wurde eine Differenzierung nach Diagnoseuntergruppen vorgenommen. Dabei wurden für die jeweilige Diagnoseuntergruppe alle Personen berücksichtigt, bei denen die betreffende ambulante oder stationäre F-Diagnose dokumentiert war. Als ambulante Diagnosen wurden Diagnosen aus dem vertragsärztlichen Sektor und aus ambulanter Krankenhausbehandlung mit dem Diagnosekennzeichen „gesichert“ gezählt, wenn die betroffene Person im Quartal der Diagnosedokumentation erwerbstätig war. Im Bereich der stationären Diagnosen wurden Haupt- und Nebendiagnosen gewertet, wenn das Aufnahmedatum des Krankenhausfalls im Erwerbstätigkeitszeitraum lag.
Kennzahl „Anteil Personen mit stationärer Behandlung“
Um den Anteil an Personen an der Grundgesamtheit einer Diagnoseuntergruppe zu berechnen, der stationär behandelt wurde, wurden alle Patienten gezählt, bei denen ein stationärer Krankenhausfall mit der entsprechenden F-Diagnose als Hauptdiagnose und einem Aufnahmedatum im Erwerbstätigkeitszeitraum vorlag.
Kennzahl „Anzahl Personen mit Psychopharmakaverordnung“
Es wurde der Anteil an Personen der jeweiligen Diagnoseuntergruppe im Jahr 2018 berechnet, bei dem eine Arzneimittelverordnung über einen der folgenden ATC-Codes vorlag: N03AF, N03AG, N03AX, N07B, N05A, N05B, N06A, N06B, N06C. Das Verordnungsdatum musste dabei innerhalb des Erwerbstätigkeitszeitraums liegen. Die zugrunde liegende Indikation konnte nicht berücksichtigt werden, da hierzu keine Informationen in den Routinedaten der Krankenkassen vorliegen.
Kennzahl „Anzahl Jahre mit Diagnose seit 2014“
Für diese Kennzahl wurde auf Personen mit durchgängiger Versicherungszeit seit 2014 eingeschränkt, definiert als mindestens 1 Tag AOK-versichert in jedem Jahr des betrachteten 5-Jahres-Zeitraums. Dabei wurden in der Vergangenheit auch Zeiträume berücksichtigt, in denen eine Person ggf. nicht erwerbstätig war, solange sie in diesem Zeitraum versichert war. In den Ergebnistabellen ist das arithmetische Mittel zu dieser Kennzahl ausgewiesen.
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Meschede, M. et al. (2020). Psychische Erkrankungen bei den Erwerbstätigen in Deutschland und Konsequenzen für das Betriebliche Gesundheitsmanagement. In: Badura, B., Ducki, A., Schröder, H., Klose, J., Meyer, M. (eds) Fehlzeiten-Report 2020. Fehlzeiten-Report, vol 2020. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61524-9_22
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