Zusammenfassung
Als der Bayerische Landtag das auf dem östlichen Isarhochufer in München thronende Maximilianeum nach dem Zweiten Weltkrieg als seine neue Heimstatt erwählte, sah er sich mit der Herausforderung konfrontiert, ein zwar überaus repräsentatives, gleichzeitig aber wenig funktionales Haus mit einer „undemokratischen Vergangenheit“ für den Parlamentsbetrieb ertüchtigen und gleichzeitig als Symbol der Demokratie etablieren zu müssen. Erbaut von König Maximilian II. diente das Gebäude seit seiner Errichtung in der Mitte des 19. Jahrhunderts funktional als Heimstatt der Studienstiftung Maximilianeum und symbolisch der Verherrlichung des Hauses Wittelsbach. An beidem hat sich scheinbar wenig geändert: Die Studienstiftung, deren Stipendiatinnen und Stipendiaten weiterhin in dem Gebäudekomplex leben, ist bis heute Eigentümerin des Hauses, der Landtag nur Mieter. Auch an dem Bildprogramm der Schaufassade des Maximilianeums, das die Sprache monarchischer Überlegenheit spricht, konnten schon aufgrund von Erwägungen des Denkmalschutzes nur punktuelle Veränderungen vorgenommen werden. Dass das Maximilianeum trotz dieser Umstände in bemerkenswert kurzer Zeit zum zentralen Symbol bayerischer Demokratie erwachsen konnte, ist so zum einen der demokratischen Praxis des Hauses geschuldet. Zum anderen sind es die Bemühungen des Landtages, nicht nur die Funktionalität des Hauses stetig verbessern, sondern dabei auch architektonische Ausrufezeichen im Sinne von Transparenz, Offenheit und Bürgernähe setzen zu wollen, welche dazu beigetragen haben, das ehemals königliche Projekt des Maximilianeums zu ‚demokratisieren‘.
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Weigl, M. (2020). Das Maximilianeum in München: Projekt des Königs, Symbol der Volksherrschaft. In: Schwanholz, J., Theiner, P. (eds) Die politische Architektur deutscher Parlamente. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29331-4_5
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