Zusammenfassung
Die Verbindung von Kultur und Landschaft erscheint uns als eine selbstverständliche. Zugleich stellt die Dimension von Kultur in der Landschaftsforschung in analytischer Hinsicht und Tiefe gerade in empirischen Arbeiten eine Herausforderung dar. Im vorliegenden Beitrag wird zunächst auf Kultur und auf das Konzept von Kultur im Landschaftsbegriff eingegangen. Unter Bezugnahme auf kultursoziologische Arbeiten werden unterschiedliche Analysedimensionen vorgestellt und anhand eigener, empirischer Arbeiten in der Landschaftsforschung beispielhaft veranschaulicht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Praktiken im und mit dem Raum von zentraler analytischer Bedeutung sind. Um Kultur in diesem Kontext überhaupt dekonstruieren zu können, bedarf es einer komplexen empirischen Auseinandersetzung mit den Verhaltens- und Wahrnehmungsroutinen, den etablierten Strukturen und Diskursen der Gesellschaft, ihren Symbolen und Artefakten. Erst dann wird es möglich, die beobachteten Phänomene zu historisieren, zu reflektieren und als kulturelle Setzungen zu identifizieren.
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Notes
- 1.
Die in diesem Beitrag präsentierten Ergebnisse basieren auf dem von der DFG geförderten Forschungsprojekt „Kulturelle Muster in der Wahrnehmung und Bewertung von Landschaft“ der Autorin (2013–2018) und weiterführend aus dem DFG-Projekt „Territoriale Raumbild(n)er. Historische Landschaftsbezüge als politische Herausforderung“. (2019–2021). Nähere Informationen unter https://www.geo.uni-hamburg.de/geographie/mitarbeiterverzeichnis/kost.html.
- 2.
In der Auseinandersetzung mit sozial-kulturellen Praktiken als ein Ensemble von Kulturtechniken entwickelte Reckwitz das sogenannte praxeologische Quadrat der Kulturanalyse, das aus einem Beziehungsgeflecht von Praktiken, Diskursen, Artefakten sowie Subjektivierungen besteht und Wissensordnungen strukturiert, etabliert und fortschreibt (2016, S. 34 ff.).
- 3.
Vgl. dazu auch Leibenath (2013, S. 12 ff.) zur Pluralität konstruktivistischer Ansätze in der Analyse gesellschaftlicher Wirklichkeiten.
- 4.
Simmel formulierte diese Aussage in Bezug auf Grenzen, die nicht einfach da sind, sondern durch soziale Handlungen festgelegt und damit konstituiert werden. Insofern kann Landschaft nach dem Verständnis der Autorin damit synonym gesetzt werden. Im Originaltext heißt es: „Die Grenze ist nicht eine räumliche Tatsache mit soziologischen Wirkungen, sondern eine soziologische Tatsache, die sich räumlich formt.“ (Simmel 1983, S. 467, [1908]).
- 5.
Assmann schreibt dazu: „[Menschen kehren] an die für sie bedeutsamen Orte zurück, wo sie eine Landschaft, Monumente oder Ruinen finden. Dabei kommt es zu ‚Reanimationen‘, wobei der Ort die Erinnerung ebenso reaktiviert wie die Erinnerung den Ort.“ (1999, S. 13).
- 6.
DFG-Forschungsprojekte „Kulturelle Muster in der Wahrnehmung und Bewertung von Landschaft“ (2013–2018), weiterführend „Territoriale Raumbild(n)er. Historische Landschaftsbezüge als politische Herausforderung“. (2019–2021) – nähere Informationen unter https://www.geo.uni-hamburg.de/geographie/mitarbeiterverzeichnis/kost.html.
- 7.
Es handelt sich hier um Zitatausschnitte aus den Interviews, die die Autorin mit den Befragten an ihrem Wohnort geführt hat. In Klammern sind der Befragungsraum und das Alter der befragten Person wiedergegeben.
- 8.
Der Begriff der Struktur wird hier in Anlehnung an Reckwitz verwendet: „Strukturen bezeichnen diejenigen Phänomene, die einerseits nicht singulär, sondern zeitresistent und die andererseits nicht individuell, sondern ein soziales Kollektiv betreffend existieren.“ (1997, S. 32). In der sozialen Welt bestehen Strukturen aus Regeln (Kriterien des Handelns) und Regelmäßigkeiten (beobachtbare, wiederholend auftretende Interaktion zwischen Handelnden im Sinne erkennbarer Muster).
- 9.
Im DFG-Forschungsprojekt „Kulturelle Muster in der Wahrnehmung und Bewertung von Landschaft“ der Autorin wurden je zwei Untersuchungsräume in drei Ländern ausgewählt: Ostfriesland und Kraichgau (Deutschland), Nordgroningen und Südlimburg (Niederlande), Westpicardie und südliches Côte d’Or (Frankreich).
- 10.
Die Summe ergibt sich aus ‚bauliche Elemente einer Landschaft‘ (42 %) und ‚Landschaft als bebauter Raum‘ (33 %).
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Kost, S. (2022). Kultur als Herausforderung für die Landschaftsforschung: Analysedimensionen und empirische Befunde. In: Kost, S., Petrow, C.A. (eds) Kulturelle Vielfalt in Freiraum und Landschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37518-8_4
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