Zusammenfassung
Emotionen, so heißt es, hätten einen immer größeren Einfluss auf politische Meinungen. Doch dass unser Denken zahlreichen Verzerrungen unterliegt, wissen Psychologen schon lange. Warum beschäftigen uns die »gefühlten Wahrheiten« gerade jetzt so sehr?
Nachdem die CDU bei der Berlin-Wahl im September 2016 eine bittere Niederlage einstecken musste, hielt Angela Merkel eine ziemlich nachdenkliche Rede. »Es heißt ja neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten«, so die Bundeskanzlerin. »Das soll wohl heißen, die Menschen interessieren sich nicht mehr für Fakten, sondern folgen allein den Gefühlen.« Danach tauchte dieser rätselhafte Begriff plötzlich überall auf. Die Gesellschaft für deutsche Sprache kürte »postfaktisch« einstimmig zum Wort des Jahres 2016. Die Redaktion des »Oxford English Dictionary« traf mit »post-truth« eine ganz ähnliche Entscheidung. Offenbar passt der Begriff perfekt in eine Zeit, in der Wahrheiten ebenso verhandelbar scheinen wie Weltanschauungen oder
politische Agenden.
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Schaarschmidt, T. (2018). Gefühlte Wahrheit. In: Könneker, C. (eds) Fake oder Fakt?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56316-8_11
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