Zusammenfassung
Etwa 30–40% aller gynäkologischen Patientinnen klagen über Kreuzschmerzen. Dieses Schmerzphänomen steht bei Frauen drei- bis viermal häufiger als bei Männern im Vordergrund ihrer Beschwerden und ist in erster Linie auf die anatomischen und funktionellen Besonderheiten des weiblichen Organismus sowie auf die stärkere Belastung durch Schwangerschaften und Geburten zurückzuführen. Außerdem rufen alle pathologischen Veränderungen der Genitalorgane und ihrer stützenden Strukturen infolge der engen nachbarlichen und nervalen
Tabelle 81. Gynäkologische Ursachen von Kreuzschmerzen
Krankheitsbilder | Besondere Hinweise |
Primäre Dysmenorrhoe (Uterusmißbildungen, genitale Hypoplasie) | Cyclisch auftretend |
Sekundäre Dysmenorrhoe (Endometriose, submucöses Myom) | Cyclisch auftretend |
Akute und chronische Entzündungen (Pyo-Hydrosalpinx, Douglas-Absceß, Adhäsionen) Endometriose | Meist präsacral in der Tiefe des kleinen Beckens lokalisiert |
Lageveränderungen des Genitale, insbesondere Descensus vaginae et uteri | Mit Ausstrahlung in die Leistengegend |
Gutartige und bösartige Genitaltumoren Beckenvenenthrombose | Je nach Größe und Ausbreitung mit Ausstrahlung in Leistengegend und Oberschenkel |
Parametropathia spastica | Präsacral in der Tiefe des kleinen Beckens |
Osteoporose als Folge eines Oestrogendefizits | Primäre Amenorrhoe, langdauernde sekundäre Amenorrhoe, Klimakterium, Menopause |
Organneurose, DyspareunieCyclisch auftretend | Überbetonte Schilderung der Beschwerden |
Beziehungen zu dem lumbosacralen Wirbelsäulenabschnitt mehr oder weniger intensive Kreuzschmerzen hervor. Man kann davon ausgehen, daß bei 10–20% der Frauen mit dieser Symptomatik ein gynäkologisches Grundleiden besteht. Bei den übrigen handelt es sich in der Mehrzahl um statisch-funktionelle Störungen des Haltungs- und Bewegungsapparates (ca. 2/3 der Patientinnen) sowie um lokale Skeletschäden (rund 1/3 der Fälle). Neurologische, urologische und internistische Erkrankungen sind demgegenüber selten durch Kreuzschmerzen als Leitsymptom charakterisiert. Die Kreuzschmerzen der Frau beruhen somit — von wenigen Ausnahmen abgesehen — auf gynäkologischen oder orthopädischen Ursachen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1982 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Knörr, K., Knörr-Gärtner, H., Beller, F.K., Lauritzen, C. (1982). Kreuzschmerzen als Leitsymptom. In: Lehrbuch der Geburtschilfe und Gynäkologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-00526-2_55
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-00526-2_55
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-00527-9
Online ISBN: 978-3-662-00526-2
eBook Packages: Springer Book Archive