Zusammenfassung
Die unterdurchschnittlichen PISA-Ergebnisse deutscher und US-amerikanischer Schülerinnen und Schüler im Jahr 2000 hatten unterschiedliche mediale Reaktionen zur Folge: Während die Veröffentlichung in Deutschland den sogenannten PISA-Schock hervorriefen, setzten sich die US-amerikanischen Medien erst ab dem Jahr 2010 intensiver mit den PISA-Resultaten auseinander. Anhand einer diskursanalytischen Untersuchung von Überschriften deutscher und amerikanischer Zeitungen aus dem Zeitraum 1999 bis 2002 bzw. 2011 bis 2014 führen wir diese quantitativen Unterschiede der medialen Berichterstattung auf eine differierende Interpretation des Leistungsvergleiches zurück: Während die PISA-Studie in den deutschen Medien primär als Rating aufgefasst wird, d. h. mit Fokus auf die Leistungsentwicklung der deutschen Schülerinnen und Schüler, wird sie in den USA primär als Ranking gedeutet, d. h. mit Fokus auf den Vergleich und die Konkurrenz mit den Bildungssystemen anderer Staaten. Das erklärt, weshalb die Studie in den USA erst auf mediale Resonanz stieß, als der direkte Vergleich mit chinesischen Schülerinnen und Schüler möglich war.
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Die Festlegung auf ein Alter von 15 Jahren erfolgte unter der Annahme, dass mit Erreichen des 16. Lebensjahres in einem Großteil der OECD-Mitgliedsstaaten die Schulpflicht erfüllt ist (OECD 2017c).
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Abgesehen von diesen drei Kompetenzbereichen fragt die OECD die Schülerinnen und Schüler seit 2012 in der PISA-Studie auch nach ihren Kenntnissen im Bereich Finanzwesen (OECD 2017b).
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Im Jahre 2015 wurden die Fragen der PISA-Studie von den Schülerinnen und Schülern erstmals elektronisch an einem Computer beantwortet. Für weitere Ausführung diesbezüglich s. OECD (2017c).
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Für weitere Ergebnisse vgl. OECD (2014a, S. 19).
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Bei der Recherche im Nachrichtenarchiv des DER SPIEGEL wurden sowohl in den Printausgaben also auch in der Onlineversion Treffer erzielt. In diese Arbeit fließen somit Überschriften aus dem Printmedium DER SPIEGEL sowie aus dem Onlinemagazin SPIEGEL ONLINE ein.
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Es bestehen die unterschiedlichsten Vorschläge für das offene Kodieren. Neben der Untersuchung von einzelnen Phrasen können auch ganze Sätze bzw. Abschnitte oder ein ganzes Dokument analysiert werden (vgl. Strauss und Corbin 1996, S. 53 f.).
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Zindel, Z., Oubaid, N., Ukena, V., Wierum, A. (2019). Ranking vs. Rating – Eine diskursanalytische Untersuchung der Reaktionen auf PISA in Deutschland und den USA. In: Ringel, L., Werron, T. (eds) Rankings – Soziologische Fallstudien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26366-9_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26366-9_4
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-658-26366-9
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