Zusammenfassung
Die Bundestagswahl 2021 wies im Hinblick auf die Kanzlerkandidierenden zwei wichtige Besonderheiten auf. Zum einen verzichtete zum ersten Mal der/die Amtsinhaber*in auf eine erneute Kandidatur. Zum anderen trat mit Annalena Baerbock von Bündnis90/Die Grünen erstmals eine aussichtsreiche dritte Kanzlerkandidatin an. Im Ergebnis kam es zur Neunominierung gleich mehrerer Kanzlerkandidat*innen. Unsere Analysen zeigen einmal mehr, dass die für den Wahlausgang entscheidenden Verschiebungen in der Bewertung der Kanzlerkandidierenden bereits weit vor der heißen Wahlkampfphase stattfanden. Annalena Baerbock verlor deutlich an Unterstützung durch nicht ordnungsgemäß gemeldete Nebeneinkünfte und einen geschönten Lebenslauf. Armin Laschet wurde sein unangemessenes Lachen während der Flutkatastrophe im Ahrtal zum Verhängnis. Die Zustimmungswerte von Olaf Scholz stiegen nach den Fehlleistungen seiner Konkurrenz merklich an und trugen in der Konsequenz maßgeblich zum Wahlerfolg der SPD bei.
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Notes
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Dies mag bspw. auf die umfassenden Kooperationen der parlamentarisch vertretenen Parteien, abzüglich der AfD, bei der Verabschiedung von Maßnahmen oder auch auf die vergleichsweise geringe Intensivbettenauslastung durch Corona während der heißen Wahlkampfphase zurückzuführen sein.
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Bei den forsa-Tagesbefragungen handelt es sich um werktägliche, telefonische Befragungen von 500 Personen. Die wöchentlichen Ergebnisse haben wir aus zwei Quellen entnommen: Die Zahlen bis zur 12. KW 2021 stammen aus den Berichten des Bundespresseamtes an die Bundeskanzlerin. Diese wurden von der Transparenzinitiative „FragDenStaat“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (FragDenStaat 2020, 2021a, b). Für den Rest des Untersuchungszeitraums haben wir die tabellarische Übersicht von „Deutschland Wählt“ herangezogen (Deutschland Wählt 2022). Beiden Quellen liegen die von forsa veröffentlichten Zahlen zugrunde.
- 3.
Dabei lautete die konkrete Frageformulierung: „Wenn Sie den Bundeskanzler selbst wählen könnten, für wen würden Sie sich entscheiden: für [Kandidat A] oder für [Kandidat B]?“ Die Antwortkategorien sind: „[Kandidat A]“, „[Kandidat B]“, „für keinen von beiden“ und „weiß nicht“.
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Die Datenerhebung der Nachwahlbefragung wurde vom 27. September bis zum 21. November 2021 durchgeführt.
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Bei der Codierung der Wahlabsicht im Vorfeld der Bundestagswahl wurden selbstverständlich Befragte, die zum Zeitpunkt der Befragung bereits Briefwahl oder eine vorgezogene Urnenwahl gemacht hatten, nicht berücksichtigt. Beim berichteten Wahlverhalten sind Briefwähler hingegen inkludiert. Rund 45 % der Befragten, die an der Nachbefragung teilgenommen haben, gaben an, im Vorfeld des eigentlichen Wahltages per Briefwahl oder bei der Gemeindebehörde gewählt zu haben. Rund 18 % dieser Gruppe gaben wiederum bereits in der Vorwahlbefragung an, ihre Stimmen mindestens eine Woche vor dem Zeitpunkt der Erstbefragung abgegeben zu haben. Für diese Subgruppe bleibt die tatsächliche Kausalitätsbeziehung zwischen unabhängigen Variablen und abhängiger Variable der Untersuchung leider problematisch.
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Die Einzelheiten können der Aufbereitungs- und Analysesyntax zu diesem Beitrag entnommen werden. Die Syntax kann beim korrespondierenden Autor dieses Beitrags unter ulrich.rosar@hhu.de angefordert werden.
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Auch wenn wir es hier aus Platzgründen nicht thematisieren konnten, so haben wir dennoch selbstverständlich überprüft, ob die Kanzlerpräferenz zugunsten Baerbocks bei Personen ohne Parteiidentifikation tatsächlich weniger stark ausgeprägt ist, als bei solchen mit einer einschlägigen Parteiidentifikation. Das entsprechende Prozentzahlen-Verhältnis liegt bei 17 % zu 62 %. Für Scholz ergibt sich ein Verhältnis von 45 % bei Ungebundenen zu 82 % bei SPD-Gebundenen und für Laschet eines von 12 % bei Ungebundenen zu 46 % bei Unionsanhänger*innen.
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Rosar, U., Kühling, C., Springer, F., Klein, M., Masch, L. (2024). „Wenn die Sonne niedrig steht …“ Kanzlerkandidierende und Wahlentscheidung bei der Bundestagswahl 2021. In: Schoen, H., Weßels, B. (eds) Wahlen und Wähler. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-42694-1_12
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