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Relationale Perspektiven auf Professionalität Sozialer Arbeit

Schlaglichter auf Professionalität im Feld der Netzwerke Frühe Hilfen

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Zur Neujustierung von Professionalität Sozialer Arbeit zwischen Adressat*innen, Institutionen und Gesellschaft

Part of the book series: Edition Professions- und Professionalisierungsforschung ((EPP,volume 15))

  • 2158 Accesses

Zusammenfassung

Soziale Arbeit und Netzwerke sind eng verbunden: Als Arbeitsprinzip ist die Vernetzung der Sozialen Arbeit langjährig vertraut. Zur Arbeit mit bzw. an den Netzwerken Einzelner und der Vernetzung als Instrument eigenen Austauschs kommt seit den 1990er-Jahren zunehmend ein Kooperationsgebot auf inter-institutioneller Ebene im Kontext der sozialraumbezogenen Sozialen Arbeit sowie als Maßgabe in Förderprogrammen als Bedingung zur Mittelvergabe der öffentlichen Hand. Ausgehend hiervon und orientiert am Rahmenkonzept der relationalen Professionalität untersucht der Beitrag, wie Netzwerknarrative diskursiv gerahmt und wie sie in einem multifachlichen Netzwerkzusammenschluss im Hinblick auf Positionierungen und Aushandlungsprozesse exemplarisch re- bzw. auch dekonstruierbar sind.

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Notes

  1. 1.

    Exemplarisch sei auf die historischen Studien Mark Ganovetters und Ronald Burts verwiesen, die vor allem die Bedeutung schwacher Beziehungen für die Gewinnung neuer Informationen in den Blick rückten und so die Innovationsforschung inspirierten (vgl. Granovetter 1973 in Fuhse 2018, S. 63 f.). Burt wiederum erhellte mit seiner Theorie der strukturellen Löcher die Bedeutung derjenigen Personen, die für das Netzwerk als Broker Brücken in Nachbarnetze schlagen (Burt 1992 in Fuhse 2018, S. 65).

  2. 2.

    Auf eine solche Wirkmächtigkeit der entsendenden Organisationen verweist beispielsweise das britische Forscher*innenteam Katie Powell, Miranda Thurston und Daniel Bloyce, die Erfolg oder Produktivität von Netzwerken maßgeblich durch interpersonelle Machtbalancen beeinflusst sehen (vgl. Powell et al. 2014, S. 569–573). Jene Machtbalancen wiederum seien an die Loyalität der jeweiligen Fachkräfte gegenüber der sie entsendenden Stammorganisation (‚organisational pull‘) und deren gewachsener lokalen Repräsentanz (‚local status‘) im Sozialraum des Netzwerks geknüpft und so handlungsleitend für die Kooperation (vgl. a. a. O.).

  3. 3.

    Diese Maxime lässt sich gut am Leitbild des Bundesprogramms Frühe Hilfen skizzieren: Ziele der Frühen Hilfen für Familien ab der Schwangerschaft und nach Geburt bis zum dritten Lebensjahr des Kindes orientieren sich zuvorderst an einem präventiven Rahmen, der eine „kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen“ (Nationales Zentrum Frühe Hilfen 2016, S. 7) intendiert und somit den erzieherischen Hilfen vorgelagert sein soll. Für dieses lebensweltbezogene Ziel soll die Bereitstellung einer Palette individuell passgenauer Angebote und die Kooperation der Jugendhilfe mit Partner*innen aus dem Gesundheitsbereich sowie weiterer Sozialleistungssysteme sorgen (ebd.).

  4. 4.

    White ist im deutschsprachigen Raum unter anderem für seine ‚kulturelle Wende‘ der Netzwerkforschung bekannt, nach der Netzwerke sich aus Geschichten formen, die Bedeutungszusammenhänge und Sinn konstruieren. Jedes Netzwerk generiert durch spezifische Symbole, Sprachcodes und Normen eine eigene, unverwechselbare kulturelle Form, die White als Domäne bezeichnet. Dabei entwirft White einerseits fluide, bewegliche Formationen und bezeichnet umgekehrt Netzwerke, die sich in starreren, kontrollierenden Mustern um relativ feste Wertordnungen gruppieren als Disziplin (2008: 83 ff.).

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Kruse, S. (2023). Relationale Perspektiven auf Professionalität Sozialer Arbeit. In: Professionalität Sozialer Arbeit an der Hochschule RheinMain, F. (eds) Zur Neujustierung von Professionalität Sozialer Arbeit zwischen Adressat*innen, Institutionen und Gesellschaft. Edition Professions- und Professionalisierungsforschung, vol 15. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40187-0_14

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