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Skandinavische Länder

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Konfliktlösung im 19. und 20. Jahrhundert

Part of the book series: Handbuch zur Geschichte der Konfliktlösung in Europa ((HGKE,volume 4))

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Zusammenfassung

Die in den nordischen Ländern bestehenden Konfliktlösungsmechanismen und die sich mit ihnen befassende Forschung sind außerhalb Skandinaviens weitgehend unbekannt. Dafür gibt es mehrere Gründe. In den fünf Ländern wird rechtswissenschaftlich und rechtshistorisch vergleichsweise wenig publiziert. Auch die Sprachbarriere spielt eine Rolle, da nur wenige ausländische Forscher eine der skandinavischen Sprachen verstehen. Das vorliegende Kapitel erschließt zum einen die relevante Forschung zur gerichtlichen Konfliktlösung nordischer Prägung im 19. und 20. Jahrhundert. Darüber hinaus werden außergerichtliche Mechanismen der Konfliktregulierung beleuchtet, darunter der auch außerhalb Skandinaviens rezipierte parlamentarische Ombudsmann und das u.a. im Verbraucherschutzrecht bedeutsame Ausschusswesen. Die Abhandlung wird dadurch abgerundet, dass aktuelle Forschung zur Rolle von Juristen und Laien bei der Konfliktlösung vorgestellt wird.

Der Autor dankt Pia Letto-Vanamo für wertvolle Hinweise und die Durchsicht des Manuskripts.

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Notes

  1. 1.

    Beide Begriffe werden hier – wie im deutschen Schrifttum üblich (vgl. etwa Zweigert und Kötz 1996, S. 271; Ring und Olsen-Ring 2014, Rn. 1; Kischel 2015, § 7, Rn. 79) – als Synonyme verwendet, wenngleich dies nicht ganz korrekt ist. Genau genommen umfasst Skandinavien nur die auf der skandinavischen Halbinsel liegenden Länder Norwegen und Schweden.

  2. 2.

    In Grundzügen wird darin auch die Geschichte des Zivil- und Strafprozessrechts behandelt.

  3. 3.

    Jüngerer Ausdruck dieser Entwicklung ist die abnehmende Bedeutung der Zusammenarbeit im Bereich der Gesetzgebung seit den 1970er-Jahren (hierzu Kischel 2015, § 7, Rn. 104 f.).

  4. 4.

    Vgl. außerdem Coing 1987e, S. 431 ff.; Fredriksen 2009, S. 54 ff.

  5. 5.

    Vgl. ferner Munch-Petersen 1932; Dübeck 1996, S. 315 ff.; Tamm 2005, S. 391 ff., Tamm et al. 2008, S. 160 ff.

  6. 6.

    Vgl. ferner Coing 1987f, S. 317 ff.

  7. 7.

    Wie sehr sich finnisches und schwedisches Prozessrecht noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts glichen, wird etwa daraus ersichtlich, dass noch Wrede (1924) beide Länder zusammenhängend darstellt. Allgemein zur Bedeutung Schwedens für die Entwicklung des finnischen Rechts nach 1800: Modeen 2004, S. 19 ff.

  8. 8.

    Den Reformen gingen Änderungen der Gerichtskultur voraus, die in den 1970er-Jahren einsetzten (vgl. Letto-Vanamo 2007a).

  9. 9.

    Hierzu Norges offentlige utredninger 1983:48; betænkning nr. 1341 (1997, S. 96 f.); Norges offentlige utredninger 2001:32, bind A, S. 95, 317 ff.

  10. 10.

    Zu den Charakteristika des in Skandinavien besonders im 20. Jahrhundert stark ausgeprägten Wohlfahrtsstaats Kischel 2015, § 7, Rn. 89 f.

  11. 11.

    Die Vorschriften über das „schwerere Gefängnis“ wurden erst 1868 abgeschafft (Björne 1995, S. 344; Inger 2011, S. 286).

  12. 12.

    Zu späteren Reformen in Finnland Letto-Vanamo 2007a.

  13. 13.

    Hierzu und zur Beteiligung von Laien an der Rechtsprechung der anderen nordischen Länder siehe unten.

  14. 14.

    Vgl. ferner Tamm et al. 2008, S. 170 f. (Dänemark); Egge et al. 1983, S. 173 ff. (Norwegen).

  15. 15.

    Dagegen gibt es in Dänemark und Norwegen bis heute keine Verwaltungsgerichtsbarkeit (Kessel 2011, S. 38). Zur norwegischen Debatte über die Errichtung von Verwaltungsgerichten im 20. Jahrhundert Sperr 2009, S. 65 ff.

  16. 16.

    Vgl. ferner Hahn 1973; Modeen 1973; Holmgren 1974; Epiney und Gross 2004, S. 175 f.

  17. 17.

    Siehe auch Merikoski 1953; Kuuskoski 1954; Herlitz 1966–1967, S. 702 f.; Modeen 1973; Pöyhönen 2002b, S. 448 f.

  18. 18.

    Vgl. für Dänemark und Norwegen – aus gegenwärtiger Perspektive – die Darstellung verschiedener Formen der Alternative Dispute Resolution (ADR) bei Steffek und Unberath 2013.

  19. 19.

    Hierzu im nächsten Abschnitt.

  20. 20.

    Hierzu oben unter 2.

  21. 21.

    Vereinzelt gab es ähnliche Einrichtungen auch in Schweden (Modéer 1992, S. 59 f.).

  22. 22.

    Bemerkenswerterweise wurde die Verordnung aus dem Jahr 1795, aufgrund derer die Vergleichskommissionen errichtet wurden, nicht aufgehoben (de Palo und Trevor 2012, Rn. 7.05 m. w. N.).

  23. 23.

    Zur Vorgeschichte der Änderung Fredriksen 2009, S. 55, Fn. 4.

  24. 24.

    Zum Ausschusswesen im Bereich des Verwaltungsrechts und zu den Konflikträten siehe unten.

  25. 25.

    Namentlich bei Eintritt von Patientenschäden ist die Konfliktlösung in Ausschüssen besonders bedeutsam. Hierzu Eskeland 1990; Westerhäll und Phillips 1994; Lahti 1995; Fallberg und Borgenhammar 1997; Hodges et al. 2012, S. 234 ff.

  26. 26.

    Ferner hierzu Jacobs und Joustra 1995, S. 21; betænkning nr. 1341 (1997, S. 66 ff.).

  27. 27.

    Vgl. etwa Cordero-Moss 2013; Madsen 2007, S. 9 ff. (historischer Überblick). Weitere Nachweise bei Ring und Olsen-Ring 2014, vor Rn. 900.

  28. 28.

    Vgl. auch Næss 1991, S. 114 f.

  29. 29.

    Vgl. ferner betænkning nr. 1501/2008.

  30. 30.

    Statens offentliga utredningar 2000:105 (mit englischer Zusammenfassung); Statens offentliga utredningar 2004:122, S. 411 ff.; Brottsförebyggande rådet, Medling vid brott i Sverige på 2000-talet – rapport 2005:14 (mit englischer Zusammenfassung).

  31. 31.

    Zu Finnland Tiihonen 1989; Selovuori 1996, 1999; zu Schweden Kumlien und Modéer 2010, Rn. 15 ff. Auf weitere Quellen verweist Heyen 2004, S. VII.

  32. 32.

    Vgl. ferner Kessel 2011, S. 246 f.; Epiney und Gross 2004, S. 175 f.

  33. 33.

    Vgl. auch Conradsen und Gøtze 2014, S. 158 ff.

  34. 34.

    Siehe zur heutigen Situation Conradsen und Gøtze 2014, S. 163 f.

  35. 35.

    Neben diesen gibt es eine Vielzahl weiterer privater und staatlicher Ombudsmänner. So existieren im Bereich des Verbraucherschutzrechts neben den erwähnten Behörden und privaten Ausschüssen auch Verbraucherschutzombudsmänner. Sie sollen überwachen, dass die Verbraucherschutzvorschriften eingehalten werden. Überblicksartig hierzu Norges offentlige utredninger 2010:11. Vgl. auch Kischel 2015, § 7, Rn. 113 f.

  36. 36.

    Aufgabe des Justizkanzlers ist ebenfalls die Kontrolle der Verwaltung. Hierzu Haas 2012, S. 36 ff.; Göranson 2013. Zum finnischen Pendant (oikeuskansleri/justitiekansler) Honka 1959; Rowat 1961; Inha 1997.

  37. 37.

    Auch in Schweden gab es eine Zeit lang eine solche Institution, den militieombudsman. Dieser war das Vorbild für den Wehrbeauftragten des Bundestags, wurde später allerdings wieder abgeschafft (Kessel 2011, S. 151, Fn. 148).

  38. 38.

    Auf weitere Quellen verweist Hammerslev 2008.

  39. 39.

    Vgl. zur Geschichte der Gerichte Skandinaviens auch die Darstellung bei Coing 1987a, dort insbesondere in den Passagen zu Rechtsprechung und Verfahrensrecht.

  40. 40.

    Vgl. zu Dänemark ferner Hvidt 1982, S. 86; Coing 1987b, S. 148, 228. Zu Norwegen auch Kessel 2011, S. 28, 128 f. Bis heute besteht hier die Besonderheit, dass das oberste Gericht anstelle einer einheitlichen Urteilsbegründung das Votum jedes einzelnen Richters veröffentlicht.

  41. 41.

    Die Mitwirkung von Laien an der Rechtsprechung ist allerdings nicht hierauf beschränkt. So waren und sind z. B. die Vergleichskommissionen (siehe oben) überwiegend mit Laien besetzt. Der finnisch-schwedische nämnd/lautakunta ist auch an zivilrechtlichen Streitigkeiten beteiligt (Klami und Hämäläinen 1992, S. 44 f.; Diesen 2001, S. 313).

  42. 42.

    Vgl. ferner Norges offentlige utredninger 2002:11, S. 22 f.

  43. 43.

    Zur dänischen Debatte vor Einführung des Jurysystems Björne 1998, S. 74.

  44. 44.

    Eingehender zur weitreichenden Reform des nævninger-Systems im Jahr 2008: Leib 2007-2008, S. 639 f.; Nygard 2010, S. 185 ff.

  45. 45.

    Eine Ausdehnung auf weitere Strafverfahren wurde mehrfach erwogen (vgl. die Nachweise bei Sandelin 1936, S. 4, Fn. 3).

  46. 46.

    Vgl. zur Debatte, die Laienbeteiligung in Form von Geschworenen abzuschaffen und stattdessen stets Laienrichter einzusetzen, Strandbakken 2001.

  47. 47.

    Andere Auffassung mit ausführlicher Begründung Letto-Vanamo 2007b, S. 99 ff.

  48. 48.

    Auch in den städtischen Gerichten Finnlands und Schwedens wirkten allerdings Laien an der Rechtsprechung mit (Wrede 1924, S. 54).

  49. 49.

    Vgl. ferner Wrede 1924, S. 66 ff.; Tyrell und Yaqub 1996b, S. 113 f. Zur Entwicklung der finnischen Anwaltschaft im 17. Jahrhundert Letto-Vanamo 1989, 1994.

  50. 50.

    Vgl. zu Schweden auch Wrede 1924, S. 66 ff.

  51. 51.

    Siehe zu den dänischen Bestimmungen für Rechtsanwälte auch Munch-Petersen 1932, S. 21 ff.

  52. 52.

    Ferner sei auf Schmidt 1973; Sigeman 1985; Björne 2003 sowie die Länderberichte in Henssler und Braun 2011 hingewiesen.

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  1. Justiziariat, Der Regierende Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei, Berlin, Deutschland

    Robert Kessel

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  1. Robert Kessel
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Correspondence to Robert Kessel .

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  1. Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie, Frankfurt am Main, Germany

    Peter Collin

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Kessel, R. (2021). Skandinavische Länder. In: Collin, P. (eds) Konfliktlösung im 19. und 20. Jahrhundert . Handbuch zur Geschichte der Konfliktlösung in Europa , vol 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56076-1_48

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