Zusammenfassung
Das Spannungsverhältnis von normativen Zielvorstellungen und den realen gesellschaftlichen Verhältnissen wird im Fortbildungsgeschehen zum Gegenstand der Auseinandersetzung. Ausgehend von der Analyse dieser Diskussion setzen wir uns in diesem Kapitel mit impliziten Vorstellungen „guter“ sozialer Ordnung auseinander. Der Fokus liegt hierbei auf dem Verhältnis von Nationalstaat und Gesellschaft sowie dem Problem der umstandslosen Gleichsetzung von Nationalstaat und Gesellschaft. Als Bezugspunkte von Professionalisierungsprozessen werden vor allem a) die Beunruhigung der nationalstaatlichen Ordnung durch Migrationsbewegungen und b) die damit einhergehende Problematisierung von Ungleichheits- und Privilegienverhältnissen diskutiert.
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Notes
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„Die Menschen, die in der öffentlichen Debatte oder von den Sicherheitsbehörden als Salafisten bezeichnet werden, lehnen diese Zuschreibung zudem meist ab, nicht zuletzt weil der Begriff ‚Salafismus‘ in Deutschland sehr negativ besetzt ist. Sie bezeichnen das Wort ‚Salafist‘ daher gerne als ‚eine Erfindung der Medien‘.“ (Kraetzer 2018)
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Zur Kriminalstatistischen Auswertung des Bundeskriminalamts in Bezug auf Partnerschaftsgewalt s.: https://www.bkF.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/Lagebilder/Partnerschaftsgewalt/partnerschaftsgewalt_node.html (Zugriff am 03.11.2020);
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Dies gilt auch und umso mehr für noch umständlichere natio-ethno-kulturell kodierte Konstruktionen mit territorialer Referenz wie Europa oder der Westen. Wir beschränken uns hier aber auf das Konstrukt der Nation.
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„In welchem Verhältnis stehen Sie zum Täter? – Wir sind verheiratet. – Na, dann gehen Sie nach Hause. So argumentierten Polizei und Gerichte bis in die Spätphase der Ära Kohl.“ (Steinke 2017, o.S.)
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Mecheril, P., Rangger, M. (2022). Was ist aber, wenn ich gar nicht will, dass bestimmte Tendenzen in unserer Gesellschaft eine normative Bedeutung bekommen... – Professionelles Handeln und die Legitimität sozialer Ordnungen. In: Mecheril, P., Rangger, M. (eds) Handeln in Organisationen der Migrationsgesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19000-2_11
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