Zusammenfassung
Kapitel 17 hat das Wachstum einer Volkswirtschaft (und damit die langfristige Perspektive) zum Gegenstand. Es macht deutlich, dass nach der postkeynesianischen Wachstumstheorie (und damit bei stabilitätspessimistischer Sichtweise) ein stabiles Wachstum nur erreicht werden kann, wenn eine ausreichende Stimulierung der Investitionsnachfrage durch die Wirtschaftspolitik gelingt. Weiterhin zeigt das Kapitel, dass nach der neoklassischen Wachstumstheorie (und damit bei stabilitätsoptimistischer Sichtweise) das gleichgewichtige Wachstum unter marktwirtschaftlichen Bedingungen automatisch stabil ist und damit wirtschaftspolitischer Maßnahmen überflüssig sind. Schließlich geht das Kapitel auf neue (neoklassische) Wachstumstheorien ein, die Wirtschafswachstum endogen, d.h. aus den Modellen heraus, erklären und Empfehlungen geben, wie das Wirtschaftswachstum durch gezielte Einflussnahme auf die Angebots- und die Nachfrageseite der Volkswirtschaft erhöht werden kann.
Lernziele
In diesem Abschnitt erhalten Sie einen Überblick über die verschiedenen Ansätze der Wachstumsforschung und lernen verschiedene Wachstumsmodelle und ihre wirtschaftspolitischen Implikationen kennen:
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Postkeynesianische Wachstumstheorien stellen die Ableitung einer gleichgewichtigen Wachstumsrate in den Mittelpunkt und stehen damit in der Tradition der Stabilitätspessimisten. Entsprechend empfehlen sie die Stimulierung der Investitionstätigkeit, denn nur bei ausreichender Ausweitung der (Investitions‑)Nachfrage ist ein stabiler Wachstumsprozess möglich.
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Neoklassische Wachstumstheorien gehen von einer stabilitätsoptimistischen Sichtweise der Wirtschaft aus und leiten ab, dass unter marktwirtschaftlichen Bedingungen das gleichgewichtige Wachstum stabil ist und entsprechend wirtschaftspolitische Maßnahmen überflüssig sind. Das Ausmaß des Wirtschaftswachstums hängt von der exogenen Entwicklung des Arbeitsangebots und vor allem dem exogenen technischen Fortschritt ab.
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Neue (neoklassische) Wachstumstheorien stellen darauf ab, Wirtschaftswachstum endogen, d. h. aus den Modellen heraus, zu erklären und geben Empfehlungen, wie das Wirtschaftswachstum – durch Einflussnahme auf die Angebots‐ und Nachfrageseite der Volkswirtschaft – erhöht werden kann.
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Notes
- 1.
Zur Kritik an der Verwendung des realen Bruttoinlandsprodukts als „Wohlstandsindikator“ vgl. Kap. 10 im Beitrag „Volkswirtschaftliches Rechnungswesen“.
- 2.
Woll, A. (1996). Allgemeine Volkswirtschaftslehre (12. Aufl., S. 428). München: Vahlen.
- 3.
Ys steht gleichzeitig für das gesamtwirtschaftliche Angebot, worauf der Index s (für supply) hinweist.
- 4.
Dabei wird unterstellt, dass der durchschnittliche Kapitalkoeffizient K/Ys und der marginale Kapitalkoeffizient ∆K/∆Ys übereinstimmen. Ebenso wird angenommen, dass marginale und durchschnittliche Sparquote gleich sind.
- 5.
Die Entwicklung des Produktionspotenzials und damit des Inlandsprodukts bei Auslastung der Kapazitäten lässt sich durch den Exponentialtrend \( \mathrm{Y_{t}=Y_{0} \cdot e^{(s/v) \cdot t}}\) beschreiben, d. h., das Inlandsprodukt in t hängt vom Anfangswert des Inlandsprodukts, der Sparquote und dem Kapitalkoeffizienten ab.
- 6.
Konstante Skalenerträge; positive, aber gegen Null abnehmende Grenzprodukte in den einzelnen Faktoren. Diese Eigenschaften hat beispielsweise eine linear‐homogene Cobb‐Douglas‐Produktionsfunktion. Vgl. Abschn. 5.3 im Beitrag „Mikroökonomie“.
- 7.
Dieser autonome technische Fortschritt „stört“ die funktionalen Beziehungen zwischen dem Input und dem Output nicht; der Output erhöht sich jeweils um den zeitabhängigen Faktor \( \text{e}^{\uplambda \cdot \text{t}}\).
- 8.
Zusätzlich haben noch die Produktionselastizitäten Einfluss, die angeben, wie stark der Output auf Veränderungen des Inputs an Kapital bzw. Arbeit reagiert. In der in Abschn. 5.3 im Beitrag „Mikroökonomie“ dargestellten Cobb‐Douglas‐Produktionsfunktion entsprechen die Produktionselastizitäten den beiden Exponenten b und c.
Literatur
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Rittenbruch, K. (2000). Makroökonomie (11. Aufl.). München, Wien: Oldenbourg.
Samuelson, P. A., & Nordhaus, W. D. (2010). Volkswirtschaftslehre: das internationale Standardwerk der Makro- und Mikroökonomie (4. Aufl.). München: mi-Fachverlag.
Woll, A. (2003). Allgemeine Volkswirtschaftslehre (14. Aufl.). München: Vahlen. (In der 15. und 16. Aufl., die 2007 und 2014 unter dem Titel „Volkswirtschaftslehre“ erschienen sind, wurde der makroökonomische Teil stark verkleinert.)
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Hewel, B., Neubäumer, R. (2017). Das Wachstum einer Volkswirtschaft – die längerfristige Sicht. In: Neubäumer, R., Hewel, B., Lenk, T. (eds) Volkswirtschaftslehre. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16523-9_17
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