Zusammenfassung
Alle im vorigen Kapitel betrachteten Spiele haben die Gemeinsamkeit, dass es sich um einstufige Simultanspiele handelt: Die Spieler können die Strategiewahl ihrer Mitspieler zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung nicht beobachten (imperfekte Information), was sie als Simultanspiele kennzeichnet, und die Spieler haben zu einem bestimmten Zeitpunkt („Stufe“ des Spiels) nur eine Aktionswahl zur Verfügung, weshalb es sich um einstufige Spiele handelt. In diesem Kapitel betrachten wir mehrstufige Spiele, bei denen die zeitliche Abfolge von Aktionen von Bedeutung ist. Die wichtigste Unterkategorie mehrstufiger Spiele sind sequenzielle Spiele, bei denen die Spieler nacheinander entscheiden. Dadurch kann der Second-Mover, also derjenige Spieler, der als zweiter entscheidet, die vorausgehende Aktion des First-Movers vor seiner eigenen Entscheidung beobachten (perfekte und asymmetrische Information). Das zentrale Lösungskonzept bei mehrstufigen Spielen ist das Verfahren der Rückwärtsinduktion, bei dem wir die Lösung eines Spiels durch gedankliches „Vorausschauen und Zurückschließen“ ermitteln. Die über diese Prozedur ermittelten Nash-Gleichgewichte sind teilspielperfekte Nash-Gleichgewichte. Wir werden uns in diesem Kapitel eingehender mit dem Verfahren der Rückwärtsinduktion sowie mit dem Konzept der Teilspiele und Teilspielperfektheit befassen und die Lösungsschritte auf mehrstufige Spiele mit diskreten und stetigen Strategien anwenden.
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Notes
- 1.
Es ist wichtig, dass es sich bei den Stufenspielen um unterschiedliche Spiele handelt. Würde man stattdessen exakt dasselbe Spiel noch einmal spielen, läge kein mehrstufiges, sondern ein wiederholtes Spiel vor. Wiederholte Spiele werden in Kap. 5 besprochen.
- 2.
Wir sprechen hier von „Aktionen“, da eine „Strategie“ in einem sequenziellen Spiel stets aus bedingten Aktionen besteht. Siehe hierzu die ausführlichen Erläuterungen in Abschn. 2.1.
- 3.
„Ökonomen warnen EZB vor Verlust der Glaubwürdigkeit“, Wirtschaftswoche vom 20.12.2014.
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Bartholomae, F., Wiens, M. (2020). Mehrstufige Spiele. In: Spieltheorie. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28279-0_4
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